Bergkirchen:Proteststurm gegen Hühnerfarm

Biobauer will im Bergkirchner Ortsteil Oberbachern einen Stall mit großem Auslauf für 6000 Tiere errichten. Die Anwohner fürchten Lärm- sowie Geruchsbelästigung und fordern einen Alternativstandort.

Von Petra Schafflik

Massiver Protest erhebt sich gegen einen geplanten Legehennen-Betrieb in Oberbachern. Am Lindenberg will Biobauer Markus Burghart einen Stall plus Auslauf für 6000 Hühner bauen. "Nach modernsten ökologischen Richtlinien für artgerechte Haltung", so der Landwirt. Doch im 288-Einwohner-Ort formiert sich Widerstand, am Montag haben Projektgegner zur Info-Veranstaltung geladen. Im Gasthof Oberbachern reichten die Sitzplätze nicht für weit mehr als hundert Zuhörer, die sich im Wirtssaal drängten. Die Anwohner fürchten Lärm- und Geruchsbelastungen durch den Hühnerstall, sorgen sich um Umwelt- und Gesundheitsgefahren, negative Auswirkungen aufs Trinkwasser und Verkehrsbelastungen. "Wir leben alle in einem Dorf, da ist es wichtig, dass wir miteinander auskommen", betonte Frank Palsa, der die Protest-Initiative koordiniert. Ziel sei, für die geplante Hühnerfarm einen Alternativstandort zu finden.

Die Gegner des geplanten Hühnerstalls sind sichtlich um Sachlichkeit bemüht. "Wir sind keine Verhinderer, zum Dorf gehört die Landwirtschaft", so Palsa, der gemeinsam mit Sabine Hansel, Gabriele Schwarz und Michael Goeb aus Oberbachern die Versammlung organisierte. Problematisch bei der geplanten Hühnerfarm sei die Lage. Der Hühnerstall mit 40 000 Quadratmeter Frei-Auslauf soll auf einem Hügel etwa 400 Meter von der nächsten Siedlung entstehen. "Für die Anwohner ist Bio da eher schlecht", sagte Michael Goeb. Denn die Freifläche werde sich in eine Staubzone verwandeln, "da ist keine Wiese mehr". Der Wind trage die oberste Bodenschicht samt Kot dann Richtung Ortschaft.

Auch unzumutbare Gerüche fürchten die potenziellen Nachbarn. "Der Standort ist einfach viel zu nah am Dorf", so Goeb. Weil direkt beim Hühnerhof-Standort die beiden örtlichen Trinkwasserbrunnen stehen, werden Gefahren für die Wasserqualität befürchtet. 6000 Hühner seien doch Massentierhaltung, formulierte eine Bürgerin grundsätzlichere Bedenken. "Wenn ich von Dorf rede, meine ich durchschnittliche Landwirtschaft, keine industrielle Anlage." Auch die langfristige Entwicklung des Dorfes sehen die Bacherner beeinträchtigt. Gerade jetzt, wo mit der Elektrifizierung der Linie A der Ort endlich einen Bahnhof bekomme, werde die künftige Baulandentwicklung mit der Hühnerfarm ausgebremst. An Bürgermeister Simon Landmann (CSU), der die Versammlung als Zuhörer verfolgte, appellierten die Bürger, ihre Bedenken ins Genehmigungsverfahren einzubringen. "Dafür wollen wir heute ein klares Statement setzen", so Palsa.

Die massive Kritik trifft Landwirt Markus Burghart unerwartet. "Ich bin nicht bloß enttäuscht, das ist ein Schlag ins Gesicht", sagt der Biobauer, der an der Protest-Veranstaltung bewusst nicht teilgenommen hat. Auf seinem Hof, der seit 1900 besteht, baut der überzeugte Bio-Landwirt Gemüse wie Kürbisse und Karotten an. Seit er 2003 seine Milchwirtschaft mit damals 100 Kühen aufgegeben habe, denke er über einen Hühnerstall nach, sagt Burghart der Dachauer SZ. "Jetzt wollte ich mir diesen Traum erfüllen." Bei Kollegen habe er das moderne Haltungskonzept nach Bioland-Richtlinien angeschaut. "Ich war begeistert, die Tiere laufen frei herum, das sind glückliche Hühner." 6000 Hennen, das bedeutete weniger Futter und Kot als früher bei 100 Kühen, Geruchsemmissionen gebe es erfahrungsgemäß nicht. Der Bauantrag für den Hühnerstall liegt bei der Gemeinde, die ihr Einvernehmen erteilen muss. Als Entscheidungsgrundlage wurde ein immissionsschutzrechtliches Gutachten in Auftrag gegeben, das eine mögliche Erweiterung auf 12 000 Tiere berücksichtigt. Der Bauantrag ruht derweil für zwei Monate, Genehmigungsbehörde ist dann das Landratsamt. Voraussichtlich werde die Gemeinde ihr Einvernehmen nicht erteilen, sagt Bürgermeister Landmann. Vielmehr soll Burghart unterstützt werden bei der Suche nach einem alternativen Standort, "der verträglicher ist für die Bürger und die Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde nicht derart einschränkt". Auch die Kritiker hoffen auf eine Standortalternative. Landwirt Burghart fragt sich, ob er angesichts des Widerstands am Projekt festhalten soll. "Ich will keinen Streit."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: