Die Welt im Haus Immanuel in Schönbrunn besteht aus Piktogrammen, überall hängen kleine und große Karten mit Bildern darauf: Auf einer Tür, hinter der sich das Putzzeug versteckt, heißt es "Putzmittelraum", daneben abgebildet sind ein gelber Eimer, ein roter Besen, eine rote Kehrschaufel. In einer der vier Küchen klebt an jedem Wandschrank ein Foto, darauf zu sehen Gewürze, Kaffeepads oder ein großes Glas Nutella. Und in jedem der 33 Zimmer hängt ein Wochenplan: An diesem Freitag Ende März steht im Plan von Dennis Sch., 32, etwa "Unterwäsche wechseln" neben einem Bild von einem weißen Unterhemd und einer blauen Boxershorts oder "Rasieren" neben dem Bild von einem Mann mit stoppeligem Kinn und einem Rasierer. Ist längst erledigt, ist ja schon Nachmittag. Im Plan von Peter A., der schräg gegenüber wohnt, sieht man den 62-Jährigen selbst, wie er an einem Tisch sitzt, vor sich einen Becher Joghurt, darunter steht "Zwischenmahlzeit", um 16 Uhr ist es soweit.
Menschen mit Behinderung:"Eine andere Art, die Welt zu sehen"
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Seine Schlüsselanhänger-Sammlung nimmt Dennis Sch. überall mit hin.
(Foto: Niels P. Jørgensen)33 Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung leben in Schönbrunn in einer Einrichtung, die sie vermutlich niemals verlassen werden. Ein 15-jähriger Autist aus Gröbenzell plant derweil seine Zukunft als Architekt. Über eine Diagnose, die nicht immer eine Behinderung sein muss.
Von Jacqueline Lang, Röhrmoos/Gröbenzell
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