Bauprojekt in Altomünster:Mini-Kolosseum und Mikro-Garten

Schultreppe 4

Das Großgerüst an der "Schultreppe 4" ist abgebaut. Demnächst soll der Startschuss für den Treppenhaus-Anbau an der Nordwand (linke Seite) fallen.

(Foto: Horst Kramer)

Gemeinderat segnet spannende Gestaltung für den Außenbereich der denkmalgeschützten "Schultreppe 4" ab. Der sportlich bemessene Zeitplan für die Fertigstellung könnte jedoch ins Wanken geraten

Von Horst Kramer, Altomünster

Auf der jüngsten Sitzung des Altomünsterer Gemeinderats wurde mit Begrifflichkeiten diskutiert, die nicht unbedingt zu erwarten sind, wenn es um die Restaurierung eines dreihundert Jahre alten denkmalgeschützten Gebäudes geht. Von Steinstufen-Sitzen "wie im Kolosseum in Rom" war die Rede, von einem "Mikro-Garten", der auch für Kleinkinder zu klein ist oder auch von "Flachstahlbändern", die Rasenflächen von Granitplatten abtrennen sollen. Es ging um die "Schultreppe 4", ein Haus, das auf der Ostseite des Klosterbergs das historische Klosterensemble abschließt und dessen Restaurierung sich die Marktkommune vor sechs Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. Im kommenden Herbst müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. Denn in einen Teil der Räumlichkeiten soll eine Kindergartengruppe einziehen, eine Erweiterung des gegenüberliegenden Kinderhauses "Kleine Strolche". Kürzlich wurde immerhin das Großgerüst abgebaut, das Arbeiten am Dach auch bei schlechter Witterung erlaubte.

Mit dem Termin könnte es knapp werden, das deutete Altomünsters Amtsleiter Christian Richter schon in der Sitzung an, als er von einem "sportlichen Zeitplan" sprach. Im Gespräch mit der SZ Dachau wurde der oberste Beamte der Kommune deutlicher: Er erhoffe sich "Flexibilität" von den Beteiligten, wenn nicht alle Arbeiten "am 15. September, sondern erst am 15.Oktober" abgeschlossen seien.

Das könnte zum Beispiel die Arbeiten am Außengelände betreffen. Das Gremium beschäftigte sich zwar jetzt mit dessen Gestaltung, die Umsetzung wird aber laut Richter erst erfolgen, wenn die Handwerker im Gebäudeinneren ihre Tätigkeiten beendet haben. Also mutmaßlich erst in der zweiten Sommerhälfte.

Dann wird das eingangs erwähnten Vokabular öfter zu hören sein. Jedes der Worte steht für einen ungewöhnlichen gestalterischen Einfall. Das Mini-Kolosseum etwa für das Areal vor dem Eingang zum Gebäude: Der kurze Weg von der Treppe zur Tür öffnet sich zu einem angedeuteten Platz, der links und rechts von Steinstufen begrenzt wird. "Das erinnert an das Amphitheater in Rom", beschrieb Gemeinderat Josef Obeser (FWG) das Konzept. Obeser, im richtigen Leben Architekt, ist Mitglied einer Arbeitsgruppe, die das Projekt von Gemeindeseite begleitet. Auf der Westseite des Gebäudes werden neue Grünflächen angelegt - Richter sprach, nicht ganz ernst gemeint, von "Rettet-die-Bienen-Grün". Auf der Planzeichnung des Aichacher Landschaftsarchitekten Walter Brugger ist von Blütenstauden die Rede.

Die Blumen-Stauden-Wiese erstreckt sich direkt vor den Fenstern der Kindergartengruppe. Daher fragte Martina Englmann (CSU), ob die Kids dort auch spielen können. "Das haben wir uns auch überlegt, aber verworfen", antwortete Richter. Der Grund: Der "Mikro-Garten" sei dafür zu klein. Zudem müssten die Flächen dann wie bisher eingezäunt werden - doch genau darauf wollen die Planer verzichten, wohl um den Gebäude mehr Raum zu geben und den Blick auf das Altomünsterer Vorzeigeprojekt nicht einzuschränken.

Eine Art von Abgrenzung zwischen den Grün- und dem mit Granitplatten belegten Weg sowie dem kleinen Vorplatz im Norden der Schultreppe 4 wird es dennoch geben: ein schmales Edelstahlband. "Ein sehr modernes Gestaltungselement, das in einem reizvollen Kontrast zur historischen Substanz steht", findet Richter. Stahl wird auch bei einem Treppenhausanbau auf der Nordseite des Bauwerks eine Rolle spielen, neben Glas und Holz. Die außen liegende, eingehauste Treppe ist samt Lift nicht nur aus brandschutzrechtlichen Gründen ein Muss, sondern auch, um Behindertengerechtigkeit herzustellen. Das historische Treppenhaus im Gebäudeinneren ist zu klein, um dort einen Aufzug oder eine Rampe anzubringen. Der zweite Bürgermeister Josef Wiedmann (FWG), der die Sitzung für den entschuldigten Rathauschef Anton Kerle (CSU) leitete, hakte beim Behindertenbeauftragten der Kommune, Manfred Keller (FWG), nach, ob die einschlägigen Vorschriften eingehalten seien. Keller nickte.

Richter kalkuliert mit rund 70 000 Euro für die Realisierung dieser und weiterer Außenelemente. Zu denen auch Fahrradständer gehören werden. "Obwohl die meisten Kinder standesgemäß mit einem SUV vorgefahren und abgeholt werden", merkte Richter mit leisem Sarkasmus an. Er hofft auf einen fünfzigprozentigen staatlichen Zuschuss zu den tatsächlich anfallenden Kosten. Das Gremium segnete die Pläne einstimmig ab. Vermutlich schon in der Februarsitzung werden sich die Kommunalpolitiker mit der Renovierung der bis zu vier Meter hohen Mauer beschäftigen, die das Gelände im Norden der Schultreppe von der Kellerbergstraße abtrennt. "Ob es sich um ein historisches Gemäuer handelt, wissen wir noch nicht", verriet Richter. Er geht aber davon aus, dass die Mauer in der einen oder anderen Weise erhalten werden muss. Die Untersuchungsergebnisse zum Zustand und Alter des Materials sollen demnächst vorliegen.

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