Bergkirchen:"Albert, Albert!"

Bergkirchen: Albert Sikora überreicht Korektorin Andrea Wiesner einen Baum als Erinnerung an seine Zeit als Schulleiter der Grund- und Mittelschule Bergkirchen.

Albert Sikora überreicht Korektorin Andrea Wiesner einen Baum als Erinnerung an seine Zeit als Schulleiter der Grund- und Mittelschule Bergkirchen.

(Foto: Toni Heigl)

Die Grund- und Mittelschule Bergkirchen verabschiedet Rektor Sikora wie einen Superstar. Er hat das Amt des Schulrats für den Landkreis übernommen. Bürgermeister Landmann sagt, dass den Eltern, Lehrern, Schülern und auch ihm so richtig zum Feiern gar nicht zumute ist

Von Sarah Stemmler, Bergkirchen

Ist er ins Zillertal Schlittenfahren gegangen? Hat er ein Schiff nach Amerika genommen? Oder ist er vielleicht doch nur kurz beim Bäcker um die Ecke? Die Klasse 3c der Grund- und Mittelschule Bergkirchen fragt sich, wohin ihr Schulleiter verschwunden sein könnte. Seit vier Wochen haben sie ihn im Schulgebäude nicht mehr gesehen, jetzt singen sie ihm zu seiner Verabschiedung in der Aula ein Lied. Albert Sikoras Zeit als Rektor in Bergkirchen ist zu Ende, allerdings nicht, weil er auswandern oder dem Wintersport frönen wollte. Sikora ist seit Anfang des Monats als Schulrat im Dachauer Schulamt tätig. Für die letzten Wochen vor den Sommerferien übernahm Konrektorin Andrea Wiesner die Leitung. Bei seiner Verabschiedung lobt sie ihren ehemaligen Chef, er habe die Schule zu einem modernen, zeitgemäßen Lernort weiterentwickelt.

Zwar hatte Sikora die Position des Schulleiters nur vier Jahre lang inne, doch in dieser Zeit hat er viel verändert und angeschoben. Wiesner erwähnt die Einrichtung der M 10-Klasse, die Kooperation mit der Johannes-Neuhäusler-Schule aus Schönbrunn oder die Modernisierung der schulinternen Technik. "Du hast geholfen, wie du nur konntest", sagt Wiesner und fügt hinzu: "Wir gratulieren dem Schulamt Dachau, dass sie einen guten, menschlichen Mitarbeiter gewonnen haben."

Allerdings würden Wiesner und das Lehrerkollegium ihren Schulleiter lieber behalten. In einer Adaption des Beatles-Songs "Help" singt der Lehrerchor: "Hilfe, was tun wir jetzt ohne dich? Daran zu denken ist für uns ganz fürchterlich!"Auch Bergkirchens Bürgermeister, Simon Landmann, lässt Albert Sikora nur ungern ziehen. "So richtig zum Feiern ist uns heute nicht zumute", stellt er fest. Sikora habe die Schule zu einem Aushängeschild der Gemeinde gemacht, sei nie vor neuen Herausforderungen zurückgeschreckt. In den letzten Jahren habe er Weichen für die Zukunft gestellt.

Sikora wird am Tag seiner Verabschiedung nicht nur viel Lob zuteil, sondern vor allem viel Liebe. Wenn der Lehrerchor singt "Die Fans in deiner Schule sind die besten Fans der Welt", dann ist das keine Übertreibung. Die Schüler der Grund- und Mittelschule haben Plakate gebastelt, auf denen der Name ihres ehemaligen Schulleiters steht, am Ende des ersten Lieds rufen einige laut: "Albert, Albert!". Man könnte meinen, Sikora sei ein Fußballstar, immerhin bekommt er von der Offenen Ganztagsschule eine Torte in Fußballfeldoptik geschenkt. Und es folgen noch mehr Präsente, von der Schulfamilie erhält Sikora einen symbolischen Sack voller Kornähren. Dieses Geschenk bezieht sich auf das Gedicht "Der dicke Sack" von Wilhelm Busch, das Sikora persönlich sehr am Herzen liegt. Das Gedicht handelt von einem hochmütigen Kornsack, der vergisst, dass er ohne die Ähren "nur ein leerer Schlauch" wäre. Sikora meint, die Verse zeigten, wie wichtig ein gutes Miteinander sei, dass man sich gegenseitig brauche. Er habe das Gedicht auch schon im Schulamt vorgetragen.

Das Lehrerkollegium hat ebenfalls ein sehr persönliches Geschenk für Sikora, einen selbst gehäkelten Bär "mit dem Herz am rechten Fleck". Die Musiklehrer haben ein Instrumentalstück vorbereitet, das die vier Jahre mit Sikora als Schulleiter darstellen soll. Es klingt ausgesprochen fröhlich, denn: "Du hast alles immer zu einem guten Ende geführt", sagt Nicola Hahn. Die Abschluss feier beendet Sikora jedoch nicht, stattdessen hält er seine Dankesrede schon zu Beginn. Niemanden lässt er dabei aus, bedankt sich bei der Schulfamilie, dem Elternbeirat, der Verwaltung, dem Kollegium, aber auch dem Hausmeister und dem Reinigungspersonal. Damit man gern zur Schule geht, und das sei auch bei den Schülern sein Ziel, muss schließlich das Gesamtpaket stimmen. Die Atmosphäre der Verabschiedung ist in jedem Fall stimmig, und zwischen Umarmungen und Rührung ist auch noch Zeit für einen Rocksong. Lutz Salzwedel, der die Schüler bei ihrer beruflichen Fortbildung unterstützt, hat seine Gitarre dabei und singt mit der ganzen Aula "Heartlight" von Kenny Loggins. Da bleibt keiner ruhig auf seinem Platz sitzen, auch der ehemalige Schulleiter nicht. Zum Abschluss lässt die Schulfamilie im Pausenhof Luftballons steigen, doch ein Abschied für immer ist es sicher nicht. Wie der Schulchor bei seiner Darbietung von "Wer hat an der Uhr gedreht" bemerkte: "Heute ist nicht alle Tage. Du kommst wieder, keine Frage."

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