Bergkirchen:Lehrstück für Bürgerbeteiligung

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58 Lauterbacher haben einen Förderverein zum Umbau des alten Schulgebäudes in ein Gemeinschaftshaus gegründet und damit den geplanten Abriss verhindert.

Petra Schafflik

Wie aktive Bürgerbeteiligung funktionieren kann, lässt sich in Lauterbach beobachten. Dort sollte das 1906 errichtete ehemalige Schulhaus einer modernen Multifunktionshalle weichen. Doch die Bürger begehrten auf, forderten den Erhalt des sanierungsbedürftigen, aber traditionsreichen Gebäudes. Beim Protest ist es nicht geblieben: 58 Lauterbacher haben jetzt den "Förderverein Alte Schule - Haus der Begegnung" gegründet, um im Gebäude ein Bürgerhaus zu installieren. Dieses Engagement hat auch Bürgermeister Simon Landmann (CSU) überzeugt: "Das wird etwas Tolles." Und die Sportler bekommen nun eine kleinere Halle, die neben dem Schulhaus Platz hat.

Claudia Fleischer führt ins Innere des Alten Schulhauses von Lauterbach, das eine Bürgerinitiative unbedingt erhalten will. (Foto: © joergensen.com)

Der Bürgermeister macht keinen Hehl daraus: "Mein ursprünglicher Plan war anders." Den aktiven Sportlern des Lauterbacher Tischtennisvereins, die aktuell in den ehemaligen Klassenzimmern des Schulhauses mehr schlecht als recht trainieren, wollte die Gemeinde etwas Gutes tun. Eine moderne Sporthalle samt Vereinsräumen war geplant, das gut hundert Jahre alte Schulhaus, ein charmantes aber nicht denkmalgeschütztes Gebäude sollte dem Neubau weichen. Doch Tradition und Dorfgeschichte war den Lauterbachern mehr wert als reine Funktionalität. In einer emotional verlaufenen Bürgerversammlung im November forderten sie, das Gebäude zu erhalten. Dies sagte Bürgermeister Landmann zu, forderte aber die Mitarbeit der Bürger.

Die haben Wort gehalten und in den vergangenen Wochen ein Konzept entwickelt, das künftig Jung und Alt im Gebäude zusammen bringen soll. Auch weil in dem 760-Seelen-Ort gerade Bauplätze für 180 Neubürger ausgewiesen werden, "brauchen wir so ein Bürgerhaus für unsere Gemeinschaft", betont Claudia Fleischer, die zur Vorsitzenden des Vereins gewählt worden ist. Fleischer ist begeistert über die große Resonanz des Projekts: "Schön, dass so viele Lauterbacher mit Herzblut an der Schule hängen."

An Ideen für das künftige Haus der Begegnung mangelt es nicht: Feste im Jahreskreis, Seniorencafé, Bastelgruppen, Mutter-Kind-Treffen und PC-Kurse von Jugendlichen für Senioren stehen auf der langen Vorschlagsliste. Die Volkshochschule, die schon jetzt Kurse im Schulhaus organisiert, könnte das Angebot ausweiten, wünschen sich die Lauterbacher. "Der Jugendtreff wird selbstverständlich im Haus bleiben und alle örtlichen Vereine sollen sich einbringen können", erklärt Claudia Fleischer. Doch zuvor steht erst einmal eine Grundsanierung des Hauses an. Unterstützt von einem Fachmann wird der Verein eine Prioritätenliste für notwendige Arbeiten aufstellen, die dann Schritt für Schritt erledigt werden, erläutert der Bürgermeister. Die Vereinsmitglieder wollen selber anpacken, "doch der Gemeinde wird einiges bleiben", ist sich Landmann bewusst.

In Lauterbach geht der Erhalt des ehemaligen Schulhauses aber nicht auf Kosten des Sports. Statt der geplanten Multifunktionshalle entsteht nun quasi im Schulgarten eine kleine Sporthalle samt Umkleiden und Sanitärräumen. Von den kalkulierten Baukosten in Höhe von 450000 Euro wird nach Abzug von Zuschüssen und Eigenleistung der Sportler die Gemeinde noch einen Anteil von rund 30 Prozent finanzieren müssen. Mit dem Bau wird bereits in diesen Tagen begonnen. Sobald die Tischtennisspieler dorthin umziehen, wollen die Aktiven des Vereins im Schulhaus richtig loslegen.

Als Erstes möchte Claudia Fleischer im Kursraum der Volkshochschule die alten Eichendielen wieder zum Glänzen bringen. Leben soll aber bereits vor der Sanierung ins "Haus der Begegnung" einziehen. "Unsere nächste Aktion ist ein Ostereiersuchen für die Dorfkinder."

© SZ vom 16.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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