6500 Besucher pro Tag:Ziemlich zufrieden

Peter Brandl, der neue Wirt für das Karlsfelder Siedlerfest, hat den Umsatz um ungefähr 25 Prozent gesteigert. Damit dürfte der Abwärtstrend gestoppt sein. Nächstes Jahr soll gezielt um ein junges Publikum geworben werden

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Der Siedlerbund hat am Freitagabend eine insgesamt positive Bilanz des Karlsfelder Siedlerfests gezogen. Auch Peter Brandl, der in diesem Jahr erstmals als neuer Festwirt in Karlsfeld angetreten war, zeigte sich bei der Pressekonferenz am Mittwochabend zufrieden. Die Vielzahl positiver Rückmeldungen der Besucher, habe gezeigt: "Unser Konzept ist aufgegangen." Die Familie Brandl, die auch das Festzelt am berühmten Cannstatter Wasen betreibt, hat sich einige Neuerungen einfallen lassen, um das Siedlerfest, Bayerns größtes privat organisiertes Volksfest, wieder seine alte Anziehungskraft zu geben. In den vergangenen Jahrzehnten waren die Besucherzahlen kontinuierlich zurückgegangen. Ausgerechnet das Jubiläumsjahr 2016 markierte einen Tiefpunkt. Einige Schausteller überlegten bereits, ob sie das nächste Mal überhaupt noch einmal zum Festplatz an den Karlsfelder See kommen sollen.

Fischerstechen

Bier und Hendln reichen nicht mehr aus, um Besucher auf das Siedlerfest in Karlsfeld zu locken. Da braucht es schon Aktionen wie das Fischerstechen auf dem Karlsfelder See.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Nun ist ein Neuanfang gemacht, der - wie das bei Anfängen oft so ist - nicht ganz reibungslos ablief. "Natürlich hat es einige betriebsinterne Probleme gegeben", sagte Brandl. "Die drangen aber eigentlich nicht nach außen." Ganz richtig ist das nicht. Einige Besucher berichten, dass sie eine Dreiviertelstunde auf ihr Getränke warten mussten. Tatsächlich hatte Brandl offenbar den Durst der Siedlerfest-Besucher unterschätzt. Nach drei Tagen war die Zahl der Service-Kräfte allerdings so weit aufgestockt, dass der Betrieb reibungslos über die Bühne gehen konnte. "Wir haben ein gutes Geschäft gemacht."

6500 Besucher pro Tag: Und Karlsfelds Festwirt Peter Brandl (hier beim Dirigieren) ist überzeugt, die richtigen Bands für die Stimmung engagiert zu haben.

Und Karlsfelds Festwirt Peter Brandl (hier beim Dirigieren) ist überzeugt, die richtigen Bands für die Stimmung engagiert zu haben.

(Foto: Toni Heigl)

Fragen nach Verkaufszahlen lehnte Brandl zunächst kategorisch ab. "Ich glaube, dass wir ein Stück erfolgreicher waren, als unser Vorgänger." Später erklärte der Festwirt, der Umsatz liege wohl etwa 25 bis 30 Prozent über dem des Vorjahres. Besonders großen Zuspruch fanden die Brezen der Karlsfelder Bäckerei Piller, die auch auf dem Oktoberfest verkauft werden. Brandl hatte mit neuen Schmankerln wie einem Bayern-Burger oder Sonderangeboten wie Spezialtarifen für die Belegschaft der großen Münchner Werke MAN und MTU versucht, mehr Publikum anzulocken, was offenbar gelungen ist. Nach Brandls Schätzungen saßen pro Tag im Schnitt mindestens 6000 bis 6500 Besucher im Festzelt. Zu verdanken ist das auch den zugkräftigen Bands, die Brandl engagiert hat. "Es geht viel über die Stimmung im Bierzelt", sagt er, und offenbar ist die Rechnung aufgegangen. "Wir werden das Musikprogramm auf dem gleichen Niveau halten", versprach er.

Versteigerung

An wen geht wohl das nächste Objekt? Auktionator Sepp Mittermeier bei der Versteigerung von Wertsachen, die auf dem Flughafen München verloren wurden.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Gut angekommen ist bei Schaustellern und Besuchern auch, dass sich die Festwirte Peter und Manuela Brandl immer wieder außerhalb des Festzelts blicken ließen. "Wirt kann man nicht lernen", sagte Brandl. "Das ist man." Allerdings hatten die Veranstalter dieses Jahr auch Glück: Das Wetter war optimal - warm und trocken, nicht zu heiß - nur an einem der zehn Tag hatte es geregnet. Bis auf eine kleinere Rangelei wurde bislang auch kein Zwischenfall auf dem Siedlerfest bekannt. Das zeige, dass das Siedlerfest ein "friedliches Familienfest" sei, sagte Christa Berger-Stögbauer. Sie freut sich, dass in diesem Jahr mehr Besucher von auswärts zum Siedlerfest gekommen sind, vor allem aus Dachau und dem Dachauer Hinterland. Nur bei der Mobilisierung des jungen Publikums hat es noch nicht so geklappt. "Wir müssen sehen, dass wir an unserem Image arbeiten", sagte Berger-Stögbauer.

Allerdings gibt es auch konkrete Punkte, bei denen die Veranstalter noch Verbesserungsmöglichkeiten sehen. Als großer Schwachpunkt gilt die Verkehrsanbindung des Festgeländes an den S-Bahnhof Karlsfeld. Im kommenden Jahr könnte unter Umständen ein Shuttle-Service für die Besucher eingerichtet werden, sagte die Festreferentin. Dazu habe es bereits Gespräche mit Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) gegeben. "Wir werden sehen, was man da machen kann." Im kommenden Jahr fällt das Siedlerfest - wieder einmal - mit der Fußball-Weltmeisterschaft zusammen. Peter Brandl kündigte an, die Spiele der deutschen Nationalmannschaft auf Leinwand im Festzelt zu zeigen. Auch bei den Fahrgeschäften soll es neue Attraktionen geben: "Stillstand ist Rückschritt", sagte Festreferentin Berger-Stögbauer.

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