Baden in Odelzhausen:Im Trüben tauchen

Ebertshauser Weiher

Der Ebertshauser Weiher ist weitgehend naturbelassen. Manche Badegäste stören sich am Algenbewuchs. Die Wasserqualität aber ist einwandfrei.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Trotz des dunkelgrün-undurchsichtigen Wassers und der starken Schlammbelastung ist der Ebertshauser Weiher unter Badegästen ein Geheimtipp. Doch nicht alle gehen mit dem Idyll pfleglich um

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Kein Zweifel: Der Ebertshausener Weiher ist ein Idyll. Umstanden von großen Bäumen am Nord- und Westufer, ist er weitgehend naturbelassen. Lediglich von einigen zugänglichen Uferstellen aus kann man ins Wasser gelangen, um ein kühles Bad zu nehmen. Nicht alle gehen mit diesem Idyll allerdings pfleglich um. Nicht jeder nimmt nach einem Picknick oder einer Party-Nacht, wie sie Jugendliche hin und wieder veranstalten, seinen Müll wieder mit nach Hause; gelegentlich gibt es Klagen über weggeworfene Flaschen und Dosen, überquellende Mülleimer oder Scherben im Gras. Die Gemeinde Odelzhausen allerdings, in deren Bereich der Weiher liegt, tut was sie kann: Momentan sind die wenigen vorhandenen Liegeflächen sauber, die aufgestellten Mülleimer frisch geleert.

Ob es sich bei dem Gewässer, das durch den Autobahnbau vor rund 80 Jahren entstanden ist, im eigentlichen Sinn um einen "Badesee" handelt, ist umstritten. Die Fischer, die hier das Fischereirecht haben, sehen Badende ohnehin nur ungern. Viele Odelzhausener oder auch Sulzemooser, wo das Gewässer unter der alternativen Bezeichnung "Wiedenzhausener Weiher" firmiert, würden hier ohnehin nie ein Bad nehmen: Das dunkelgrün-undurchsichtige Wasser des nur wenige Hektar großen Sees empfinden sie als "schmutzig", andere fürchten Allergien, die von dem in Hitzeperioden sehr starken Algenbewuchs verursacht werden könnten. Und wer weiß, welche Fische einem da ungesehen um die Beine schwimmen: Von großen Wallern und Zandern ist die Rede, die in dem Weiher leben. Ein Odelzhausener schwört Stein und Bein, dass er erst vor kurzem von einem dieser Wasserbewohner gebissen worden sei.

Was viele potenzielle Schwimmer abschreckt, ist die starke Schlammbelastung des Weihers. Vor rund zehn Jahren hatte die Gemeinde Odelzhausen unter dem damaligen Bürgermeister Konrad Brandmair eine große Entschlammungsaktion veranlasst. In der Mitte des Weihers wurde eine Pumpstation aufgebaut und der Schlamm vor dort auf einen nahen Acker gepumpt. Auf einer extra für die Aktion mit einem Wall umgebenen Fläche wartete man, bis das im Schlamm enthaltene Wasser im Boden versickert war, ehe man dann denn Schlamm anderweitig entsorgte. Außer erheblichen Kosten hat die Aktion allerdings so gut wie nichts gebracht.

Da die Algen im See weiter Schlamm entstehen lassen, war die Verbesserung der Bodenbeschaffenheit im Gewässer nur von kurzer Dauer. Vorschläge von einer erneuten Entschlammung dürften von den Verantwortlichen in der Gemeinde deshalb wohl sehr kritisch gesehen werden. Lediglich ein Absetzbecken, das am Zulauf des Sees den Sandeintrag verhindern soll, funktioniert und wird von Zeit zu Zeit geräumt.

Im Übrigen gibt es nicht wenige Menschen, die den Weiher gerade wegen der starken Verschlammung und damit zusammenhängend den nur wenigen Badegästen lieben: Zehnmal lieber gehe er hier mit seiner Familie schwimmen, sagt ein Mann, der seit seiner Kindheit den Weiher als Badesee nutzt, als dass er in den chemisch behandelten Fluten eines öffentlichen Schwimmbads seine Runden drehen würde. Die Wasserqualität sei erwiesenermaßen gut und was einen allenfalls stören könnte, sei der Lärm der nahen Autobahn, der vor allem bei Ostwind erheblich sei.

"Optische Kriterien sind das eine", sagt Hans Bergemann, Leiter des Dachauer Gesundheitsamts. "Die mikrobiologische Wasserqualität das andere - und die ist in Ordnung." Das habe auch die jüngste Beprobung Anfang August ergeben.

Einer, der sich hier, trotz Schlamms oder Autobahnlärms, sichtlich wohlfühlt, ist ein Biber. Im Winter hatte er einen Damm am Ausfluss aus dem See unterminiert und damit den Wasserspiegel des Weihers abgesenkt. Mittlerweile wurde an der Stelle ein Stahlgeflecht eingebaut, das den Biberzähnen standhalten soll. Den Biber mit der Verschlammung des Gewässers in Verbindung zu bringen, wie das auch schon getan wurde, ist sicher zu weit hergeholt.

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