Bauerntheater:Echt bairisch

Bei den Etzahausa Theatara stimmt alles: die Sprache, der Dialekt, die Aussprache und die Wahl des gehobenen Volksstücks

Von SONJA SIEGMUND, Dachau

"Gspuit werd im Salettl, fürs Dringa is wia immer gsorgt und Brotzeit derfts selber mitbringa." - Wer des Bairischen nicht mächtig ist, für den dürfte allein schon die Einladung der Etzahausa Theatara ein kleines Problem darstellen. Den Nichtbayern sei hierzu erklärt, dass ein Salettl einen Wintergarten oder auch Anbau am Wirtshaus bedeutet, in dem man sich im Sommer aufhält. Salettl wird vom französischen "Salett" abgeleitet und kommt von "Salle", dem Saal. Altbairische Tradition ist es auch, dass der Gast bei Festivitäten im Freien seine Brotzeit selbst mitbringt und nur die Getränke erwirbt.

"Da Häuslschleicha" heißt das neue Stück der D'Etzahausa Theatara, geschrieben hat es Georg Maier. Zum dritten Mal spielen Laiendarsteller unter der Regie von Franz Xaver Vieregg im hölzernen Salettl auf der Wiese hinter dem Hotel Burgmeier im Dachauer Stadtteil Etzenhausen. Zuvor war die altbairische Theatergruppe mehr als zwei Jahrzehnte in der Maschinenhalle beim Reindlbauern aufgetreten.

Die Bierbänke waren dicht besetzt, als zwei lederbehoste Buben den Vorhang für die Premiere aufzogen. Und als Auftakt zum ersten Akt gaben die beiden erst einmal ein Gstanzl zum besten über "a bisserl dappige und a paar gscheide Leit". Zu den weniger "gscheidn Leit" dürfte gewiss der Owandler Bauer (Thomas Westermaier) gehören, dem wegen seiner Trunksucht fast die Pleite droht. In dieser Not holt sich die gottesfürchtige Bäuerin (Katrin Westermaier) einen vermeintlichen Wunderheiler auf den Hof. Der scheinheilige Kacheriss (glänzend schlitzohrig und hinterfotzig gespielt von Rudi Rosenkranz) hat aber nicht das Seelenheil des Bauern im Sinn, sondern dessen gesamtes Anwesen "ummez radeln", das heißt, sich unter den Nagel zu reißen.

Etzenhauser Theatara

Hausdern Flinserl (Carolin Oefner) und Bauerntocher Agath (Veronika Ganslmaier) retten Haus und Hof vor einem Betrüger.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Bald müssen die Owandlerin, deren Tochter Agath (Veronika Ganslmaier überzeugte als resolute Hoferbin) und der Oberknecht Hartl (Robert Tonn) tatenlos zusehen, wie der Bauer in seiner blinden Abhängigkeit dem Häuslschleicha ein Waldstück überschreibt. Agath hat diesen o drahten Haderlumpn längst durchschaut, so dass es zur Rauferei zwischen dem vermeintlichen Wunderheiler und ihrem braven Verlobten Hartl kommt. Daraufhin wirft der Bauer den Oberknecht vom Hof und verspricht Kacheriss seine Tochter zur Frau. Beim Tischerlrugga holt sich der ausgschamte Schlawiner von der längst verstorbenen Urgroßmutter des Bauern den Rat, seine Frau ins Kloster zu schicken. Um seiner Entmündigung zu entgehen, sollte der Owandler-Bauer seinem liabn und einzign Freind vorerst das ganze Anwesen notariell überschreiben. Das kann aber die pfiffige Hausdern Flinserl (Carolin Oefner, absolut sehenswert als männerfeindliches Kuchamensch) dank Zuchtstier Aloisi im letzten Moment verhindern.

Diese Bauerngroteske ist kein Schenkelklopfer, sondern lebt von der Abwechslung zwischen dramatischen und witzigen Szenen. Gerade dieser häufige Stimmungswechsel verlangt von den Laienspielern ein hohes Maß an darstellerischer Leistung. Die Etzahausa Theatara meisterten diesen Spagat zwischen Drama, Gesang und Komödie einmal mehr mit Bravour. Insbesondere begeisterten sie durch ihr hervorragendes Spiel nicht nur für, sondern mit dem Publikum, das immer wieder miteinbezogen wurde. Sämtliche Laiendarsteller waren einfach in ihrem Element und lebten ihre teils langjährige Bühnenerfahrung auf ihre ureigene Weise aus. Nicht zuletzt führten die teils amüsanten, teils ernsten Dialoge wie auch die Sprachform mit etlichen, kaum noch gebräuchlichen Ausdrücken immer wieder zu Beifallsstürmen.

Etzenhauser Theatara

Zum Amüsement des Publikums bei den Etzahausa Theatara.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Aufgrund ihres guten Rufs, den sich die Etzahausa Theatara in den vergangenen Jahren erspielt haben, ist das Kartenkontingent für die zwei Vorstellungen am kommenden Wochenende bereits vergriffen. Allen Freunden gehobenen Volkstheaters ist deshalb schon jetzt zu raten, sich für das Jahr 2018 frühzeitig um Karten zu bemühen.

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