Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Landschaftsschiffe

Zwei Skulpturen von Barbara Trommeter und Georg Szabó bereichern jetzt die Hauptstelle der Sparkasse

Von Robert Stocker, Dachau

So hat wohl die urzeitliche Landschaft des Dachauer Landes ausgesehen, hätten sie Menschen schon vor Millionen von Jahren von oben sehen können. Eine von Gletschern geprägte Topografie mit unterschiedlich hohen Bodenplatten, dazwischen die Flusstäler der Glonn und Amper. Die Galerie in der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Dachau ermöglicht diese Vogelperspektive. Die zwei modellierten Landschaften aus der Eiszeit wirken aus der Distanz besonders plastisch. Sie schimmern in blauen und grünen Farbtönen, versunken in einem urzeitlichen Ozean. Hügel, Täler und Flüsse, die heute zum Landkreis und der Stadt Dachau gehören.

Die beiden Skulpturen mit dem Titel "Into the Blue - Floating Landscapes" bereichern jetzt die Schalterhalle der Hauptgeschäftsstelle. Geschaffen hat sie das Künstlerduo Barbara Trommeter und Georg Szabó. Die Ampermochingerin und der Mann aus Basel, die seit zwölf Jahren zusammenarbeiten, gewannen den zweiten Kunstwettbewerb, den die Sparkasse zum 30-jährigen Bestehen der Hauptstelle am Sparkassenplatz ausgelobt hatte. Das Kreditinstitut fördert die Kunst in der ehemaligen Künstlerkolonie Dachau mit vielen Projekten. An der Ausschreibung des Wettbewerbs beteiligten sich 27 Künstler. Die Jury mit Professorin Maria Auböck, Professorin Magdalena Jetelova, Wilhelm Warning, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Hermann Krenn und Vorstandsmitglied Thomas Schmid wählte unter den Entwürfen den Sieger aus. Den mit 30 000 Euro dotierten Preis erhielten Trommeter und Szabó für ihre beiden außergewöhnlichen Skulpturen. Die Idee, die von Gletschern geprägte Topografie Dachaus und des Landkreises wieder in einem urzeitlichen Ozean versinken zu lassen, habe die Jury von Anfang an fasziniert, sagte Krenn bei der Präsentation der Kunstwerke am Dienstagabend. Die Skulpturen sollten wie "Landschaftsschiffe" in dem Foyer vor Anker liegen. Die Sparkasse sei ein regionales Unternehmen, und die Werke versinnbildlichten die Identifikation mit der Region für Kunden und Mitarbeiter. Die Jury sei gespannt gewesen, ob dem Künstlerduo auch die handwerklich extrem anspruchsvolle Aufgabe gelingen werde. "Das Ergebnis hat uns einfach umgehauen", sagte Krenn.

Barbara Trommeter absolvierte die Münchner Kunstakademie, Georg Szabó studierte an der Akademie für Fotografie. Ihr gemeinsames Werk umfasst Skulpturen, Fotografien, Kunst am Bau und Installationen. Schon seit längerer Zeit beschäftigten sie sich mit den Besonderheiten der Dachauer Landschaft, deren Hügelland im Tertiär entstand und mit der Erosion der Alpen und der Würm-Eiszeit in Verbindung steht. Die Skulpturen, so die Idee des Künstlerpaars, sollten modellhafte Landschaften sein, die von Wasser überflutet sind. "Das Kunstwerk ist eine Abstraktion der Natur", sagte Trommeter bei der Präsentation. Und eine äußerst aufwendige Arbeit. Der Sockel der beiden Skulpturen besteht aus 26 verschiedenen Schichten Multiplex Birkenholz, die unterschiedliche Erdtöne haben. 1,7 Tonnen des Plattenmaterials wurden verarbeitet, sagte Szabó. Beide Skulpturen bestehen aus etwa 800 Einzelteilen und wiegen jeweils mehr als eine halbe Tonne. Beide Künstler arbeiteten jeweils 2500 Stunden an den Werken. Sechs Monate dauerte es, bis sie fertig waren. Besonders aufwendig und kompliziert war das Gussverfahren mit einem Kunstharz, mit dem das Wasser dargestellt wird. Ausgestattet mit Schutzkleidung und Atemmaske gossen Trommeter und Szabo das Harz in dünnen Schichten aneinander - ein Prozess, der sich über drei Wochen hinzog und wegen der schwierigen Bedingungen nicht mehr viel Zeit zum Essen und Schlafen ließ. Szabó: "Eigentlich war das gar nicht machbar. Die Werke sind ein kleines Wunder."

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SZ vom 24.03.2016
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