Demografie:16000 Menschen in zehn Jahren - So schnell wächst der Landkreis

Haimhausen von oben

Blick von Haimhausen nach München.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Binnen zehn Jahren ist die Bevölkerung im Landkreis um 16 000 Menschen gewachsen. Ein Ende des Anstiegs ist nicht in Sicht.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

In den vergangenen zehn Jahren ist im Landkreis eine unsichtbare Kleinstadt entstanden. Man sieht sie nicht, weil sie sich nicht verorten lässt. Doch man kann fühlen, dass ihre Einwohner da sind: in der S-Bahn, auf den Straßen, bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Platz in einer Kindertageseinrichtung. Heute leben im Landkreis 152 700 Menschen. Das sind etwa 16 400 mehr als noch 2007 und entspricht einem Wachstum von 12,1 Prozent. Allein in der Stadt Dachau wohnen etwa 6000 Menschen mehr als vor zehn Jahren, wenn man Zu- und Fortzüge gegenrechnet.

Das geht aus den jüngsten Zahlen des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München hervor. Dieser hat die Gemeindedaten von 153 Kommunen in der ganzen Region veröffentlicht. Nur in fünf Gemeinden schrumpft die Bevölkerung minimal. Ansonsten kennt die demografische Entwicklung in und um die Landeshauptstadt nur eine Richtung: steil nach oben.

Im Speckgürtel rückt alles enger zusammen

9,9 Prozent betrug das Bevölkerungswachstum in der Region München in den vergangenen zehn Jahren. Die Einwohnerzahl im Landkreis Dachau stieg im Vergleich noch schneller als anderswo. Von 17 Kommunen lagen neun beim Bevölkerungszuwachs über dem regionsweiten Durchschnitt. Freilich, das ist alles andere als überraschend. Seit Jahren prognostizieren Statistiker diesen Trend und bestätigen damit die gefühlte Wahrheit, dass im Speckgürtel alles enger zusammengerückt ist. Doch mit der Bevölkerung werden die Herausforderungen von Jahr zu Jahr größer. "Die Zahl der Kinder in Kindertageseinrichtungen steigt in fast jeder Gemeinde an", schreibt der Verband. Und: "Beim Wohnungsbau herrscht in der ganzen Region großer Nachholbedarf."

Demografie: Aufgrund des Bevölkerungswachstums müssen die Kommunen mehr und mehr in Kindertageseinrichtungen investieren.

Aufgrund des Bevölkerungswachstums müssen die Kommunen mehr und mehr in Kindertageseinrichtungen investieren.

(Foto: Toni Heigl)

Bei der Vorhersage des Planungsverbandes für die Stadt Dachau kann einem fast schwindelig werden. Während 2007 noch 41 167 Menschen hier wohnten, waren es zehn Jahre später schon 47 255. Vor allem für junge Menschen scheint Dachau attraktiv zu sein. Von den 6000 Menschen sind die meisten, nämlich fast 1900, zwischen 18 und 24 Jahre alt. Und die Fünfzigtausender-Marke ist nur noch eine Frage der Zeit. Für das Jahr 2034 rechnen die Statistiker mit 54 200 Einwohnern in Dachau. Keine andere Kommune im Landkreis kann da ansatzweise mithalten. Die zweitgrößte Gemeinde Karlsfeld ist in den vergangenen zehn Jahren um fast 3000 Menschen gewachsen, 2034 sollen hier 23 300 Einwohner leben.

20,8 Prozent Bevölkerungswachstum in Odelzhausen

Doch Karlsfeld und Dachau reihen sich bei der demografischen Entwicklung hinter anderen Kommunen im Landkreis ein. Die steilste Wachstumskurve für den Zeitraum zwischen 2007 und 2017 verzeichnet Odelzhausen. In den zehn Jahren ist die Einwohnerzahl hier um 20,8 Prozent auf fast 5100 gestiegen. Dahinter folgen Haimhausen und Pfaffenhofen mit jeweils 18,5 Prozent. Die rote Laterne im Landkreis hält Röhrmoos mit einem vergleichsweise niedrigen Anstieg von 1,6 Prozent.

"Der starke Bevölkerungszuwachs ist vor allem auf die sehr gute Wirtschaftslage in der Region München zurückzuführen. Dazu leistet jede einzelne Kommune ihren Beitrag", schreibt der Planungsverband. Seit 2007 hat sich die Zahl der Beschäftigten in den 153 analysierten Gemeinden durchschnittlich um fast ein Drittel erhöht, im Landkreis Dachau sogar um 42,8 Prozent auf mehr als 41 000. Bemerkenswert ist dabei die Gemeinde Bergkirchen. Hier ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 1474 im Jahr 2007 auf 4526 im Jahr 2017 gesprungen, was einem Wachstum von mehr als 200 Prozent entspricht. Nur die Stadt Dachau übertrifft diesen absoluten Zuwachs. Hier hat sich die Zahl der Beschäftigten um 3136 auf 15 530 erhöht.

Die Kommunen müssen wegen des Bevölkerungswachstums kräftig investieren

Dementsprechend gut steht es um die Finanzen in den Kommunen. "Sie haben 2017 im Durchschnitt 1765 Euro pro Einwohner eingenommen", so der Planungsverband, der in den Gemeindedaten die Gewerbe- und Einkommensteuereinnahmen pro Kopf ausgerechnet hat. Der Landkreis liegt hier mit 1223 Euro pro Einwohner aber unter dem Durchschnitt. Als einzige Kommune darüber kommt Odelzhausen, das mit Abstand Spitzenreiter ist und wo 2017 pro Einwohner 2853 Euro an Steuereinnahmen in die Gemeindekasse flossen. Dahinter landen Bergkirchen (1723 Euro) und Vierkirchen (1509 Euro).

Gleichwohl müssen die Kommunen aufgrund des Bevölkerungswachstums kräftig investieren. Etwa müssen sie eine Kindertageseinrichtung nach der anderen hinklotzen. Auch das zeigen die Zahlen des Planungsverbandes. Zum Beispiel Sulzemoos: 2007 gab es in der westlichen Landkreisgemeinden 115 genehmigte Plätze in Kindertageseinrichtung. Bis auf zwei waren alle belegt. 2017 hat sich die Zahl der betreuten Kinder fast verdoppelt und der angebotenen Plätze auf 291 erhöht. Und in der Stadt Dachau gibt es seit 2007 fast 1000 Plätze mehr, die auch dringend benötigt werden.

Der Landkreis Dachau bleibt auch in Zukunft bayernweit an der Spitze, was das Bevölkerungswachstum angeht. Das Landesamt für Statistik erwartet für das Jahr 2037 einen Zuwachs von 13,2 Prozent. Damit liegt Dachau vor den Landkreisen Ebersberg (plus 13,0 Prozent), Erding (plus 12,2 Prozent) und München (plus 12,1 Prozent).

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