Berechnung des Durchnittsniveaus:Wie hoch ist Ihre Miete?

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Eigentum kann sich nicht jeder leisten und so leben viele in Mietwohnungen. Aber auch diese sind inzwischen so teuer geworden, dass Normalverdiener die monatlichen Abgaben kaum noch aufbringen können. (Foto: Toni Heigl)

In Dachau und Karlsfeld werden derzeit viele über ihre Wohnverhältnisse ausgefragt. Grund für diese Aktion ist die Erstellung eines neuen Spiegels, der als Orientierung dienen soll. Gesucht werden Mitarbeiter

Von Thomas Altvater, Dachau

Die Mieten in Dachau sind sehr hoch, und steigen weiter. Das ist kein Geheimnis. Für Wohnungssuchende, die ein normales Einkommen haben, ist das aber inzwischen ein echtes Problem. Viele Vermieter verlangen astronomische Summen für ihre Objekte. Doch was ist normal, was Wucher? Der Mietspiegel zeigt es. Für viele ist er eine echte Hilfe, eine Orientierung, aber auch eine bindende rechtliche Grundlage für allzu schnell steigenden Mieten. Deshalb muss der Spiegel ständig aktualisiert werden. Derzeit wird ein neuer für Karlsfeld und Dachau erarbeitet. Er soll im April veröffentlicht werden. Doch der Stadt fehlen noch ein paar Mitarbeiter, die bis September Mieter über ihre derzeitige Wohnsituation befragen. Wer Interesse hat, derartige Interviews zu führen, kann sich bei der Firma Gewos melden.

In gewisser Weise ist die Arbeit am Mietspiegel eine gemeinnützige. Am meisten freilich profitieren die Mieter. Sie sind aber auch die Schwächeren. "Der Mietspiegel soll verhindern, dass die Preise zu stark und zu schnell steigen", erklärt Christine Gossner, Vorsitzende des Vereins Haus und Grund Dachau. Aber wie? Schließlich beinhaltet er hauptsächlich Zahlen und Fakten. Er ist ein rechtlich relevantes und anerkanntes Mittel gegen zu hohe Mieten, sagt Grossner. Wenn der Stadtrat den Mietspiegel anerkannt hat, können Betroffene einen Mietpreis ablehnen, der deutlich höher ist, als das was für das entsprechende Viertel als durchschnittliche Monatsmiete festgeschrieben ist. Und falls sich der Vermieter stur stellt, statt einzulenken, können die Mieter sogar gerichtlich gegen ihn vorgehen - auf Grundlage dieses Spiegels. Für Gossner ein Mittel, das viel zu selten genutzt wird: "Die Realität ist, dass viele Vermieter den Mietspiegel einfach nicht berücksichtigen und die Mieter dann nicht dagegen vorgehen, was aber ihr gutes Recht wäre." Viele wissen das allerdings auch gar nicht.

Die stellvertretende Leiterin des Dachauer Bürgerbüros Beate Boll ist weniger kämpferisch. Der Mietspiegel sei eigentlich dazu da, dass "gerichtliche Streitigkeiten erst gar nicht entstehen", sagt sie. Er soll schließlich auch ein Anhaltspunkt für Vermieter sein, die ihre Forderungen entsprechend festlegen. Auch Wladimir Müller, Projektleiter bei der für die Erhebung zuständigen Firma Gewos aus Hamburg, sieht das ähnlich: "Zu allererst ist der Mietspiegel ein Interessensausgleich zwischen Mieter und Vermieter, denn der Mietspiegel stellt eine Art Orientierungshilfe für beide Gruppen dar."

Grundlage für den Mietspiegel ist eine Befragung möglichst vieler Dachauer und Karlsfelder, die nicht im eigenen Häuschen wohnen. "Damit alles zügiger funktioniert, brauchen wir noch ungefähr zehn Menschen, die sich für dieses wichtige Projekt engagieren", sagt Boll, rund 15 Interviewer sind bereits im Einsatz. "Um eine aussagekräftige Statistik zu erhalten, müssen mindestens 1000 Mieter, die wir per Zufall ausgewählt haben, befragt werden", erklärt Müller. Anhand der Befragung errechnet das Hamburger Institut die ortsübliche Vergleichsmiete, also die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Wie sich diese entwickelt haben, wird im Vier-Jahres-Rhythmus neu ermittelt, zuletzt 2014, und dann alle zwei Jahre angepasst. Vor einem Jahr mussten die Dachauer noch durchschnittlich 9,10 Euro pro Quadratmeter Wohnraum zahlen. Zum Vergleich: Die München müssen durchschnittlich 11,23 Euro pro Quadratmeter ausgeben.

Alle Mieter, die Teil der Erhebung sind, wurden bereits im Vorfeld informiert. Ihre Teilnahme an der Befragung ist zwar nicht verpflichtend, aber dennoch äußerst wichtig. "Je mehr Leute sich beteiligen, als Mieter und Interviewer, desto realistischer ist das Ergebnis am Ende", erklärt Boll vom Bürgerbüro. Von August bis einschließlich September werden die Interviewer in Dachau und Karlsfeld eingesetzt. "Die Arbeitszeit beträgt nicht mehr als zehn Stunden pro Woche", sagt Müller von der beauftragten Firma Gewos. "Jeder kann sich seine Zeit frei einteilen, auch wie viele Wochen er als freier Mitarbeiter beschäftigt sein will." Es gibt einen Fragebogen, der anhand der Kriterien erstellt wurde, die die Stadt Dachau, Karlsfeld, der Verein Haus und Grund, sowie der Mieterverein und die Firma Gewos gemeinsam erarbeitet haben. Gefragt wird unter anderem nach dem Mietpreis, der Ausstattung der Wohnung oder des Hauses, sowie nach der Lage der Immobilie. Pro Fragebogen erhalten die Interviewer eine Aufwandsentschädigung. "Das ist keine schwere, aber eine wichtige Arbeit", resümiert Gossner vom Verein Haus und Grund.

"So gut wie die Befragung durchgeführt wird, so gut ist letztendlich auch die Qualität der erhobenen Daten", sagt Wladimir Müller. Um einen gewissen Standard zu gewährleisten, bereitet sein Institut die Bewerber auf ihre Aufgabe vor. Die Leute sollen sich schließlich nicht belästigt fühlen und müssen deshalb gut geschult werden. "Die Bewerber sollten ein freundliches Auftreten und vor allem auch Zuverlässigkeit mitbringen, da sie die Stadt Dachau repräsentieren und die erhobenen Daten natürlich wichtig sind", so Müller.

Interessierte können sich telefonisch unter 040 69712221 über ihre Aufgabe und alles Weitere informieren oder gleich eine Kurzbewerbung per Internet an wladimir.mueller@gewos.de schicken.

© SZ vom 23.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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