Süddeutsche Zeitung

Sulzemoos:Die Odyssee der Bamberger-Schule hat ein Ende

Jahrelang hangelte sich die private Einrichtung von einem Provisorium zum nächsten. In Sulzemoos soll sie nun endlich ein dauerhaftes Domizil bekommen. In rund fünf Jahren soll der Bau am Sportgelände fertig sein.

Von Renate Zauscher, Sulzemoos

Die Dr.-Elisabeth-Bamberger-Schule soll ein neues, dauerhaftes Domizil erhalten: In Sulzemoos wird sie in voraussichtlich vier bis fünf Jahren einen Neubau am Rande des Sportgeländes beziehen. Am Mittwoch haben der Sulzemooser Bürgermeister Johannes Kneidl, Landrat Stefan Löwl (beide CSU) und Markus Holl, Geschäftsführer des Franziskuswerks Schönbrunn sowie Träger der Einrichtung, eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet.

Den Anwesenden im Sulzemooser Rathaus, darunter Vertreter des Bayerischen Kultusministeriums, der Regierung von Oberbayern und die stellvertretende Landrätin von Fürstenfeldbruck, Martina Drechsler, erläuterte Kneidl die bisherigen Schritte, die zur Entscheidung des Gemeinderats geführt hatten. Man habe sich eingehend mit dem Thema beschäftigt und von der Arbeit der Schule einen sehr positiven Eindruck bekommen.

Emotionale und soziale Förderung steht im Vordergrund

Bei der Bamberger-Schule handelt es sich um eine angesehene, private Einrichtung, deren Schwerpunkt auf der emotionalen wie sozialen Förderung von Kindern und Jugendlichen liegt. Damit unterscheidet sie sich etwa von der Greta-Fischer-Schule in Dachau, in der es primär um Schülerförderung in den Bereichen Lernen und Sprache geht. Derzeit besuchen 63 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen eins bis neun die einzügige Bamberger-Schule. 2016 übernahm das Franziskuswerk deren Trägerschaft, die vorher bei einem privaten Schulträger, dem Verein Kinderschutz, gelegen hatte. Vom früheren Schulstandort Karlsfeld zog die Schule nach Hebertshausen um, wo sie derzeit in Schulpavillons untergebracht ist.

Die Unterzeichnung der Absichtserklärung bezeichnete Markus Holl als "Meilenstein" in der Schulgeschichte. Die Einrichtung sieht er als "wichtigen Baustein" der Kinder- und Jugendarbeit, die im Franziskuswerk geleistet wird. Er sei froh über das "Ende der Odyssee", die die Suche nach einem dauerhaften Standort dargestellt habe, so Holl. Der Standort in Sulzemoos sei ein "Glücksfall", da er unmittelbar an der "Nahtstelle" zwischen den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck liege - aus den Bereichen also, aus denen die meisten der in der Bamberger-Schule betreuten Kinder kommen.

Die bisherigen Gespräche mit dem Sulzemooser Bürgermeister und den Gemeinderatsmitgliedern seien "sehr konstruktiv" gewesen, betonte Holl, dies sei "alles andere als selbstverständlich". Ausdrücklich dankte er auch Albert Herbst, dem Sachgebietsleiter für Kreisschulen am Landratsamt Dachau, der für die Vernetzung mit anderen Behörden, wie etwa der Regierung von Oberbayern gesorgt habe.

Herbst sieht in der Bamberger-Schule einen wichtigen Teil der Schullandschaft. Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel in Deutschland könne es sich die Gesellschaft "nicht leisten, jedes Jahr einen gewissen Prozentsatz von Jugendlichen dem ersten Arbeitsmarkt nicht zuzuführen", sagte er.

Wie hoch der Bedarf an Einrichtungen, wie der der Bamberger-Schule ist, betonte deren stellvertretender Leiter, Rainer Cox. Aber auch aus Sicht von Cordula Weber, Rektorin an der Grund- und Mittelschule in Odelzhausen, erfüllt die Schule eine besonders wichtige Aufgabe: Denn der Bedarf an Schulplätzen sei riesig. "Baut uns die Schule nur nicht zu klein - jeder Raum wird gebraucht", wünschte sich Weber.

Auch die Gemeinde profitiert

Johannes Kneidl spricht von einer "Win-win-Situation": So sollen die neuen Schulsportanlagen auch für den Vereins- und Breitensport in der Gemeinde zur Verfügung stehen, während umgekehrt die Rasenflächen von Schülerinnen und Schüler der Bamberger-Schule genutzt werden können. Darüber hinaus wird die Gemeinde auch Räume im Schulhaus nutzen können: Kneidl denkt hier etwa an Fachräume, in denen Volkshochschulveranstaltungen stattfinden könnten. Darüber hinaus sieht der Bürgermeister Synergieeffekte, was die Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen in Betrieben angeht, die der sogenannten Westallianz angehören, in der vor allem Gemeinden entlang der A8 eng zusammenarbeiten.

Die Gemeinde Sulzemoos hat das Gelände, auf dem die Schule gebaut werden soll, gekauft; sie will es dem Träger in Erbpacht anbieten. Finanziert werden soll das Projekt unter anderem mit staatlichen Fördermitteln. Die Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck werden die Investitions- wie auch die laufenden Restkosten für den Schulbetrieb kofinanzieren. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen dem Franziskuswerk und den beiden Landkreisen muss noch getroffen werden.

Als nächsten Schritt soll die Erstellung einer Bauleitplanung durch die Gemeinde erfolgen. Das nötige Raumprogramm wird erarbeitet, ein Architektenwettbewerb durchgeführt. Baubeginn soll 2025 sein, die voraussichtliche Fertigstellung des Neubaus im Schuljahr 2027/2028.

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