Ausstellung:Vom Geist des Impressionismus

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Die heitere Lichtstimmung der Provence scheint in jedem von Kurt Merks Bildern durch. Sogar die trutzigen Gebäude des südfranzösischen Dorfs am Hang wirken auf diesem Aquarell transparent und leicht wie Papier (Foto: Niels P. Jørgensen)

Auf Zutun seiner Tochter werden Werke des Malers Kurt Merk im Dachauer Wasserturm ausgestellt. Das künstlerisches Sujet ist vielfältig, seine Liebe zu Natur und Farben spiegelt sich in den Gemälden

Von Gregor Schiegl, Dachau

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit und das nicht nur für den Künstler. "Es ist jedes Mal eine Mordsarbeit", sagt Anja Merk, die schon drei Ausstellungen mit Werken ihres 2012 verstorbenen Vaters, des Malers Kurt Merk, auf die Beine gestellt hat. Trotzdem ist die 52-Jährige froh, dass der Förderverein Wasserturm die Bewerbung für ihr Ausstellungsprojekt angenommen hat. Unter dem Titel "Träume der Provence" zeigt sie eine Auswahl der schönsten Bilder aus dem Nachlass ihres Vaters. Und wer beim Stichwort Provence an Monet und Cézanne denkt, liegt nicht ganz falsch: Merks Werke durchweht der Geist des Impressionismus: Farben und Lichtstimmungen spielen in seinen Gemälden - in überwiegender Zahl sind es Aquarelle - eine ganz zentrale Rolle.

"Am liebsten hat er im Süden gemalt", erzählt Anja Merk. In der Toskana, in Griechenland, in Ägypten. Und natürlich in Südfrankreich. "Er hat die Farben geliebt, seine Bilder waren immer sehr bunt." Und die Buntheit selbst ist erstaunlich vielfältig: Auf einer sattgrünen Wiesen explodiert die Blütenpracht des Klatschmohns in flammendem Rot. Die hellen Häuschen eines Dorfs lösen sich flächig zwischen dem weiten gelben Kornfeld auf, den ein gewaltig blauer Himmel überspannt - die schräge Strichführung betont die Weite durch ihren spannungsreichen Kontrast mit der Vertikale der Grashalme noch zusätzlich. Und schon fast ins Abstrakte changiert eine Berglandschaft, die sich in halbrunde bonbonfarbene Farbflächen auffächert - nur eine grüne Olivenbaumkrone mit braunschwarzen Stamm verwurzelt dieses Bild noch in der Gegenständlichkeit.

Die Auflösung der Formen, nicht selten in floralen Strukturen, zeigen sich immer wieder in Merks Motiven. Die Landschaft ist nur ein Teil des künstlerischen Sujets. Immer geht es auch um das Landschaftserlebnis, das Empfinden des Menschen und die Sinnlichkeit der Natur, für die der Künstler eine eigene Ausdrucksform finden muss. Das ist gar nicht so einfach, und was für Eigengesetzlichkeiten der Malprozesses in sich birgt, hat Kurt Merk zu Lebzeiten einmal in einer Rede zu einer Ausstellungseröffnung dargestellt: "Während seiner Arbeit dauert es nicht lange, bis die Fantasie mit ihren ständigen Einflüsterungen versucht, ihn (den Maler; d. Red.) von seinen Plänen abzudrängen, zu einem kleinen Ausflug zu verführen, denn so ein Thema ist recht variabel." Die Folge: Zweifel, Wutanfälle, aber auch Euphorie und Selbstberauschung, wenn ein Werk glückt.

Von diesen Nöten ahnte Anja Merk als Kind nichts. Sie war stolz, einen Vater zu haben, der so gut malen konnte und, "den Pinsel in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand", das gewünschte Häschen oder den Elefanten scheinbar mühelos aufs Blatt warf. So entstand nebenbei eine ganze Elefanten-Serie, deren Blätter sich aber leider in alle Welt zerstreut haben.

Kurt Merk wurde 1924 in Nürnberg geboren. Er wuchs in Berlin auf, absolvierte die Mal- und Zeichenschule Stuttgart und musste vier Jahre Kriegsdienst ableisten. 1964 zog er nach München. Bei seinem Tod im Jahr 2012 hinterließ er seinen beiden Töchtern "einen Riesenfundus an Gemälden, Drucken, Büchern und Postkarten", schätzungsweise 500 bis 600 Arbeiten. "Ein tolles Erbe", sagt Anja Merk, die seit etwa zehn Jahren in Dachau lebt - "aber auch eine große Verantwortung, denn wir werden diese Masse an Bildern niemals hängen können." Mit der Ausstellung im Wasserturm zeigt sie aber einen besonders schönen Ausschnitt aus seinem umfangreichen Oeuvre, das Sehnsucht nach dem Licht Südfrankreichs weckt.

"Träume der Provence". Ausstellung von Kurt Merk im Dachauer Wasserturm bis 14. April. Vernissage ist am Donnerstag, 4. April, um 19 Uhr.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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