Bauprojekt:Alter Streit neu entfacht

CSU-Fraktion wiederholt ihre Kritik am Standort des neuen Kindergartens Sankt Laurentius. Auch die Holzbauweise erntet aus Sorge um das Raumklima Widerspruch. Letztlich votiert der Gemeinderat Petershausen aber klar für eine Fortführung der aktuellen Planungen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Bauprojekt: Ein Holzbauwerk sei wegen des wenig stabilen Bodens und aus ökologischer Sicht sinnvoll, sagt Architekt Matthias Marschner. Visualisierung: Gemeinde Petershausen

Ein Holzbauwerk sei wegen des wenig stabilen Bodens und aus ökologischer Sicht sinnvoll, sagt Architekt Matthias Marschner. Visualisierung: Gemeinde Petershausen

Die Planungen für den neuen Kindergarten Sankt Laurentius an der Jetzendorfer Straße kommen voran. Den ersten Entwurf für ein zweigeschossiges Holzgebäude, das den maroden Flachbau an der Moosfeldstraße ersetzen soll, präsentierte Architekt Matthias Marschner vom Münchner Büro Hirner und Riehl jetzt im Gemeinderat. Das Konzept fand viel Zuspruch, allerdings bleibt die CSU bei ihrer Kritik am Standort. Das Franziskuswerk Schönbrunn, als Träger der Kita von Bürgermeister Marcel Fath (FW) zur Mitarbeit eingeladen, hält den Vorschlag der Architekten für funktionsgerecht, kann aber der geplanten Holzbauweise nichts abgewinnen. Nach dem Willen des Gemeinderats wird das Architekturbüro aber auf der präsentierten Grundlage weiter arbeiten.

Der Kindergarten-Neubau steht ganz oben auf der Agenda dringender Bauprojekte in Petershausen. Denn der Altbau des kirchlichen Kindergartens, den die Erzdiözese in den 1970er-Jahren als Flachbau hat errichten lassen, ist nicht mehr zu retten. Ein Ersatzgebäude, das die Betreuungskapazität von vier auf sechs Gruppen erweitert und 135 Kindern Platz bieten soll, erstellt nun die Gemeinde. Die Kirche wird sich an den kalkulierten Baukosten von 4,25 Millionen Euro mit einem Drittel bis maximal 1,4 Millionen Euro beteiligen. Mangels gemeindlicher Flächen wurde eigens für den Kita-Bau ein Bauplatz an der Jetzendorfer Straße angekauft. Doch dieses Gelände erweist sich nun als Herausforderung. Zum einen liegt das Grundstück an der Hauptstraße Richtung Jetzendorf, direkter Nachbar wird der ebenfalls gerade geplante neue Edeka-Supermarkt mit Kundenparkplatz sein. Eine Lage, die Lärm erwarten lässt.

Schwierig wird das Planen auch durch den wenig tragfähigen Untergrund und das starke Gefälle. Auf die komplexe Situation reagiert Architekt Marschner mit einem L-förmigen, zweigeschossigen Gebäude, das Fensterfronten wie Freispielfläche Richtung Süden öffnet, zur Straße und dem Supermarktparkplatz hin aber abschottet. Aus der Not wird eine Tugend, wenn durch das Gefälle von drei Metern innerhalb des Grundstücks aus beiden Stockwerken ein direkter Zugang ins Freie möglich wird. Im Innern gruppieren sich die üblichen Spiel-, Umkleide-, Sanitär- und Nebenräume so, dass die Gruppen wie vom Träger Franziskuswerk gewünscht, jeweils autark arbeiten können. Auch ein Mehrzweckraum, der sich zum Eingangsfoyer öffnen lässt, ist vorgesehen.

Bauprojekt: CSU-Gemeinderat Gerhard Weber.

CSU-Gemeinderat Gerhard Weber.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Konzept, das nicht nur auf Zuspruch stieß. Der Kindergarten entstehe "am völlig falschen Standort", monierte CSU-Gemeinderat Gerhard Weber. Lärm komme von der Jetzendorfer Straße und dem Supermarkt-Parkplatz, der Eingang liege an der dorfabgewandten Ecke. Die Kritik richte sich nicht gegen den Architekten, so Weber, die Krux liege in der Aufgabenstellung. "Ein Ding der Unmöglichkeit." Sein Fraktionskollege Günter Fuchs hob erneut die von der CSU immer favorisierte Idee auf den Plan, in Petershausen nur einen viergruppigen Kindergarten als Ersatz für Sankt Laurentius zu bauen und gleich noch eine weitere viergruppige Einrichtung in Kollbach. Doch im Gemeinderat will nur die CSU zurück zu dieser bereits mehrheitlich abgelehnten Idee. "Jetzt haben wir dieses Grundstück und wollen den Kindergarten dort auch bauen", betonte Wolfgang Stadler (SPD). Bleibt die Frage nach der Bauweise: Ein Holzbauwerk sei wegen des wenig stabilen Bodens und aus ökologischer Sicht sinnvoll, erklärte Marschner, der mit seinem Büro bereits an elf Standorten Holz-Kitas und Schulen realisiert hat. "Die Nutzer sind alle zufrieden." Im Hinblick auf mögliche Schadstoffe halte er Holz für das bessere Baumaterial, erklärte Daniel Lettmair (CSU). Doch Fraktionskollege Gerhard Weber (CSU) fürchtet überwärmte Räume im Sommer. "Das geht ohne Lüftung nicht." Das Problem der Klimatisierung habe man bei den allerersten Holzbauten tatsächlich unterschätzt, mit einer automatisierten Nachtluft-Kühlung aber inzwischen gute Erfahrungen gemacht, erklärte Architekt Marschner. "Das funktioniert in der Praxis nicht", schimpfte Weber.

Dagegen lobte Andrea Stang (FW) das "tolle Gebäude", das als Holzbau ein angenehmes Raumklima erwarten lasse. Mit Ziegel als Baustoff habe die Gemeinde im Übrigen beim evangelischen Kindergarten Arche Noah schlechte Erfahrungen, sagte Stang und erinnerte an die Bauschäden dort, mit denen sich die Gemeinde über Jahre herumschlagen musste. Völlig überzeugt ist man auch im Franziskuswerk nicht von diesem Entwurf. Das pädagogische Konzept lasse sich gut realisieren, erklärte Oliver Stiller vom Geschäftsbereich Kinder und Jugend des kirchlichen Trägers. Doch sein Kollege Andreas Simnacher erhob als Infrastrukturmanager massiv Widerspruch gegen die Holzbauweise. In den Ausführungen des Architekten erkannte er "einigen ideologischen Unsinn". Allerdings entscheidet über die Bauweise der Gemeinderat. Das Franziskuswerk habe sich daher darauf zurückgezogen, "pädagogische und technische Anforderungen zu definieren", erklärte Simnacher. Sofern diese eingehalten würden, "ist es egal, welche Art von Bau." Bürgermeister Marcel Fath (FW) erinnerte daran, dass bei der Wahl des Architekturbüros gerade der ökologische Ansatz und die Erfahrung mit Holzbauweise den Ausschlag gegeben hätten. "Dafür haben wir uns entschieden." Um in Sachen Klimatisierung auf Nummer sicher zu gehen, beauftragte der Gemeinderat im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung einen Bauphysiker mit einschlägigen Berechnungen zum Raumklima. Eine große Mehrheit votierte bei fünf Gegenstimmen der CSU schließlich dafür, die Planung auf der präsentierten Basis fortzuführen. Wenn alles glatt läuft, könnten die Kinder im Herbst 2021 in den Neubau umziehen.

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