Beerdigung:"Ein großartiger Dachauer"

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Etwa 200 Trauergäste nehmen Abschied von Wolfgang Gerstner, der im Alter von 78 Jahren gestorben ist. OB Hartmann würdigt ihn als Idealbild eines Lokalpolitikers, der sich für die Stadt über die Maßen eingesetzt hat.

Von Robert Stocker, Dachau

Etwa 200 Trauergäste haben am Mittwochvormittag Abschied von Wolfgang Gerstner genommen. Am Trauergottesdienst in der Pfarrkirche St. Jakob nahmen neben Gerstners Familie und Freunden auch zahlreiche ehemalige Weggefährten aus Kommunalpolitik, Sport und Wirtschaft teil. Stadtpfarrer Wolfgang Borm würdigte Gerstner in seiner Predigt als honorigen, immer freundlichen Mann, der in der Stadtgesellschaft stark verwurzelt war. "Er war ein großartiger Dachauer und ein großartiger Mensch", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann am Grab der Familie im Waldfriedhof. Gerstner war am Dienstag vergangener Woche im Alter von 78 Jahren einer langen, schweren Krankheit erlegen.

Unter den Augen von 200 Trauergästen segnete Stadtpfarrer Wolfgang Borm das Grab von Wolfgang Gerstner im Waldfriedhof. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Glasermeister war nicht nur als Unternehmer aktiv, sondern engagierte sich auch viele Jahre in der Kommunalpolitik und als Sportfunktionär. Geboren 1939 in Reichenberg, wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam von Altomünster über Günding nach Dachau. Gerstner absolvierte zunächst eine Buchdruckerlehre. 1964 heiratete er Edith Eberle, die Nichte des berühmten Glasmalers Syrius Eberle. "Damit wurden die Weichen neu gestellt", sagte Pfarrer Borm in seinem Nachruf. Gerstner schulte zum Glaser um und übernahm die Glaserei in der Altstadt vom Vater seiner Frau Edith, Wilhelm Eberle. Heute wird der Familienbetrieb von Gerstners Sohn Markus weitergeführt. Wolfgang Gerstners berufliches Engagement ging über das eigene Unternehmen hinaus. So gehörte er viele Jahre lang dem Vorstand der Glaserinnung Oberbayern an.

Pfarrer Borm erinnerte daran, dass Wolfgang Gerstner an dem Tag gestorben war, der dem Heiligen Christophorus geweiht ist. Der Heilige stehe für Stärke und Gelassenheit. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auch in der Kommunalpolitik war Gerstner viele Jahre aktiv. Er trat der Überparteilichen Bürgergemeinschaft (ÜB) in Dachau bei und wurde 1990 in den Stadtrat gewählt. 18 Jahre lang gehörte er diesem Gremium an. Sein Wort hatte über alle Fraktionen hinweg Gewicht. "Er hatte stets das Wohl seiner Mitmenschen im Blick. Persönliche Profilierung oder parteipolitisches Kalkül waren ihm fremd und zuwider", sagte Oberbürgermeister Hartmann bei der Beerdigung. Mit seinem politischen Engagement trat Gerstner in die Fußstapfen von Syrius Eberle. Der Onkel seiner Frau beteiligte sich am Widerstand gegen das NS-Regime und wurde nach dem Krieg in den Dachauer Stadtrat gewählt. Großes Ansehen erwarb sich Wolfgang Gerstner auch als Sportfunktionär. Zehn Jahre lang führte er die Fußballabteilung des ASV Dachau, für den auch sein Sohn Markus spielte. Gerstner habe unendlich viele Kontakte gehabt und sei den Menschen nicht nur beruflich von Nutzen gewesen, sagte Stadtpfarrer Borm beim Trauergottesdienst. "Er bleibt als honoriger, freundlicher Herr in Erinnerung, der bei jeder Begegnung eine Geschichte erzählen konnte." Pfarrer Borm erinnerte daran, dass Gerstner an dem Tag gestorben war, der dem Heiligen Christophorus geweiht ist. Der Heilige stehe für Stärke und Gelassenheit. "Diese Eigenschaften wünsche ich Wolfgang Gerstner auf seinem letzten Weg", so Borm.

"Mit Anstand und Würde"

Nach dem Gottesdienst in St. Jakob zogen die Trauergäste zum Waldfriedhof. In der Aussegnungshalle war Gerstners Sarg aufgebahrt. Dort nahmen die Besucher persönlich Abschied vom Verstorbenen. Es sei ein Abschied von einem großartigen Dachauer und einem großartigen Menschen, sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann dann am Grab der Familie. Was Wolfgang Gerstner als Lokalpolitiker und Sportfunktionär in der Stadt Dachau bewirkt und geleistet hat, werde bleiben. Gerstner habe sich mit großem Enthusiasmus für seine Stadt eingesetzt. Bei politischen Entscheidungen habe bei ihm einzig die Antwort auf die Frage gezählt, ob sie gut für die Bürgerinnen und Bürger seien. "Er engagierte sich für seine Stadt mit Anstand und Würde", so der OB. Seine Orientierung am Gemeinwohl habe Gerstner über alle Parteigrenzen hinweg große Wertschätzung eingebracht. "So wie er Politik machte und verstand, so wie er mit seinen Stadtratskollegen und den Bürgern umging, entsprach Wolfgang Gerstner dem Idealbild eines engagierten Lokalpolitikers und Stadtrats", sagte Hartmann. Gerstner war von 1990 bis 1996 Referent für Kommunalwesen und von 1996 bis 1998 Sportreferent im Stadtrat. Gerstner, so Hartmann, habe sich in einem Maß für seine Mitbürger eingesetzt, das weit über das Maß hinausgehe, was man erwarten könne. Er sei ein Menschenfreund gewesen, wie man ihn sich nur wünschen könne. Der Oberbürgermeister schloss mit einem Zitat von Albert Schweizer: "Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen der Mitmenschen." Wolfgang Gerstners Denkmal stehe in den Herzen sehr vieler Menschen.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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