Bahnhof Dachau:Verhandlungen auf dem Abstellgleis

Die Stadt Dachau will für die Bahnkunden eine Fahrradhalle am Bahnhof bauen. Doch die Deutsche Bahn AG stellt sich quer.

Melanie Staudinger

Von dieser Baumaßnahme würden eigentlich alle profitieren: Die Stadt will auf der Ostseite des Dachauer Bahnhofs eine Fahrrad-Abstellhalle errichten - insgesamt 520000 Euro würde sie sich das kosten lassen. Das Gebäude würde dem jetzigen Chaos ein Ende bereiten.

Bahnhof Dachau: Eine neue Fahrradhalle könnte das Chaos am Bahnhof beenden - doch es fehlt ein Grundstück dafür.

Eine neue Fahrradhalle könnte das Chaos am Bahnhof beenden - doch es fehlt ein Grundstück dafür.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die S-Bahn-Fahrgäste hätten endlich genug Platz für ihre Räder und müssten nicht täglich wieder nach Provisorien beziehungsweise ihren Fahrrädern suchen. Auch für die Deutsche Bahn (DB) AG hätte ein "Bike-and-Ride"-Platz etwas Gutes - schließlich wären die Pendler zufriedener.

Vielleicht würden dann auch mehr Menschen mit dem Fahrrad zum Bahnhof kommen und so die Umwelt weniger belasten, als wenn sie mit dem Auto führen. Trotz all dieser Vorteile wird die Fahrradhalle auf absehbare Zeit nicht kommen.

Schuld daran sind, so sagte Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) in der Sitzung des Stadtrats-Bauausschusses am Dienstag, die zähen Grundstücksverhandlungen mit der Bahn. "Das glaubt niemand, der noch nicht mit der Bahn verhandelt hat", erklärte er kopfschüttelnd.

Die Stadt versucht bereits seit mehreren Jahren, Areale auf der Ostseite des Bahnhofs von der DB AG zu kaufen. Hier sollen neben der Fahrradhalle auch Erschließungsstraßen und ein Parkhaus entstehen. Auch für die Kraftfahrzeuge fehlt der Platz, viele weichen auf die umliegenden Wohnstraßen aus und versperren dort den Anwohnern die Parkplätze.

Der Bahn-Konzern hat an einer Änderung dieser Situation offensichtlich kein allzu großes Interesse. Bürgel berichtete im Bauausschuss von ständig wechselnden Ansprechpartnern. Zudem sei die Immobilienabteilung des Unternehmens ausgegliedert. Kundenzufriedenheit, so vermutet der OB, interessiere eher weniger. Vielmehr gehe es darum, so Bürgel, die Bahn-Grundstücke maximal zu verwerten.

Auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung erklärte Stadtkämmerer Thomas Ernst, dass bereits vor Jahren mit der Deutschen Bahn AG eine grundsätzliche Vorgehensweise abgesprochen worden sei, auf deren Basis die Verkaufsverhandlungen auch geführt worden seien. Nun aber habe der Konzern mitgeteilt, dass es auf dieser Grundlage nicht zu einer Einigung kommen werde.

"Es ist schwierig", sagte Ernst. Unter anderem lägen die Preisvorstellungen auseinander. "Wir haben ja nicht vor, die Grundstücke hochwertig zu bebauen und dabei Gewinn zu machen", sagte Ernst. Vielmehr kämen die Vorhaben der Stadt - Fahrradhalle, Parkhaus und entsprechende Erschließungsstraßen - ausschließlich den Bahnkunden zugute.

Probleme auch in Indersdorf

"Wir sind bereit, einen bestimmten Preis zu zahlen, aber eben nicht jeden Preis. Da drehen wir uns momentan im Kreis", so der Kämmerer. Alternativ habe die Stadtverwaltung der DB AG nun vorgeschlagen, einen langfristigen Gestattungsvertrag zu schließen. Das bedeutet, dass die Grundstücke zwar weiter der Bahn gehören, die Stadt darauf aber die Fahrrad-Abstellhalle errichtet und betreibt.

Eine schriftliche Rückmeldung des Konzerns liege aber noch nicht vor. Ein Bahnsprecher sagte der SZ lediglich, dass sich das Unternehmen in Verhandlungen mit der Stadt befinde und er deshalb zu Details keine Stellungnahme abgeben könne.

Die Stadt ist nicht die einzige Kommune im Landkreis Dachau, die so ihre Schwierigkeiten bei Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG hat. Auch Markt Indersdorf musste lange kämpfen, bis die Gemeinde am vergangenen Freitag ihren neuen Busbahnhof samt Fahrradhalle und Parkplatz offiziell einweihen konnte.

Erste Pläne für diesen zwei Millionen Euro teuren Ausbau gab es bereits im Jahr 1993. Indersdorfs Bürgermeister Josef Kreitmeir (Freie Wähler) erinnerte bei der Eröffnungsfeier an die langwierigen Gespräche, bis die Gemeinde das 12000Quadratmeter große Areal von der DB AG kaufen konnte.

Schon bei der ersten Kontaktaufnahme 1995 hätten Vertreter des Konzerns klar gemacht, dass sie gerne ein möglichst hohes Baurecht hätten, um das Grundstück teuer verkaufen zu können - obwohl sich die Gemeinde stets für einen "Park-and-Ride-Platz" und damit für einen besseren Kundenservice aussprach.

Wie die Angelegenheit in Dachau ausgehen wird, ist derzeit noch unklar. Jedenfalls ist im Bauetat erst wieder für 2013 Geld eingestellt. Das klingt nicht allzu optimistisch.

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