Energiewende:Über 200 Interessierte beim Windkraft-Infomarkt

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Vor allem im Westen und Nordwesten des Landkreises Dachau werden sich in einigen Jahren mehrere Windräder drehen. Zumindest planerisch tut sich einiges. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Gemeinde Bergkirchen erläutert die Pläne für die zwei Windräder im Lauterbacher Wald, die auf ihrem Gebiet entstehen. Das Interesse ist groß, Kritik kommt nur vereinzelt.

Von Alexandra Vettori, Bergkirchen

Insgesamt sind es sechs Windräder, die sich in ein paar Jahren zwischen Sulzemoos, Machtenstein und Lauterbach drehen könnten, es wäre das größte Windkraftprojekt im Landkreis Dachau. Die zwei südlichen Standorte liegen auf Bergkirchener Gebiet, weshalb die Gemeinde vergangenen Freitag in das Alte Schulhaus Lauterbach eingeladen hat. „Wir möchten sehr früh und ehrlich informieren, damit die Leute wissen, was geplant ist“, betont Bürgermeister Robert Axtner (CSU). Die Bevölkerung nahm das Angebot an, im Laufe des Nachmittags sind laut Gemeinde über 200 Interessierte vorbeigekommen.

Weil die vier nördlich gelegenen Windräder auf Sulzemooser und Schwabhausener Gebiet liegen und von anderen Projektanten betrieben werden, standen im Alten Schulhaus die Bergkirchener Windräder im Vordergrund. Noch befinden sich alle Anlagen in einem sehr frühen Planungsstadium, werden erst die Genehmigungsvoraussetzungen eruiert. Dass sie kommen, ist aber wahrscheinlich: Alle halten die vorgeschriebenen Mindestabstände zu Siedlungen ein und gelten, da im Wald liegend, als privilegierte Vorhaben. Dazu ist der Lauterbacher Wald im derzeit entstehenden Windkraftkonzept des Regionalen Planungsverbands als Vorrangfläche für Windenergie ausgewiesen.

Genossenschaft für Bürgerbeteiligung

Investoren der beiden Bergkirchener Windräder sind der Waldbesitzer und der Münchner Windkraft-Entwickler Beermann Energiesysteme, der auch an dem kürzlich vorgestellten Projekt bei Vierkirchen und an den anderen vier Rädern im Lauterbacher Wald beteiligt ist. Sobald das Landratsamt die Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz erteilt, wird aus der Projektgesellschaft eine Betreibergesellschaft. Hier kommt dann auch die Gemeinde ins Boot, ebenso wie die in Gründung befindliche Bürgerenergie-Genossenschaft Bergkirchen.

Bürgermeister Axtner und der Gemeinderat stehen voll hinter dem Projekt, alle Beschlüsse fielen bisher einstimmig. Viele aus dem Gemeinderat sind auch am Freitag anwesend, an den Stellwänden bilden sich Gruppen, man unterhält sich bei Kaffee, Getränken und belegten Semmeln. Die Stimmung ist entspannt, schließlich ist schon fast ein Jahr bekannt, dass ein großes Windkraftprojekt im Lauterbacher Wald entstehen soll. Beim Infomarkt nun sind die Informationen nach Themen geordnet, Fachleute stehen für Erläuterungen parat. Es gibt Lagekarten, die die Abstände zu den Siedlungen zeigen, Infos zu Schattenwurf, Lärm, Umweltschutz und sogar Brandschutz am Windrad.

An Stellwänden sind einzelne Themen aufbereitet, Fachleute stehen für Auskünfte parat. (Foto: Toni Heigl)
Bürgermeister Robert Axtner (v.l.) und Heribert Seiderer, der zusammen mit Helmut Braun den Vorsitz der Bürgerenergie-Genossenschaft Bergkirchen übernommen hat, informieren über Beteiligungsmöglichkeiten. (Foto: Toni Heigl)
Ein Lageplan zeigt die genauen Windrad-Standorte im Lauterbacher Wald. (Foto: Toni Heigl)

Man habe sich für dieses Format entschieden, erklärte Franziska Fischer von Beermann Energiesysteme, „weil sich die Leute da ganz gezielt zu verschiedenen Themen informieren können“. Es gebe einen Feedback-Kasten, in den man Zettel mit Anregungen und Kritik werfen könne, die würden dann im Gemeinderat behandelt. Kritische Blicke sieht man bei den Lagekarten, auch wenn die Mindestabstände eingehalten werden. So sind die Anlagen mehr als einen Kilometer von den nächsten Ortschaften Lauterbach, Sulzemoos und Einsbach entfernt. Einige Einzelhöfe aber sind näher dran, der nächste 715 Meter.

Für eines der beiden Windräder gibt es schon einen positiven Vorbescheid aus dem Landratsamt, mit der Genehmigung rechnet man bis Mitte des kommenden Jahres. Dann dauert es laut Franziska Fischer weitere sechs bis zwölf Monate, bis die nächsten Schritte getan sind. Frühester Baubeginn des ersten Windrades wäre dann Frühjahr 2026, Inbetriebnahme im Idealfall Herbst 2027.

Kritik kommt nur vereinzelt

Im Bergkirchener Rathaus ist Gemeindekämmerer Alto Weigl am Montag sehr zufrieden mit dem Verlauf des Info-Nachmittags: „Die Resonanz war überwältigend. Viele haben sich auch gezielt nach den finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten erkundigt.“ Kritik sei nur vereinzelt gekommen, sagt Weigl. „Die meisten wissen ja, dass es sich um privilegierte Vorhaben handelt, die man eh nicht verhindern kann. Und dann wollen die Leute wenigstens davon profitieren.“

Beteiligen können sich Interessierte in der Bürgerenergie-Genossenschaft Bergkirchen. Wie Vorsitzender Heribert Seiderer berichtet, wartet man derzeit auf die Beurkundung. „Wir gehen davon aus, dass wir Ende des Jahres eingetragen sind“, so Seiderer. Privatleute aus Bergkirchen und Umgebung können dann Mitglieder werden, ein Anteil kostet 200 Euro, maximal 100 Anteile kann eine Person erwerben. Nur Genossenschaftsmitglieder können später auch Vorrangdarlehen zur direkten Projektfinanzierung gewähren. Die Genossenschaft selbst wird sich nicht nur an den Windrädern beteiligen. Aktuell prüft man laut Seiderer eine Freiflächen-Photovoltaikanlage.

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