Baudenkmal hat neue Besitzer:"Das Haus atmet die Geschichte von Jahrhunderten"

Rössler Anwesen

Der Hörhammerstadl ist seit Jahrhunderten Teil der Altstadt. Hier eine Archivaufnahme, fotografiert vom Dachfenster des ehemaligen Rössler-Hauses.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Zwei Dachauer Ärzte haben den Hörhammerstadl in der Altstadt gekauft - wie sie das Baudenkmal nutzen wollen, ist noch unklar.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Der historische Hörhammerstadl hat einen neuen Besitzer. Das Gebäude am Widerstandsplatz war im Januar für 2,8 Millionen Euro zum Verkauf angeboten worden. Nun haben zwei Dachauer Ärzte sich zum Kauf des denkmalgeschützten Gebäudes entschlossen. Beide fühlen sich der Dachauer Altstadt und ihrer Erhaltung sehr verbunden. Der Hörhammerstadl sei einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Teil davon, sagt Frank Menauer am Telefon.

Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt kommt gerade aus dem Operationssaal, findet aber Zeit, ausgiebig zu schwärmen. Das berühmte tiefe Kellergewölbe, in dem früher Tanzlokale, zuletzt bis 2012 der Key Club untergebracht waren, gehe auf etwa 1648 zurück. "Das Haus atmet die Geschichte von Jahrhunderten", sagt Menauer. Der gebürtige Niederbayer lebt seit 2001 in Dachau. Schon als er das erste Mal den Altstadtberg hinauf gegangen sei, sei er begeistert gewesen. Dachau bezeichnet er als eine der schönsten Altstädte Oberbayerns. Gemeinsam mit seinem langjährigen engen Freund Hjalmar Hagedorn, der am Amperklinikum arbeitet, möchte er das Haus "zu altem Glanz zurückführen".

Wie genau, das wissen die beiden Freunde noch nicht. Sie scheinen noch etwas überwältigt von ihrer Tat zu sein. Einziehen wolle bislang keiner von beiden. Auch Praxen wollen sie nicht eröffnen. Feste Mieter hat das Haus, unter anderem die Anwaltskanzlei des früheren Oberbürgermeisters Peter Bürgel und des ehemaligen Stadtrats Dominik Härtl. Platz sei noch auf dem Speicher unter dem historischen Schopfwalmdach, sagt Menauer. Dafür könne man sich eine Nutzung überlegen. Vor allem aber steht weiterhin das Ladenlokal leer. Mieter ist noch bis Februar 2019 das Franziskuswerk Schönbrunn, das den Laden, in dem behinderte gemeinsam mit nicht behinderten Menschen arbeiteten, aus wirtschaftlichen Gründen im Sommer 2017 aufgeben musste. Seither ist es dem Franziskuswerk nicht gelungen, einen Nachmieter zu finden. Interessenten sprangen immer wieder ab.

Unterirdische Gänge

Was Menauer sich für den Laden vorstellt, hört sich nicht viel anders an, als das, was bereits drin war. "Die Leute sollen hier immer noch ihr Waschmittel kaufen können, aber auch einen Platz finden, um einen Cappuccino trinken zu können." Die tiefen Kellerräume sind aus Brandschutzgründen für gastronomische Nutzung nicht mehr frei gegeben. Die beiden neuen Besitzer wollen sich nun Berater suchen, um sich über die zukünftige Nutzung des Hauses klar zu werden. Menauer will sich eng mit den Lokalpolitikern abstimmen und lobt das Engagement der lokalen Banken, das dringend nötig sei. Etwas Erfahrung mit alten Gebäuden hat Menauer bereits: Für die Gestaltung des Eck-Hauses an der Martin-Huber/Dr.-Engert-Straße wurde er 2013 mit dem Fassadenpreis der Stadt Dachau ausgezeichnet.

Der Stadl ist unterirdisch mit der ehemaligen Hörhammer-Brauerei auf der anderen Straßenseite verbunden. Die Gänge sind allerdings versperrt. Früher lagerte in den tiefen kühlen Kellern Eis. Das Haus selbst ist jünger und wurde um 1850 erbaut. 1959 war der Stadl zum Kaufhaus umgebaut worden. In den Achtzigerjahren zog es in den Neubau, der anstelle des früheren Birgmann-Bräu errichtet worden war - und nahm den Namen mit, erklärt Gästeführerin Anni Härtl. Sie erinnert sich noch an die drei Kino-Säle, die 1981 eröffneten. Das Astoria-Kino hielt sich knapp zwanzig Jahre, bevor es in Dachau Ost als Cinema Dachau neu eröffnete. Damit hat nun nach der ehemaligen Koschade-Klinik, der früheren Hörhammer-Brauerei, dem Rössler-Anwesen, dem Kaufhaus Rübsamen und der Schlossberg-Brauerei ein weiteres prägendes Altstadt-Gebäude einen neuen Besitzer.

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