Süddeutsche Zeitung

Auszeichnung:Gerechtigkeit für Holocaust-Überlebende

Für seinen Einsatz für Menschen, die von den Nationalsozialisten in Ghettos gesperrt wurden, landete der Sozialrichter Jan-Robert von Renesse 2012 selbst auf der Anklagebank. Während seine Kollegen 90 Prozent der Anträge auf Entschädigung für die Ghettohaft abwiesen - Urteile nach Aktenlage - ging Renesse den Einzelfällen nach. Flog nach Israel, um mit den Holocaust-Überlebenden zu sprechen. Dann machte er die Zustände in der nordrhein-westfälischen Justiz durch eine Petition an den Bundestag öffentlich, warf seinen Kollegen vor, die Antragsteller unfair zu behandeln. Daraufhin klagte der Justizminister von Nordrhein-Westfalen gegen den Richter: wegen Rufschädigung. Erst nach vier Jahren zog der Minister seine Klage zurück. 2014 wird das Gesetz über die Rentenansprüche zugunsten der Holocaust-Überlebenden geändert.

Für seinen Einsatz verleiht die Stadt Dachau Jan-Robert von Renesse am Sonntag, 10. Dezember, den Dachau-Preis für Zivilcourage. Die öffentliche Veranstaltung im Rathaus beginnt um 11 Uhr. Der Preis wird seit 2005 alle zwei Jahre vergeben. Am Montag wurde Renesse bereits in Berlin mit dem erstmals verliehenen Janusz-Korczak-Preis der gleichnamigen Akademie geehrt, benannt nach dem in Treblinka von den Nazis ermordeten polnischen Pädagogen und Kinderbuchautor.

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SZ vom 21.11.2017 / vgr
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