Banken:Profiteure der Sparkassenfusion

In dem anvisierten Zusammenschluss der Institute von Bruck, Dachau und Landsberg wittert Kritiker Rainer Gottwald eine "menschenverachtende Geldgier". Vorteile gebe es nur für Vorstände und Verwaltungsräte

Von Gregor Schiegl und Stefan Salger, Dachau

Vor einer Woche haben die Sparkassen in Fürstenfeldbruck, Dachau und Landsberg-Dießen ihre Fusionspläne öffentlich gemacht. Wenig überraschend meldet sich nun der wohl schärfste Sparkassenkritiker zu Wort: Der promovierte Betriebswirt Rainer Gottwald, Frontmann des Bürgerforums Landsberg am Lech, geißelt die Pläne. "Das seit 150 Jahren geltende und bewährte Urprinzip der Sparkassen - ein Landkreis, eine Sparkasse - wird brutal gekippt, man huldigt einem fatalen Zeitgeist." Für ihn hat ein Zusammenschluss vor allem einen Effekt: Vorstand und Pensionäre des Instituts machen einen ordentlichen Gehaltssprung. In zweiter Linie gelte das auch für die Mitglieder des Verwaltungsrats als Kontrollorgan. Dessen Vorsitzender in Dachau, Landrat Stefan Löwl (CSU), weist die Vorwürfe zurück.

"Herr Gottwald kritisiert die Sparkassen, wann und wo immer es geht", sagt Löwl. Das sei ihm zu pauschal. Löwl geht es nach eigenen Angaben darum, einen Weg zu finden, wie man die Sparkasse Dachau "langfristig zukunftssicher" machen könne. Die Fusion mit den Sparkassen Fürstenfeldbruck und Landsberg sei eine Option. "Wir haben beschlossen, das zu prüfen", sagt Löwl. "Mehr aber auch nicht." Die Gespräche hätten gerade erst begonnen, der Ausgang sei offen. Deshalb zeigt er auch kein Verständnis für Gottwalds Aufruf an Stadt- und Kreisräte der drei betroffenen Landkreise, die Fusion zu verhindern.

Banken: Nicht jedem gefallen die Pläne für eine Fusion der Sparkassen Dachau (im Bild) mit den Sparkassen Fürstenfeldbruck und Landsberg-Dießen.

Nicht jedem gefallen die Pläne für eine Fusion der Sparkassen Dachau (im Bild) mit den Sparkassen Fürstenfeldbruck und Landsberg-Dießen.

(Foto: Toni Heigl)

Keine betriebsbedingten Kündigungen

Läuft alles glatt, könnte aus den drei Bankhäusern schon am 1. Januar 2018 das viertgrößte Sparkasseninstitut Bayerns mit insgesamt 1732 Mitarbeitern und 79 Filialen entstehen. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, das hat die Sparkasse Dachau am Dienstag noch einmal klargestellt. Die Fusion dient nach Angaben der Sparkasse einer höheren Rentabilität der drei Geldinstitute in Zeiten extrem niedriger Zinsen. Eine wirtschaftliche Notwendigkeit für einen Zusammenschluss zieht Gottwald allerdings infrage. Alle drei Sparkassen stünden "blendend" da. Steigende Anforderungen an die Eigenkapitalquote könnten alle drei Häuser locker schultern - selbst dann noch, wenn die vorgeschriebene Quote von derzeit 8,625 Prozent tatsächlich bis zum Jahr 2019 auf 13 Prozent erhöht werden würde.

Die Kernkapitalquote der Sparkasse Dachau belief sich nach einer Landtagsanfrage der Grünen von 2015 auf mehr als 16,6 Prozent, in Fürstenfeldbruck auf 15,1 Prozent und in Landsberg gar auf einen Wert von 20,2 Prozent. Löwl hält den von Gottwald hier gemachten Vergleich auf eine angeblich nur notwendige Quote von 13 Prozent für eine allzu sorglose Ansicht, die zahlreiche Fakten ignoriere, etwa bankenrechtlich heute schon absehbare Zuschläge, welche die erforderliche Quote schnell nach oben treiben könnten. Ob die drei Sparkassen angesichts der bevorstehenden Herausforderungen wirklich so ein sicheres Ruhekissen hätten, wie behauptet, bezweifelt der Landrat.

Banken: Rainer Gottwald, 70, ist Sprecher des Bürgerforums Landsberg am Lech.

Rainer Gottwald, 70, ist Sprecher des Bürgerforums Landsberg am Lech.

(Foto: oh)

Mehr Altersbezüge?

Und dann wäre da noch Gottwalds These, dass die Fusion vor allem den Interessen der Bankvorstände diene. Unabhängig von ihrer jetzigen Position, würden sie eine jährliche Gehaltszulage zwischen 100 000 und 200 000 Euro erhalten, behauptet Gottwald. Ihre Bezüge richten sich nämlich nach der Gesamtbilanz, die nach der Fusion erheblich höher wäre als jetzt. Auch deshalb sät Gottwald Zweifel, dass es bei der geplanten Fusion wirklich um mehr Rentabilität gehe. Verwaltungsratschef Löwl kann darüber nur den Kopf schütteln. Allein durch den Verzicht auf zwei Vorstandsvorsitzende würden mögliche Zusatzkosten durch höhere Bezüge in jedem Fall "mehr als kompensiert", sagt er. Und auch die Einnahmen der Verwaltungsräte seien gesetzlich gedeckelt; sie stiegen entweder gar nicht - und wenn, sicher nicht ins Unermessliche. Rainer Gottwald macht allerdings auch noch auf eine Ausgabensteigerung an anderer Stelle aufmerksam - bei den Altersbezügen: "Alle Pensionäre der drei Sparkassen, die sich vor der Fusion im Ruhestand der jeweiligen Sparkasse befinden, werden auf das neue Niveau angehoben."

Die Sparkasse Dachau reagiert auf den Frontalangriff aus Landsberg äußerst zurückhaltend. "Da die konkreten Fusionsgespräche gerade erst beginnen, kann über betriebswirtschaftliche Eckdaten noch keine Auskunft erteilt werden." Auch zu den kolportierten Zahlen über aktuelle und künftige Vergütungen von Bankvorständen und Verwaltungsräten wollte sich die Sparkasse nicht äußern. Für die Kunden gebe es jedenfalls keine Nachteile. Die Angebotspalette werde "erweitert und noch mehr spezialisiert werden".

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