Bahnlärm:Wenn der Zug nachts drei Mal pfeift

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Anwohner Leonhard Gailer ärgert sich, dass am Niederrother Bahnübergang die Schranke oft defekt ist - und ein Pfeifton ihn aus dem Schlaf reißt. (Foto: Toni Heigl)

Am Niederrother Bahnübergang reißt ein Alarmton die Anwohner aus dem Schlaf, wenn die Schranke ausfällt.

Von Shafia Khawaja, Markt Indersdorf

Die Hupe reißt Leonhard Gailer regelmäßig aus dem Schlaf. Kaum ist er eingeschlafen, trötet es schon wieder. "Der Ton ist so eindringlich, es klingt wie ein Nebelhorn" ärgert sich Leonhard Gailer, der nur 200 Meter vom Bahnübergang entfernt wohnt. "Es ist ein Wahnsinn!"

Seit knapp zweieinhalb Jahren ist die Schranke am Bahnübergang Niederroth bei Markt Indersdorf defekt und schließt nicht mehr. Einfahrende Züge müssen mit einem lauten Hupen auf sich aufmerksam machen - auch in der Nacht. Zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens fährt die S-Bahn planmäßig dreimal durch Niederroth. Ansonsten durchquert sie den Ort im 20-Minuten-Takt - und jedes Mal pfeift es. Alle drei bis vier Wochen sei die Schranke kaputt und die S-Bahn müsse mit einem lauten Signalton auf sich aufmerksam machen, erzählt Leonhard Gailer. "Das schmeißt uns nachts regelmäßig aus dem Bett", ärgert er sich, "für eine Institution wie die Deutsche Bahn ist es doch traurig, dass das Problem seit Jahren nicht gelöst ist".

Die Deutsche Bahn weist den Vorwurf zurück: Der Bahnübergang funktioniere ordnungsgemäß. "Störungen an technischen Komponenten lassen sich aber leider nie zu 100 Prozent ausschließen - auch nicht bei Bahnübergängen", teilt ein Sprecher mit. Im Fall von Niederroth musste vergangene Woche eine Platine ausgetauscht werden. "Für die Auswirkungen und die nächtliche Lärmentwicklung bitten wir die Anwohner um Entschuldigung!", so der Sprecher der Deutschen Bahn. Bei einer technischen Störung sei der Lokführer dazu verpflichtet, ersatzweise mit einem Pfeifsignal zu warnen. Die Länge des Signals von etwa drei Sekunden entspreche dabei auch den gesetzlichen Vorgaben - und die gelten auch nachts. So sollen Straßenverkehrsteilnehmer geschützt werden, vor allem wenn die Sicht durch Dunkelheit zusätzlich eingeschränkt ist.

"Da scheppert's und bumpert's"

"Auf der einen Seite ist die S-Bahn ein Segen, aber wenn die Schranken nicht funktionieren, ist dieses Gepfeife schrecklich", sagt Leonhard Gailer, der das Landhotel zum Plabstnhof betreibt. Wegen der Coronapandemie musste das Hotel schließen, die Hotelbar wird aber weiter als Gaststätte genutzt: Immer wieder kommen Gäste und schimpfen über das laute Hupgeräusch, so Gailer.

Das Gebäude liegt an den zwei Hauptverkehrsadern Sigmertshauser Straße und Münchner Straße: "Da scheppert's und bumpert's", erzählt Gailer. Gleich daneben steht die Pfarrkirche. In der Vergangenheit ertönte viertelstündlich ein Glockenschlag - auch nachts. "Das war gar nicht mehr lebenswert", erinnert sich Gailer, der sich dafür eingesetzt hat, dass die Kirchenglocken zumindest nachts ruhig bleiben. Was die kaputte Bahnschranke angeht, ist der Anwohner jedoch ratlos: "Es nützt ja nichts, man kann nichts dagegen machen".

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