Bergkirchen:Frühlingsrauschen

Petra Morper und ihre Musikerinnen nehmen das Publikum in der Pfarrkirche Bergkirchen mit auf die Reise von der Renaissance ins Barock.

Von Dorothea Friedrich, Bergkirchen

Gefühlte tausend neue Details gibt es bei jedem Besuch der Bergkirchner Pfarrkirche Sankt Johann Baptist zu entdecken. Dabei wirkt das Gotteshaus bei aller Rokoko-Pracht nie überladen, sondern wie ein harmonisches Ganzes, in dem sich die Geschichte von Jahrhunderten widerspiegelt. Mag sein, dass diese eigene Atmosphäre von fröhlicher Frömmigkeit, lebensbejahendem Glauben und weltzugewandter Anmutung auch die Künstlerinnen des diesjährigen Konzerts am Pfingstmontag inspiriert hat. "Warbling the birds enjoying" - Zwitschern ist der Vögel Vergnügen - hatte Petra Morper diese Musikreise von der Renaissance ins Barock genannt. Wie passend. Denn Orgel, Cembalo, Cello, Flöte und Sopran vereinten sich zu einem vielstimmigen musikalischen Credo mit entzückend kunstvollen Reminiszenzen an durchaus weltliche Vergnügungen.

Pfingstkonzert

Diese eigene, fromme Atmosphäre inspiriert die Musikerinnen um Petra Morper zu einem hervorragenden Konzert.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Bereits seit 2010 gibt es diesen Ausklang des Pfingstfestes; Petra Morper war von Anfang an dabei - als Organisatorin sowie als Cembalo- und Orgelspielerin. Sie zeigte gleich von Beginn an der Königin der Instrumente mit dem prachtvollen Rokoko-Orgelprospekt, wie harmonisch, kraftvoll und bildhaft die Musiksprache im England des elisabethanischen Zeitalters war: William Byrd (1543 - 1623) ist einer der bekanntesten und beliebtesten Komponisten jener Epoche, in der die seinerzeit noch junge anglikanische Kirche mit Gewalt und Grausamkeit ihre Auffassung vom "richtigen" Glauben durchgesetzt hat. Byrds "The King's Hunt" hat womöglich am Hof der "jungfräulichen Königin" ebenso reüssiert wie in verborgenen Kapellen der verfolgten Katholiken, wo es als Sinnbild für den richtigen spirituellen Weg interpretiert werden konnte. Jedenfalls waren Pferdegetrappel und Jagdhörner bei Morpers Spiel sofort präsent.

Pfingstkonzert

Wie ein harmonisches Ganzes wirkt die Pfarrkirche Bergkirchen in ihrer Rokoko-Pracht.

(Foto: Fotos: Niels P. Jørgensen)

Vom englischen Hof ins absolutistische Frankreich: Sopranistin Ariane Kofler hatte zwei Arien von Jean-Baptiste Lully (1632 - 1687) ausgewählt. Der Hofkomponist Ludwigs XIV. wird nicht zu Unrecht auch "Sonnenkönig der französischen Oper" genannt. Waren doch seine in jeder Beziehung aufwendigen Kompositionen unverzichtbarer Bestandteil der luxuriösen Feste seines königlichen Arbeitgebers. Berückend schön und direkt in die Herzen der Zuhörer hinein sang Ariane Kofler "Qu' une injuste fierté - Welch' unangebrachter Stolz" aus "Acis und Galatée" und "Toy, qui dans ce tombeau - Du, in diesem Grab, bist nichts als Asche" aus "Amadis", einem der größten Opernerfolge Lullys und ein Glanzstück der Opernliteratur.

Weil es anders als der Titel vermuten lässt hier nicht um eine Totenklage geht, war die wuchtige "Orgelfantasie über Malle Sijmen" des Niederländers Jan Pieterzoon Sweelink (1562 - 1621) ein würdiger Abschluss des ersten Konzertteils von der Orgelempore aus. Johann Sebastian Bachs (1685 - 1750) Cellosuite in G-Dur (BWV 1007) spielte die junge Anastasiia Tcaregorotceva gefühlvoll, auf technisch hohem Niveau und auswendig im Altarraum. Eine große Leistung. Bachs Sonate e-Moll für Flöte und Generalbass (BWV 1034) hatte sich Nicola Hahn für ihren Soloauftritt ausgesucht. Feinfühlig begleitet von Petra Morper am Cembalo, zeigte sie, welche schier unendlichen Möglichkeiten in der so oft als Anfängerinstrument belächelten Blockflöte steckten. Bei einem Streifzug durch die sogenannte Alte Musik durfte Henry Purcell (1659 - 1695) nicht fehlen. Sein "Trumpet Tune" ist Teil des "Fitzwilliam Virginal Book". Und klingt auf dem Cembalo sehr viel delikater als in den oft so martialisch daher kommenden Bläseraufführungen. Unbestreitbarer Höhepunkt des Konzerts war aber "Waibling the Birds". Sopran und Flöte umgarnten sich heftig, steigerten sich mit Trillern und Koloraturen in einen wahren Frühlingsrausch, gegen den nicht einmal die winterlichen Temperaturen in der Kirche etwas ausrichten konnten und der dem Publikum Momente reiner Glückseligkeit schenkte. Beifallsstürme und Bravo-Rufe waren der Dank der Zuhörer.

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