Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau:Genossen gegen Vergessen

Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau: Die Sozialdemokraten Marianne Klaffki, Florian Hartmann, Markus Rinderspacher, Christina Kampmann und Michael Roth (von links) mit Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann.

Die Sozialdemokraten Marianne Klaffki, Florian Hartmann, Markus Rinderspacher, Christina Kampmann und Michael Roth (von links) mit Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann.

(Foto: Toni Heigl)

Die Sozialdemokraten Christina Kampmann und Michael Roth kandidieren als Doppelspitze für den SPD-Vorsitz. Bei einem Termin in der KZ-Gedenkstätte mit Parteifreunden beziehen sie Stellung gegen den Rechtsextremismus

Von Helen Krueger-Janson

Die Sozialdemokraten stehen vor dem berühmten Tor mit der Aufschrift: "Arbeit macht frei". Die Leiterin der KZ-Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, erklärt, welch ein verhöhnender Zynismus hinter dieser Aussage steckt. Inmitten der Zuhörer sind Europa-Staatsminister Michael Roth und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann. Die beiden Politiker kandidieren als Doppelspitze für den SPD-Parteivorsitz. An diesem Nachmittag sind sie nach Dachau gekommen, um sich über die Geschichte der Sozialdemokraten während des NS-Regimes zu informieren. Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann begleitet seine Parteigenossen.

Roth und Kampmann weisen daraufhin, dass sich ihre Partei seit jeher gegen nationalistische Ideologien stellt. "Die SPD ist das älteste Bündnis gegen rechts", betont Michael Roth. Jetzt, da sich die rechtsradikal motivierten Gewalttaten in Deutschland wieder häuften, sei es besonders wichtig, die warnenden Erinnerungen an die NS-Zeit wach zu halten. Christina Kampmann zeigt sich besorgt, "die Generation der Zeitzeugen stirbt immer weiter aus und so scheint auch das Gedächtnis der Gesellschaft an die Zeit wegzusterben". Ihrer Meinung nach ist das der Grund für die steigende Ignoranz und Ablehnung gegenüber anderen Kulturen. "Rechtsradikalität aufzuhalten, bedeutet heutzutage nicht mehr, gegen Skinheads in Springerstiefeln vorzugehen. Der Hass rückt immer weiter in die Mitte der Gesellschaft", sagt Roth. "Wir leben in einem Land, in dem die NSU-Morde noch nicht aufgeklärt wurden und die Akten unter Verschluss gehalten werden. Bei so etwas muss der Staat mit gutem Beispiel vorangehen."

Gedenkstättenleiterin Gabriele Hammermann fokussiert sich bei ihrer Führung auf die Geschichte der Sozialdemokraten zu Zeiten des Nazi-Regimes. Viele SPD-Mitglieder wurden 1944 im Zuge der sogenannten "Aktion Gewitter" unter der Führung Heinrich Himmlers von der Gestapo verhaftet und in Lagern inhaftiert. Roth und Kampmann vertreten das politische Erbe der verfolgten Sozialdemokraten und sehen sich besonders in Zeiten des gesellschaftlichen Umschwungs in der Verantwortung, so viel wie möglich über ihre Parteigeschichte zu erfahren.

Aber Kampmann will nicht nur in die Vergangenheit schauen, viel wichtiger ist für sie, die Vergangenheit in die Zukunft zu holen. Sie erzählt von ihrer Idee, Aussagen von Zeitzeugen als Hologramme oder Aufnahmen von ihnen mit Virtual Reality Brillen für Museumsbesucher zugänglich zu machen. Diese könnten dann die damalige Architektur und den Aufbau eines Arbeits- oder Vernichtungslagers zeitgetreu sehen und anhand der Aussagen der Zeitzeugen etwas über die menschenunwürdigen Zuständen in den Lagern erfahren. Kampmann verspricht sich davon eine unmittelbarere Prägung der Besucher in Dachau, die so neben rekonstruierten Gebäuden und aufschlussreichen Texten über die damalige Zeit eine sehr persönliche Konfrontation erleben können.

Kampmann und Roth sagen, dass sie die Stadt Dachau für ihren Umgang mit ihrer dunklen Vergangenheit bewundern würden. "Das war auch nicht immer einfach", hakt OB Hartmann ein, "aber wir sind stolz darauf, ein internationaler Lern- und Erinnerungsort zu sein". Darauf legen Roth und Kampmann großen Wert. Roth wird diese Woche noch mit dem Bürgerrechtsaktivist Romani Rose den ermordeten Sinti und Roma in Auschwitz gedenken. Er und Kampmann versprechen im Falle ihres SPD-Parteivorsitzes, sich auf Bundesebene gegen die Vermehrung rechten Gedankenguts zu stellen.

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