Autobahnausbau:Überrollt von der Entwicklung

Wegen des stark steigenden Verkehrsaufkommens in der Region wird es beim sechsspurigen Ausbau der A 92 einige Veränderungen geben. Wälle, Wände und ein Flüsterbelag sollen den Lärmpegel verringern

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Am Ende der Veranstaltung haben die Vertreter der Autobahndirektion Wort gehalten und den vollbesetzten Saal des Sportheims des Fußballclubs SV Inhauser Moos nicht fluchtartig verlassen. Was sie auch nicht wirklich vorhatten. Im Gegenteil: Geduldig steckten sie nach etwa 90 Minuten langer Diskussion mit den Bewohnern des zu Haimhausen gehörenden Teils der Ortschaft die Köpfe über Plänen und Entwürfen zusammen und erklärten, um was es hier geht. Nämlich um den geplanten sechsstreifigen Ausbau der Autobahn A 92 zwischen dem Autobahndreieck Feldmoching und dem Autobahnkreuz Neufahrn und die dazu gehörenden Umplanungen der Anschlussstellen Oberschleißheim und Unterschleißheim, die in diesem Abschnitt bereits überlastet seien. Zudem sei die A 92 in einem schlechten baulichen Zustand. Wobei von Beginn der zweiten Informationsveranstaltung zu diesem Thema feststand, dass man "heute Abend nicht über Sinn oder Unsinn der Planung" diskutieren wolle, wie sich Gilbert Peiker, der Abteilungsleiter Planung und Bau der Autobahndirektion, ausdrückte. Im Mittelpunkt der Fragestunde sollte vielmehr die Information darüber stehen, weshalb es zu einer ersten Änderung der Planfeststellungsunterlagen gekommen sei. Und wer Einwände habe, der könne diese im Rahmen des Auslegungsverfahrens der Pläne schriftlich der Regierung von Oberbayern, die über das Baurecht entscheidet, mitteilen. Die geänderten Planunterlagen liegen seit Februar in den betroffenen Gemeinden zur Einsicht auf.

Die Vertreter der Autobahndirektion München machten in ihren Erklärungen keinen Hehl daraus, dass es gegen die Planung seitens der Bürger, Gemeinden und Verbände "erhebliche Widerstände" gebe und man das Projekt hinsichtlich Verkehrsprognosen und Lärmschutz an die veränderten Bedingungen anpassen müsse. Es würden "Nachbesserungen im großen Stil" sein, kündigte Baudirektor Jochen Eid von der Autobahndirektion an, die daher rührten, dass man bei den ursprünglichen Verkehrsprognosen zu geringe Zahlenwerte zugrunde gelegt habe.

Fehler habe es auch bei den Lärmgutachten gegeben. Hintergrund der fehlerhaften Annahmen sei die "ungeheuere Dynamik der Entwicklung", die derzeit in der Region München vonstatten gehe. So gehe die Autobahndirektion in ihrer Verkehrsprognose davon aus, dass im Jahr 2030 an einem durchschnittlichen Werktag rund 90 000 bis 100 000 Fahrzeuge die A 92 benutzen würden. Eid: "Wir haben das Lärmgutachten komplett überarbeitet." Als Folge dieser Umplanung werde auf einer Länge von elf Kilometern neben Lärmschutzwällen und -wänden ein besonders lärmmindernder Belag aufgebracht, von dem jeder Anlieger profitiere. Gleichgültig, ob er hinter einer Lärmschutzwand oder hinter einem Lärmschutzwall wohne. Eid bezifferte die Verringerung des Lärmpegels durch den Flüsterbelag auf durchschnittlich sechs bis sieben Dezibel. "Das sind Welten", betonte er. So würde der Lärmpegel nach dem Ausbau tagsüber bei 54 Dezibel (dBA) und nachts bei 49 Dezibel liegen. Ohne den Ausbau betrage der Lärmpegel 69 unter Tag und 63 bei Nacht. Eid: "Es wird dann keine Überschreitungen mehr geben."

"Die guten Nachrichten", sagt Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU), hörten die Inhauser Bürger sehr wohl. Ganz überzeugt von der Planung scheinen sie aber dennoch nicht zu sein, wie die rege Diskussion offenbarte. Besonders die Führung der Radwege im Bereich der neuen Anschlussstelle in Unterschleißheim und die Ampelanlagen an der B 13 sowohl aus Richtung Unterschleißheim wie aus Richtung Haimhausen machten etliche Diskussionsredner als eingebaute Verkehrshindernisse aus. Diese würden den Verkehr, trotz zusätzlicher Fahrspuren, die in der neuen Planung vorhanden seien,nicht entlasten, sondern würden, wie jetzt auch schon zu noch mehr Staus führen.

Bemängelt wurde, dass es aus Richtung Fahrenzhausen/Haimhausen keine direkte Einschleifspur in die A 92 Richtung Oberschleißheim gebe und man immer erst die Autobahn überqueren müsse. Das Thema Ampelanlage will auch die Gemeinde Haimhausen in ihrer neuerlichen Stellungnahme an die Regierung von Oberbayern nochmals aufgreifen und ansprechen. Optimistisch äußerte sich dennoch Abteilungsleiter Gilbert Peiker von der Autobahndirektion: "Wir schaffen das." Einen Inhauser Bürger konnte dieser Optimismus aber nicht überzeugen. "Alle Verkehrsströme werden über Ampeln geführt. Das muss zwangsläufig zum Kollaps führen", befürchtet er.

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