Bahnhof Dachau:Die Vision vom Einkaufsbahnhof

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Die Fläche für Reisende, ob mit Bus, Bahn oder Taxi, könnte sich in Dachau enorm vergrößern, und ein zweites Geschäftszentrum entstehen.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Aus dem Dachauer Bahnhof könnte ein geradezu großstädtisches Zentrum mit Lebensmittelmarkt und Geschäften werden, zudem soll es endlich genug Platz für alle Busse geben. Diese Ideen sind längst nicht mehr neu, wurden nun aber wieder im Bauausschuss des Stadtrats diskutiert. Damit ist in das Vorhaben zur Umgestaltung des Bahnhofs nach mehr als drei Jahren wieder Bewegung gekommen. Im April 2013 hatten die Stadträte im Bauausschuss beschlossen, die Stadtverwaltung mit der Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbs zu beauftragen. Weil die Flächen natürlich zum größten Teil der Bahn AG und deren Töchtern gehören, sollte sich die Bahn an der Ausschreibung beteiligen. Bereits im Dezember 2013 lagen die Vorgaben der Deutschen Bahn für den Wettbewerb vor. Der Bauausschuss hat diesen nun zugestimmt. Finanziell will sich die Bahn allerdings nicht an dem Wettbewerb beteiligen. Dafür sollen die Dachauer frühzeitig eingebunden werden, etwa über eine Art Zukunftswerkstatt, so beschlossen es die Stadträte.

In den Wettbewerb einbezogen werden soll das jetzt grüne und teils baumbestandene Gelände an der östlichen Seite der Frühlingsstraße, entlang des Fuß- und Radwegs, der sich heute dort befindet. Auf diesem Grundstück könnten, so die Idee der Stadt, 16 Haltestellen für Regionalbusse und den Schienenersatzverkehr entstehen. Am Rand wäre Platz für Kurzparker, Taxis und eine sogenannte Kiss-and-Ride-Zone, für Leute, die schnell jemanden am Bahnhof rauslassen wollen. Die Fahrradspur würde dann auf die Straße verlegt. Die Stadtbusse würden weiterhin auf dem Vorplatz abfahren.

Bahnhofsgebäude soll erhalten bleiben

Das alte Bahnhofsgebäude soll erhalten bleiben. Laut Bahn soll das Empfangsgebäude aber neu gestaltet und erweitert werden. Gewünscht ist eine "attraktive, moderne Mobilitätsdrehscheibe", so formulieren es die Vertreter von DB Immobilien und DB Station und Service. Platz finden könnten auf insgesamt 4200 Quadratmetern Verkaufsfläche nach Vorstellung der Bahn ein Supermarkt, eine Drogerie und Bekleidungsgeschäfte. Außerdem Dienstleister wie Friseur, Blumenladen oder Cafés. Die neuen Gebäude mit drei oder bis zu vier Geschossen müssten wohl ebenfalls an der Frühlingstraße entstehen.

Was genau und wo genau ist aber längst nicht klar. Erkenntnisse soll ein Wettbewerb bringen. Insgesamt geht es um eine Fläche von rund 37 000 Quadratmetern. Am Ideenwettbewerb sollen sich 20 Planungsbüros und Arbeitsgemeinschaften beteiligen dürfen. Wer mitmachen darf, soll vorher ein offenes Bewerbungsverfahren klären. Zur Fläche, die überplant werden soll, zählt auch das Grundstück von Post und Posthof, das der Stadt gehört. Die Diskussion darum, ob die Flächen mit überplant werden sollten, hatte damals die CSU-Fraktion gespalten. So waren SPD, sowie Stadträte von ÜB, Grünen, Bündnis und FW dafür gewesen, die städtischen Flächen einzubeziehen. Zusammen mit den Stimmen des damaligen CSU-Fraktionsvorsitzenden Christian Stangl und von Günther Dietz (CSU) erhielten sie eine Mehrheit.

Diesmal beschäftigte die SPD-Stadträte besonders die Frage, ob denn wohl die Grundstückseigner bereit sein würden, einer Bauleitplanung zu den Dachauer Grundsätzen der Baulandentwicklung zuzustimmen. "Wenn die Bahn das verweigert, können wir uns den Wettbewerb sparen", sagte Günter Heinritz. Gertrud Schmidt-Podolsky, noch nicht so lange überzeugt von der sozialgerechten Bodennutzung, erwiderte: "Wir müssen uns entscheiden, was uns mehr wert ist." Die Planungen sollten ruhig bereits vorangetrieben werden. Ihr Anliegen konzentrierte sich in dem bisher noch völlig offenen Verfahren auf ausreichend Stellplätze. Das Bauamt hatte vorsorglich zweckungebundene Stellplätze, die also weder Pendlern, noch Menschen, die andere zum Zug bringen wollen oder Geschäften zugeordnet sind, ausschließen wollen. Das leuchtete Schmidt-Podolsky nicht ein.

Für die vorbereitenden Maßnahmen, also Wettbewerb, Bürgerbeteiligung, Modelle, Preisgeld werden 150 000 Euro eingeplant. Erste Ideen bringen soll ein studentisches Projekt. Damit geht die Stadt auf den kostengünstigen Vorschlag der Bahn ein, denn Geld ist für die Einfälle der Studenten von der Hochschule Weihenstephan nicht vorgesehen; dafür muss das städtische Bauamt die Arbeiten begleiten. In Semesterarbeiten sollen sie erste Entwürfe zeichnen, die als Denkanstoß dienen können. Die Stadt hofft auf Fördermittel aus dem bayerischen Städtebauprogramm sowohl für den Wettbewerb als auch für die Umsetzung. Voraussetzung auch dafür ist die Erhaltung des Bahnhofsgebäudes.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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