Bildung:Erzieher und Pfleger können in Bergkirchen Bachelor-Grad erwerben

Das Angebot des Landkreises in Kooperation mit der Westallianz und der TU Ingolstadt richtet sich auch an Mitarbeiter von Wirtschaftsbetrieben.

Von Rudi Kanamüller, Bergkirchen

Mit der Zusatzbezeichnung "Hochschulgemeinde Bergkirchen" wird es zwar wahrscheinlich nichts, aber stolz dürfen die Bergkirchener dennoch sein: Vom kommenden Jahr an können Erzieher und Pfleger in ihrer Gemeinde den akademischen Bachelor-Grad (BA) erwerben. Möglich wird dieses Studienangebot des Landkreises in Kooperation mit der Westallianz und der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI). Und ein solches Angebot, sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) bei der Vorstellung des Projektes im Landratsamt, habe es bisher im Landkreis nicht gegeben. Das war eben auch das Ziel: im Landkreis erstmals ein neues Hochschulangebot zu etablieren, an dem Firmen und die Bevölkerung partizipieren können. Stefan Löwl erklärte: "Auch wenn wir uns am Stadtrand von München befinden und vermeintlich nah an den dortigen Hochschulangeboten dran sind, sehen wir den Bedarf für ein Hochschulstudium im Landkreis."

Das hat auch eine Umfrage unter Firmen und Einrichtungen bestätigt. Wie der Vertreter der Technischen Hochschule Ingolstadt, Florian Lorentz, sagte, soll das neue Studienangebot einen "hohen Anwendungsbezug" haben und Theorie und Praxis "stark verknüpfen". Das erste Studienangebot wird im März kommenden Jahres in Räumen des Bergkirchner Bruggerhauses starten. Die Studenten können einen Bachelor-Abschluss für Management in Sozial- und Gesundheitsberufen erwerben. Die reguläre Studiendauer wird, sagte Lorentz, auf dem Papier elf Semester betragen. Allerdings könne sich die Studiendauer durch Anrechnungszeiten bis auf sechs Semester reduzieren. Die Studiengruppen sollen 20 bis maximal 30 Personen umfassen.

Angebot für Handwerksbetriebe

Kostenlos ist das Studienangebot aber nicht: Pro Semester werden 1950 Euro an Studiengebühren fällig. Diese seien allerdings steuerlich abzugsfähig, ergänzte Landrat Löwl, weil es sich dabei um eine berufliche Fort- und Weiterbildung handelt. Die meist berufstätigen Studenten werden ihr Studium freitags und samstags blockweise absolvieren. Die Studienangebote, sagte der Sprecher der Westallianz, Bürgermeister Simon Landmann (CSU), steht auch Interessenten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck offen.

Dem Projekt gingen viele Gespräche der Westallianz und des Landkreises Dachau mit verschiedenen Hochschulen, auch mit der TU München, voraus. Man fragte bei Firmen im Landkreis nach, ob überhaupt Interesse an einer weiteren Qualifizierung für ihre Mitarbeiter besteht. Die Technische Hochschule Ingolstadt erklärte sich schließlich bereit, in die Region zu gehen und beim Zuschnitt der Studiengänge auf die Bedürfnisse der örtlichen Wirtschaft einzugehen.

Bürgermeister Landmann hatte noch einen weiteren wichtigen Punkt im Auge: Es wurde auch der Bedarf an diesem Angebot bei sozialen Einrichtungen, vor allem Kindertagesstätten und Alten- sowie Pflegeheimern ermittelt. Beim Bachelor-Studium erwerben diese Fachkräfte vor allem Managementkompetenzen in der Leitung solcher Einrichtungen. Landmann erklärte dazu: "Die Anforderungen steigen von Jahr zu Jahr." Außerdem gebe es einen "erheblichen Personalbedarf in den Kinder- und Altenbetreuungseinrichtungen. Für alle, die an dem Management-Studium für Erziehungs- und Gesundheitsberufe interessiert sind, wird deshalb am 14. Dezember noch eine Informationsveranstaltung abgehalten.

Hoher Anspruch

Beim Bachelor-Studium im sozialen Bereich soll es aber nicht bleiben. Für die technischen Berufe wird im kommenden Jahr noch eine Informationsveranstaltung in Dachau stattfinden, erklärte Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Dort sollen dann die Ergebnisse einer Online-Befragung unter den Unternehmen der Stadt und des Landkreises vertieft werden. Ein Bachelor-Studium im technischen Bereich, davon sind die Wirtschaftsförderer der Stadt und des Landkreises überzeugt, sei nicht nur für große Firmen interessant, sondern auch "prädestiniert für Handwerksbetriebe". Denn in der globalisierten Wirtschaft sei es wichtig, mit den Wirtschaftspartnern auf "Augenhöhe zu agieren". Außerdem, so die Hoffnung, könnten daraus weitere Aufträge generiert werden.

Das Institut für Akademische Weiterbildung (IAW) der THI wurde 2008 gegründet. Es hat sich die wissenschaftliche Weiterbildung zu einem zentralen Anliegen gemacht. Das Angebot umfasst eine Vielzahl von Studiengängen, Zertifikaten und Seminaren. Zielgruppe sind Berufstätige, die sich berufsbegleitend weiter qualifizieren wollen oder müssen. Florian Lozentz sagt: "Unser Anspruch ist es, immer die besten Dozenten zu bekommen. Und zwar solche, die auch mit Erwachsenen umgehen können."

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