Bäume in Dachau:Schluss mit dem Wildwuchs

Mit einem Konzept will die Stadt eine klare Linie vorgeben, wann Bäume in Dachau gefällt werden und wann nicht.

Melanie Staudinger und Walter Gierlich

Kaum ein anderes Thema wird in den Rathäusern im Landkreis so kontrovers diskutiert wie Baumfällungen. Umweltschützer und Gegner von "störenden Bäumen" stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber. Und auch bei den Bürgern wächst der Protest: Die einen fühlen sich durch Blütenstaub und Blätter gestört, die anderen wollen Bäume um jeden Preis erhalten. In der Stadt Dachau sollen die Debatten und vor allem die Einzelfallentscheidungen jetzt ein Ende haben: Die Stadtgärtnerei wird in den kommenden Monaten ein Baum-Konzept für die Dachauer Altstadt erarbeiten, das Standorte, Baumarten und die Nachpflanzung regelt.

Bäume in Dachau: Die Robinien in der Gröbenzeller Straße wurden gefällt.

Die Robinien in der Gröbenzeller Straße wurden gefällt.

(Foto: Joergensen)

Für Stadtgärtner Gerold Eisele ist das Thema nicht neu. "Einen Dissens gab es schon immer", sagte er auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung. Doch gewinne er zunehmend den Eindruck, dass die Zahl der Baumgegner in Dachau steige. Dabei sind die wenigsten Menschen gegen Bäume im Allgemeinen - kaum jemand stört sich am Schatten, wenn es heiß ist. Bäume prägen das Stadtbild, machen urbane Räume lebenswerter und verhindern sogar, dass Autos direkt vor Häusern geparkt werden. Die Vorteile liegen eigentlich auf der Hand. "Nur wollen viele den Baum eben nicht vor der eigenen Haustür haben", sagte Eisele.

Er könne den Ärger einiger Bürger durchaus nachvollziehen. Das Laub verstopft die Regenrinnen, Blütenstaub löst Allergien aus, die Wurzeln zerstören Kanalrohre und Bürgersteige. Vor allem in der dicht bebauten Altstadt bereiten die Bäume Probleme. Erst am Mittwoch beschloss der Stadtrats-Umweltausschuss mehrheitlich, zwei Robinien an der Ecke Burgfrieden- und Augsburger Straße fällen zu lassen. Die Anlieger hatten sich beschwert, weil die Hausmauern durch angestautes Wasser Schaden nähmen. Neue Proteste sind zudem von den Anwohnern weiter südlich in der Burgfriedenstraße zu erwarten. "Da gehen schon Unterschriftenlisten gegen die Birken herum", sagte CSU-Fraktionschef Christian Stangl im Umweltausschuss.

Entscheidungen im Einzelfall soll es in Dachau daher künftig nicht mehr geben. "Wir müssen uns einmal grundsätzlich Gedanken machen, wie es mit den Bäumen in der Altstadt weitergeht", sagte Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU). Den Ruf nach einem Konzept kann Stadtgärtner Eisele nur unterstützen. "Wenn immer wieder einzelnen Anträgen auf Baumfällung zugestimmt wird, bestärkt das nur das Ansinnen anderer Bürger, es nachzumachen", erklärte er.

Einen totalen Kahlschlag in Dachau aber wolle niemand. In der Altstadt hingegen könnte die eine oder andere Robinie oder Linde demnächst gefällt werden. "Ich glaube, wir können Einiges besser machen, wenn wir Bäume entfernen", sagte OB Bürgel.

Auch im Karlsfelder Bauausschuss standen am Mittwoch zwei Bürgeranträge auf Fällung von Bäumen zur Debatte. Im Falle von zwei Birken an der Gartenstraße, deren Wurzeln Kanalrohre beschädigt hatten, wurde dem Antrag einstimmig zugestimmt, um größeren Schaden auf Dauer zu verhindern. Die Forderung, zwei Ahornbäume in einer gemeindlichen Grünanlage am Gärtnerweg umzusägen, wurde hingegen mehrheitlich abgelehnt. (Seite 3)

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