Ausstellung junger Künstler:Haimhausens kleine Meister

Kuratiert von Künstlerin Mette Therbild zeigt der Kulturkreis Arbeiten von zwölf Nachwuchskünstlern der Gemeinde im Alter zwischen acht und 18 Jahren. Ihre Arbeiten offenbaren nicht nur Fantasie, sondern auch erstaunliches Talent und Können. Sogar Querverweise zur Kunst der Renaissance finden sich

Von Anna-Elisa Jakob, Haimhausen

Ein Buffet mit Häppchen, Orangensaft als Aperitiv und im Hintergrund sanfte musikalische Begleitung: Die Kulturkreiskneipe Haimhausen gestaltet die Vernissage ihrer Nachwuchstalente nicht minder aufwendig als die der großen Künstler. Es sei sehr wichtig, jungen Künstlern ein Forum zu bieten, findet Organisatorin und Künstlerin Mette Therbild. Sie selbst unterrichtet einige der ausstellenden Nachwuchskünstler, manche bereits seit mehr als sechs Jahren. Neben der Schule nehmen sich die Jugendlichen Zeit für den externen Kunstunterricht, tauschen sich aus und arbeiten gemeinsam an ihren Werken.

Es ist mittlerweile die dritte Ausstellung für junge Künstler in der Kulturkreiskneipe, anmelden konnten sich hierfür alle Nachwuchstalente der Gemeinde. Die eigenen Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren erfordere viel Mut, erkennt Mette Therbild in ihrer Eröffnungsrede an - aus diesem Grund wollen die Organisatoren die Jugendlichen durch Veranstaltungen wie diese fördern und unterstützen.

Zwölf Nachwuchstalente im Alter von acht bis achtzehn Jahren präsentieren ihre Arbeiten. Die Jugend der Künstler schmälert aber in keinem Fall die Bedeutung ihrer Werke: "Die haben wirklich etwas zu sagen", lobt Mette Therbild.

Ausstellung junger Künstler: Sie stehen an diesem Abend im Rampenlicht: die Nachwuchskünstler aus Haimhausen. Die 19-jährige Laura Achatz begleitet die Vernissage am Saxofon.

Sie stehen an diesem Abend im Rampenlicht: die Nachwuchskünstler aus Haimhausen. Die 19-jährige Laura Achatz begleitet die Vernissage am Saxofon.

(Foto: Toni Heigl)

Tatsächlich finden sich in dem Ausstellungsraum nicht nur verschiedene Stile und Gestaltungsformen - von feinen Bleistiftzeichnungen bis hin zu farbenprächtigen Aquarellen -, auch die transportierten Aussagen zeugen vom individuellen Charakter der Künstler. Der 17-jährige Jayden formuliert mit seiner Serie "Let me be your covergirl" Gesellschaftskritik: Seine Zeichnungen zeigen die Veränderungen in den Gesichtszügen einer Frau, die sich diversen Schönheitsoperationen unterzieht, Gedanken sind handschriftlich neben die Porträts skizziert. Sein Werk sei kein Urteil über die Schönheitschirurgie, betont der junge Künstler - vielmehr möchte er mit seinen Werken "das heutige Frauenbild in kritischer Form darstellen".

Hinter den Arbeiten der jungen Künstler stecken nicht nur eine Menge Fantasie, Talent und Können, sondern auch viel Zeit: Rund eine Woche brauche er für eines seiner Werke, erklärt der 18-jährige Maximilian Seidl. Das Herzstück seiner Ausstellung ist erst vor kurzem entstanden, es zeigt eine Burg im Hochformat, gezeichnet mit unzähligen kleinen Strichen. Jeder Stein ist hier erkennbar, das Gesamtbild trotzdem rund und stimmig. Maximilian zeichnet am liebsten in kurzen Episoden, nimmt sich zwischen Schule und anderen Freizeitbeschäftigungen immer wieder Zeit für die Kunst. An diesem Bild habe er aber mit Hochdruck gearbeitet: "Ich wollte es unbedingt für die Ausstellung fertigstellen", erklärt er.

Ein Nachname ist unter den ausgestellten Werken gleich in doppelter Ausführung zu lesen, die Geschwister Karoline und Frederik Jørgensen faszinieren mit Gemälden in jeweils individuellem Stil. "Am Anfang war ich etwas genervt, dass mein Bruder jetzt auch zeichnet", gibt die 16-jährige Karoline lachend zu. Mittlerweile finde sie es aber sehr schön, auch seine künstlerische Entwicklung zu verfolgen - und freue sich darüber, wenn der 13-jährige Frederik sie nach Tipps frage.

Die Werke von Karoline Jørgensen zeichnen sich bereits durch eine ganz eigene Bildsprache aus, ihre Serie umhüllt ein wiedererkennbares Flair. Auf jedem Werk ist eine andere Frau zu sehen: einmal weinend, einmal lachend und einmal mit einem arrogant anmutenden Blick zur Seite. Sie alle sind von Blumen mit unterschiedlicher Symbolik umgeben, so stehe die Rose in ersterem Bild für die Leidenschaft, die lachende Frau ist von strahlend gelben Sonnenblumen umgeben. Karoline erklärt die emotionale Tiefe ihrer Werke: Das Bild der weinenden Frau, umgeben von Rosen, symbolisiere den in der Gesellschaft verankerten "blinden Willen zu folgen", so die 16-jährige Künstlerin. Die lachende Frau inmitten der Sonnenblumen schließe hingegen "vor Liebe die Augen". Selbst der Kreis, der jedes der drei Porträts umgibt, ist nicht zufällig gewählt: Hier ließ sich die junge Künstlerin von der Malerei der Renaissance inspirieren. Der Kreis wurde in der Epoche von da Vinci und Michelangelo zum Symbol von Symmetrie und Faszination des menschlichen Körpers.

Die jüngsten Künstler spielen zwischen den Werken Verstecken, die etwas älteren sitzen vor dem Eingang der Kulturkreiskneipe, reden und lachen. Es ist auch hier wie "bei den Großen": Die Freude an der Kunst bringt an diesem Abend unterschiedliche Charaktere zusammen, es findet ein reger Austausch in kreativem Ambiente statt. In der Vorsitzenden des Kulturkreises Haimhausen, Marja-Leena Varpio, weckt diese Vernissage große Hoffnungen: auf die künstlerische Zukunft der Gemeinde. Die Ausstellung ist noch bis 11. November zu sehen.

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