Barrierefreiheit:Bauausschuss blockiert Umbau der Bushaltestelle am Rathaus

Stadträte billigen zwar die Planung, gleichzeitig verweigert aber eine Mehrheit die Umsetzung. Die Entscheidung ist nun auf das Frühjahr vertagt

Von Petra Schafflik, Dachau

Schlechte Nachrichten für Menschen mit Behinderung: Die wichtige Bushaltestelle am Rathaus wird vorläufig nicht barrierefrei umgebaut. Die Stadträte hatten noch im April mehrheitlich beschlossen, den Haltepunkt der Linien 720 und 722 von der Sankt-Jakob-Kirche vor das Tourismus-Büro zu verlegen. Nur dort lässt sich im Umfeld des Rathauses eine behindertengerechte Station einrichten. Auch die konkrete Planung für den Umbau wurde jetzt am Mittwoch mehrheitlich gebilligt. Die CSU war zwar dagegen, weil alle vier Parkplätze vor dem Kulturamt für die Haltestelle weichen müssen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Dann aber verweigerte eine knappe Mehrheit von CSU, ÜB, FW und Bürger für Dachau ihre Zustimmung zur konkreten Umsetzung.

Es dürfte vermutlich das erste Mal sein, dass ein kommunales Gremium in derselben Sitzung eine Planung billigt und gleichzeitig deren Umsetzung blockiert. Der Verwaltung sind nun die Hände gebunden. Bleibt es dabei, sind die Auswirkungen gravierend: An der neuen Haltestelle sollte die Fahrbahn erweitert werden, so dass Linienbusse gut aneinander vorbeifahren können. Ohne Umbau wird es bei dem für Ende 2020 geplanten Zehn-Minuten-Takt der städtischen Buslinien zu Problemen kommen, bestätigt der Leiter der Verkehrsbetriebe, Reinhard Dippold. "Die Fahrer müssen sich anfunken, einer muss warten, das kostet auf jeden Fall Zeit."

Die neue Rathaus-Haltestelle soll, so sehen es die Planungen vor, barrierefrei auf der relativ ebenen Strecke vor Sparkasse und Kulturamt angelegt werden. Allerdings ist die Fahrbahn der Konrad-Adenauer-Straße dort zu schmal, als dass Linienbusse im Gegenverkehr aneinander vorbeifahren können. Dieses Manko sollte mit dem Umbau ausgeräumt werden, weil Busse mit dem neuen Zehn-Minuten-Takt viel öfter als bisher an diesem neuralgischen Punkt in der Altstadt im Gegenverkehr aufeinandertreffen. Um den notwendigen Platz zu gewinnen, sollte die Parkbucht gegenüber dem Rathaus aufgelöst, die Fahrbahn verbreitert und dort eine barrierefreie Station eingerichtet werden.

Ein Praxistest im Oktober hat gezeigt, so ist es in der Sitzungsvorlage mit einem Foto dokumentiert, dass dieses Konzept funktioniert. Die reibungslose Begegnung ist wichtig, weil auch die Haltestelle für Busse in Richtung Bahnhof bereits vors Rathaus verlegt wurde. Beide Stationen würden sich künftig also direkt gegenüber liegen. Die CSU-Fraktion fand die Planung aber wenig überzeugend. Wieder würden Parkplätze gestrichen, trotzdem kämen die Busse aber nicht aneinander vorbei, ist Peter Strauch (CSU) überzeugt. "Der Zehn-Minuten-Takt wird uns so die ganze Altstadt lahm legen." Allerdings funktioniere ein barrierefreier Umbau am aktuellen Haltepunkt bei der Kirche Sankt Jakob nicht, erklärte Andreas Meyer vom Tiefbauamt erneut den Stadträten.

Die Haltebucht sei zu kurz, um einen behindertengerechten Einstieg zu ermöglichen. Genau aus diesen Gründen hatten die Stadträte im Bauausschuss bereits im April entschieden, den Halt zugunsten eines barrierefreien Umbaus von der Kirche weg hinauf vor das Kulturamt zu verlegen. Zusammen mit der neuen Haltestelle wäre der gesamte Fußgängerbereich vor dem Sparkassengebäude bis zur Apothekergasse neu gestaltet, bequeme Laufstreifen angelegt und auch der Zugang zum Tourismus-Büro barrierefrei umgebaut worden.

Nach dem widersprüchlichen Beschluss vom Mittwoch ist die Planung gebilligt. "Aber es wurde entschieden, dass wir nicht bauen sollen", fasst Bauamtsleiter Moritz Reinhold auf SZ-Anfrage die Lage zusammen. Obwohl bereits Geld im städtischen Etat für dieses Vorhaben eingestellt ist, "geht jetzt erst einmal nichts weiter mit der Umsetzung", so Reinhold.

Ursprünglich sollten sofort Fördermittel beantragt und die Bauarbeiten ausgeschrieben werden, der Umbau bis zum Bergkriterium-Radrennen im August 2020 abgeschlossen sein. Dieser Zeitplan ist nun obsolet. Voraussichtlich im Frühjahr wird das Konzept erneut den Stadträten vorgelegt. "Vielleicht gibt es bis dahin neue Informationen oder Erkenntnisse", hofft der Bauamtsleiter. Sollte alles beim alten bleiben, sind jetzt bereits Verzögerungen beim Zehn-Minuten-Takt der Buslinien absehbar, erklärt Reinhold Dippold, Leiter der Verkehrsbetriebe. "Denn direkt aneinander vorbei kommen die Busse vor dem Rathaus nicht."

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