Bank speckt Baupläne in Altomünster ab:Rolle rückwärts

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Nach Anwohnerprotesten legt die Volksbank Raiffeisenbank Dachau abgespeckte Pläne für das Neubaugebiet Am Vogelgarten in Altomünster vor. Die ähneln denen aus 2015 und treffen im Bauausschuss auf Zustimmung

Von Horst Kramer, Altomünster

Der Konflikt um das kleine Altomünsterer Neubaugebiet "Am Vogelgarten" hat eine überraschende Wendung genommen. Dem Bauausschuss der Marktgemeinde lag ein Antrag auf Vorbescheid des Bauherrn Volksbank Raiffeisenbank Dachau vor, der überhaupt nichts mehr mit dem demjenigen zu tun hatte, der im Sommer für beträchtliche Aufregung gesorgt hatte - und auch noch jüngst in der Bürgerversammlung nachhallte. Statt 35 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau will das Finanzinstitut nur noch zehn Wohnungen schaffen, in einem Sechs-Familien-Gebäude sowie zwei Doppelhäusern. Die Pointe dabei: Vor drei Jahren wurde schon einmal eine Planung im Altomünsterer Bauausschuss behandelt, die zehn Wohneinheiten vorsah, allerdings verteilt auf fünf Doppelhäuser. Es sieht mithin so aus, als ob die Bank angesichts der Bürgerproteste eine Rolle rückwärts hingelegt hätte.

"Die erste Bauplanung erfolgte in Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung nach geltendem Baurecht," sagte Martin Richter, Pressesprecher der VR-Bank, der Süddeutschen Zeitung. Ziel sei es gewesen, bezahlbaren Wohnraum für Facharbeiter in Altomünster zu schaffen. "Den erheblichen Anwohnerprotest nahm die Volksbank Raiffeisenbank Dachau zum Anlass, die Planung zu verändern und eine leichtere Bebauung vorzusehen." Die Bank freue sich, dass der neue Vorschlag zu einem Konsens mit den Anwohnern geführt habe.

Die drei neuen Wohngebäude werden hintereinander in den Westteil des ehemaligen Gärtnerei-Areals gebaut. Dorthin, wo jetzt noch eine Reihe von Gewächshäusern steht. Das Mehrfamilienhaus wird dabei vorne an die Straße gesetzt, die Doppelhäuser folgen dahinter. Ein Stadel im Nordosten des Grundstücks soll in eine Garage gewandelt werden.

Der Vorteil für den Bauherrn bei der neuen Planung: Die drei Häuser fügen sich in die Umgebung ein - im Gegensatz zu den im Sommer angedachten Gebäuden. Damit erspart sich die Bank ein aufwendiges Bauleitplanverfahren. Zudem hat das Landratsamt das Grundstück jüngst zum Innenbereich deklariert, wie aus dem Altomünsterer Rathaus zu vernehmen ist. Als vor sechs Jahren erstmals über eine Wohnbebauung nachgedacht wurde, lag das gesamte Gärtnereiareal noch im Außenbereich. Mit anderen Worten: Wenn das Landratsamt nun dem Antrag auf Vorbescheid zustimmt, kann die Volksbank Raiffeisenbank sofort bauen - die Gemeinde hat kein weiteres Mitspracherecht.

Dennoch bleiben einige Fragen offen, wie die Diskussion der Bauausschuss-Mitglieder zeigte. So muss die Bank "nachweisen, dass das Oberflächenwasser schadlos abgeleitet werden kann", wie es Bauamtsleiterin Michaela Felber während der Sitzung formulierte. Notwendig sei dafür ein externes Gutachten. Sie vermutete, dass ein Teil des Regenwassers auf dem Gelände versickern kann, der Rest muss in einen neuen Kanal geleitet werden. Außerdem hat das Landratsamt erneut die Emissionen der Kapplerbräu-Brauerei zu prüfen - wobei für die Bierbrauer eine Bestandsschutzklausel ziehen sollte. Doch eventuell müssen die neuen Wohnhäuser teure Emissionsschutzauflagen erfüllen. Ein weiteres Problem könnte ein alter Stall auf dem westlichen Nachbargrundstück des neuen Baugebiets darstellen: Der scheint zwar schon seit längerem nicht mehr für die Tierhaltung genutzt worden zu sein, doch auch hier gilt vermutlich eine Bestandsschutzregel. Der Bauausschuss sprach schließlich sein Einvernehmen mit den Plänen der Bank aus, mit der Auflage, dass die Oberflächenwasserfrage geklärt sein muss.

Rund ein Dutzend Anwohner hatte die Diskussionen interessiert verfolgt. Sie schwankten im Anschluss zwischen Skepsis und Freude. Thomas Jocham verwies auf eine bis dato nicht überplante Fläche auf der Ostseite des Grundstücks: "Wenn dort noch ein Klotz hingesetzt wird, haben wir ein Problem." Markus Zieglwallner, ein weiterer Anwohner, meinte: "Die Bank scheint unseren Forderungen entgegengekommen zu sein, das ist schon einmal positiv. Doch Zweifel bleiben." Zieglwallner bedauerte, dass die Gemeinde beim weiteren Prozedere kein Mitspracherecht mehr habe: "Eigentlich sollte die Planung einer derartigen Siedlung Teil eines übergreifenden Ortsentwicklungskonzepts sein, bei dem die Bevölkerung von Anfang an beteiligt ist." Er verwies auf das Beispiel Dachau, wo OB Florian Hartmann (SPD) kürzlich ein derartiges Vorgehen angestoßen hat.

© SZ vom 14.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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