Badespaß mit Musik:Freibad-Experiment teilweise gelungen

Die Stadtwerke möchten das Areal zu einem Zentrum der Openair-Kultur in Dachau entwickeln. Der erste Versuch zeigt indes, dass sich statt der Zielgruppe der jungen Erwachsenen vor allem Familien angezogen fühlen. Nächstes Jahr soll eventuell eine DJ-Party steigen

Von Maxi Köhler, Dachau

Das Wetter stimmt. Darüber ist Pool-Party-Organisatorin Barbara Kern von den Dachauer Stadtwerken erfreut gewesen. Denn vergangenes Jahr fiel die Veranstaltung wegen schlechtem Wetter aus. Dafür überrascht sie das Publikum. Denn eigentlich wollen die Stadtwerke als kommunales Unternehmen junge Leute ins Freibad locken. Die Stadtwerke versuchen das Freibad, das sie stellvertretend für die Stadt betreiben, attraktiver zu gestalten: Aber Kern hat nicht damit gerechnet, dass sie mit den vier Dachauer Bands Badcats, Vanagon Drive, Just Chanpero und Mama makes Coffee eher junge Familien anlocken würde.

Trotzdem zeigt sie sich damit zufrieden, dass sich die Gäste amüsierten, und denkt auch darüber nach, die Veranstaltung zu wiederholen. Generell habe sie den Plan, das Freibad in Zukunft öfter für andere Zwecke zu benutzen, beispielsweise für Veranstaltungen am Abend. Im vergangenen Jahr habe sie dafür extra überall im Bad Lampen anbringen lassen. Das Freibad soll zum Open-Air-Zentrum Dachaus werden.

Bis spät in den Freitagabend hinein wehte ein laues Lüftchen. Die kleineren Besucher planschten im Nichtschwimmerbecken. Die größeren tobten sich auf dem Volleyball- und Basketballfeld aus. Die Eltern ließen es sich bei Cocktails und der abwechslungsreichen Musik der vier Dachauer Bands gut gehen. Einige schwangen schon zu früher Abendstunde das Tanzbein.

Zu Beginn der Veranstaltung gab es ein Problem mit der Security. Sie wollte niemanden ins Freibad lassen, der jünger als 18 Jahre alt war. Gesetzlich gesehen lagen die Sicherheitsleute damit richtig. Solche Veranstaltungen dürfen Jugendliche, die nicht volljährig sind, nur in Begleitung von Erwachsenen und teilweise sogar nur von ihren Eltern besuchen. Deswegen mussten die Bademeister eingreifen, um der Security Idee und Konzept der Poolparty zu erläutern. Die Teenager durften allein ins Bad. Allerdings nur bis maximal 22 Uhr. Die Party dauerte bis Mitternacht. Die Stimmung unter den Besuchern war ausgelassen und von ganz jung bis ganz alt war so gut wie jede Altersklasse vertreten.

Barbara Kern hatte mit mehr Gästen gerechnet. "Wir sind von 3000 Besuchern ausgegangen, doch nach ersten Zählungen waren es immerhin 1200 Gäste." Was der Grund dafür war, wusste sie auch nicht recht: "Wir hätten auch versuchen können, bekanntere Bands zu engagieren, die mehr Publikum gebracht hätten, aber wir wollten gern Dachauer Bands. Vielleicht war auch die Veranstaltung noch nicht bekannt genug, obwohl wir eigentlich sehr viel Werbung gemacht haben. Aber heute Mittag, als wir aufbauten, standen auch ahnungslose Besucher vor den Toren des Familienbades und wussten nicht, was los war."

Pool Pop

Barbara Kern möchte das Pool-Party-Projekt der Stadtwerke auch im nächsten Jahr fortführen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Besonders stolz sei sie, dass sie vier tolle Bands aus Dachau gefunden habe, die an diesem Abend für gute Stimmung im Bad sorgten. Und die Musiker schienen ihr auch sehr dankbar zu sein, immerhin wurde ihr von Robert Freudenberg, dem Gitarristen der Rockband Just Chanpero, ein eigenes Stänchen gewidmet. Für die Besucher gab es aber nicht nur Rock auf die Ohren, sondern auch Akustik-Blues von der Band Vanagon Drive oder Post-Funk Rock von der Band Badcats, die in ihren Covern die Musikrichtungen Blues, Rock, Soul und Funk verschmelzen lassen. Ihnen ist vor allem wichtig, dass es "groovt und Spaß macht". Das Markenzeichen der Dachauer Band Mama makes Coffee sind eigene, ungewöhnliche Arrangements bekannter Songs. Dabei nehmen sie das Publikum gern mit auf eine "musikalische Reise durch die Musik aus mehreren Jahrzehnten", wie am Freitagabend. Sängerin Kathrin Krückl genießt die Bühne sichtlich und wird von einigen Besuchern anerkennend als "Rampensau" bezeichnet.

Als das Publikum zu Beginn ihres Auftritts noch zaghaft Abstand zur Bühne hält, ruft sie: "Bitte, bitte kommt nach vorne. Ich brauche euch hier!" Mit ihren musikalischen Ausflügen in die Welt von Hip-Hop, Country, Pop oder Jazz füllte die Band die Tanzfläche und begeisterte die Gäste des "Pool Pop"-Open-Airs sichtlich. Ein kleiner Junge versuchte sich vor der Bühne sogar als Break-Dancer. Musik und Bühnenshow faszinierte Groß und Klein.

Wie geht es also weiter? Barbara Kern will die Zielgruppe der jungen Erwachsenen unbedingt anlocken und erwägt nächstes Jahr eine DJ-Pool-Party.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: