Bauvorhaben in Hebertshausen:Investor für das Ärztehaus springt ab

Die Einrichtung kommt doch nicht in die Ortsmitte. Die Gemeinde will das Zentrum nun selbst bauen, aber der Standort ist ungeklärt. Die Zeit drängt, da einige Mediziner eine Niederlassung zugesagt haben

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Die medizinische Versorgung der Hebertshausener bleibt für die Gemeinde eine schwierige Aufgabe: Seit 2018 plant sie gemeinsam mit einem privaten Investor ein Ärztehaus. Nun wurden sogar Mediziner gefunden, die sich in dem 5600-Einwohner-Ort niederlassen würden. Doch ausgerechnet jetzt, wo alles in trockenen Tüchern schien, hat der private Investor das in der Dorfmitte geplante Bauvorhaben gecancelt. Für Bürgermeister Richard Reischl (CSU) ist das jedoch kein Desaster, sondern Motivation, "jetzt rasch einen Plan B aus dem Hut zu zaubern." Doch die Zeit drängt.

Parallel zum Bauprojekt wurde eine Agentur mit der Suche nach Medizinern beauftragt, die an einer Niederlassung interessiert wären. Die Personalakquise hatte Erfolg: Ein Allgemeinmediziner, ein Kinderarzt, ein Physiotherapeut und ein Apotheker möchten ins Ärztehaus einziehen. Nur gibt es das nach der Absage des Investors nicht mehr. Die Gemeinde will nun selbst auf eigenem Grund an der Krautgartenstraße bauen. Entstehen soll ein drei- oder viergeschossiger Bau mit Praxen, Apotheke, dazu Café und Wohnungen.

Schon im November soll Planer Christian Rabl eine konkrete Detailplanung, Kostenkalkulation und Standortabschätzung vorlegen. Denn die Interessenten will Rathauschef Reischl nicht zu lange vertrösten. "Wir müssen Gas geben." Eile ist aus mehreren Gründen geboten: Noch sind am Ort zwei Allgemeinmediziner tätig, doch einer der beiden möchte sich zurückziehen.

Die Chance, dass jetzt ein Nachfolger diesen Arztsitz übernimmt und eine Praxis im Ärztehaus eröffnet, gelte es zu nutzen, sagte Bürgermeister Reischl. Zumal der zweite Doktor im Dorf bereits von Patienten überlaufen werde - "diese Praxis quillt über." Zudem gibt es konkrete Gespräche mit einem Kinderarzt, der eine Filiale einrichten würde, und ein Physiotherapeut sucht Praxisräume. Vor zwei Jahren hat die Sankt-Georg-Apotheke ihren Betrieb eingestellt. Reischl betonte: "Wir können den Bürgern nicht noch länger zumuten, auf eine Apotheke zu warten." Die Menschen orientierten sich um, wenn ein Angebot zu lange wegfalle. Eine attraktive Versorgung im Ort müsse so schnell wie möglich stehen.

Das neue Konzept, das aus der Not binnen weniger Tage entwickelt worden ist, kommt laut Reischl den interessierten Ärzten entgegen. "Es gibt eine große Sympathie für den Gedanken, dass die Gemeinde Eigentümer ist." Der private Investor hatte mit Mietpreisen von 14 Euro pro Quadratmeter kalkuliert - was für Hebertshausen "marktunüblich" gewesen sei. Die Gemeinde will zehn Euro anstreben, wie sie soziale Einrichtungen auch im Maria-Gschwendtner-Haus in Markt Indersdorf bezahlten. Mit günstigeren Konditionen könne die Gemeinde auch noch auf weitere Ärzte zugehen. "Vielleicht findet sich noch ein weiterer Interessent", sagte Reischl.

Bleibt noch die Standortfrage - und darüber gab es dann doch unterschiedliche Auffassungen. Die Krautgartenstraße sei sogar besser als der bisherige Standort in der Dorfmitte zu erschließen, sagte Caroline Heinz (SPD). Auch Marianne Klaffki (SPD) begrüßte das neue Modell. Nicht so einfach dürfte allerdings die Anlage der Parkplätze werden. Das geplante Ärztehaus liegt nicht weit von der Amper entfernt, der hohe Grundwasserstand macht den Bau einer teuren Tiefgarage nötig. Oberirdische Parkplätze würden wiederum zu viel Fläche verbrauchen.

Die finanzielle Seite bereitet Thomas Göttler (FBB) deshalb große Sorgen. "Das wird erkennbar ein Millionenprojekt. Können wir uns das leisten?" Die Gemeinde werde langfristige Kredite aufnehmen, zudem gebe es Geld vom Staat, nicht fürs Ärztehaus, aber für Wohnungen im Praxisgebäude, wie Reischl erklärte. Auch ein kleines Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen, das neben dem Ärztehaus gebaut werden soll, werde der Refinanzierung dienen.

Doch Hans-Jürgen Schreier (FBB) riet dazu, nicht übereilt zu handeln, in Ruhe über einen idealen Standort nachzudenken. Der wäre nach Ansicht von Schreier wie auch von Michael Vogl (CSU) das Areal der alten Holzschleiferei, wo das Ärztehaus zusammen mit dem dort geplanten Betreuten Wohnen stehen könnte. "Wir bauen schließlich für fünfzig Jahre und länger", sagte Vogl. Der Bürgermeister warnte, dass für dieses Areal ein städtebaulicher Wettbewerb geplant sei, Altlasten entsorgt werden müssten, was alles Zeit koste. Ein Ärztehaus würde dort frühestens 2024 stehen. "Das wäre mir zu lange." Dennoch wird dieser Standort geprüft.

Über das gescheiterte Vorhaben im Dorfkern verloren die Räte kaum Worte. Vor wenigen Tagen erst soll der Investor per E-Mail überraschend seinen Rückzug mitgeteilt haben. Die Bauleitplanung für das Areal wurde daraufhin sofort eingestellt. Der Blick des Gemeinderats geht nach vorne. Schon im November wird eine definitive Standortentscheidung fallen und das Projekt auf Basis einer Kostenschätzung auf den Weg gebracht. Die Planung soll in einem Jahr stehen: "Dann können wir noch Ende 2020 bauen", sagte Reischl.

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