Ausstellung:Große Namen, eindrucksvolle Kunst

80 Druckgrafiken und Zeichnungen zeigt die Verkaufsausstellung im Dachauer Wasserturm

Von Susanne Schröder-Bergen, Dachau

Salvador Dalí, Pablo Picasso, Paul Cézanne, Joan Mirò, Gustav Klimt, Joseph Beuys - das sind nur ein paar der Künstler, deren Druckgrafiken und Zeichnungen jetzt im Dachauer Wasserturm bei einer Verkaufsausstellung von Kafka Arthouse gezeigt worden sind. Daniela Wilhelm-Bernstein und ihr Partner Werner Kafka sammeln seit etwa fünf Jahren interessante Werke von bekannten Künstlern. Jetzt haben sie zum ersten Mal einen Teil ihrer Kunstschätze dargeboten. Die Verkaufsausstellung, die am Freitagabend eröffnet wurde und bis zum Sonntag zu sehen war, hatte den Schwerpunkt auf Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Zwei eindrucksvolle Werke vom kürzlich verstorbenen KZ-Überlebenden Max Mannheimer standen am Anfang der Ausstellung. "Wenn die KZ-Gedenkstätte in Dachau eines davon gerne hätte, würden wir es ihnen gerne schenken", sagte Kafka. Auf der untersten Etage befanden sich großformatige Werke vor allem aus dem 20. Jahrhundert. In den Werken Salvador Dalís, die zu Kafkas Favoriten zählen, wird die Welt des Unbewussten, des Traums dargestellt. Zu Wilhelm-Bernsteins Lieblingsstücken gehören die beiden Tuschezeichnungen von Oskar Schlemmer. Das eine zeigt eine tänzerische Bewegung, gemalt "in einem Schwung" fast mit einem Federstrich, das andere einen Menschen, mit geometrischen Formen, der fast wie ein Roboter aussieht. Sie leiten thematisch in den zweiten Stock über, wo es dann noch intensiver um das Menschenbild, dem Motto der Ausstellung, geht.

Dort befanden sich einige wertvolle Originalzeichnungen, darunter auch die ältesten Stücke der Sammlung. Sehr detailliert auf einer Rötelskizze war "die Verzückung" auf dem Gesicht der "heiligen Theresa" von Giovanni Lorenzo Bernini zu erkennen. In der Sammlung ist auch eine eindrucksvolle Zeichnung der "Dienstmagd mit Milchkrug" von Jan Vermeer. Das sei das Spannende an den Zeichnungen, so Wilhelm-Bernstein: "Sie zeigen den künstlerischen Prozess, vielleicht eine Detailskizze der Augenpartie, vielleicht eine leicht veränderte Mimik zum fertigen Bild".

Beim Betreten des obersten Stockwerks wurde man von einer Auswahl von Pablo Picassos Werken begrüßt. Sie ermöglicht einen Eindruck der Bandbreite seines Oeuvres. Es sind Radierungen von Stierkämpfen genauso ausgestellt wie Linolschnitte und Lithografien. Die studierte Kunsthistorikerin Wilhelm-Bernstein findet das Sammeln der Kunstwerke sehr spannend: "Es ist manchmal eine echte Detektivarbeit, herauszufinden, welcher Druck vorliegt". Manche Künstler gingen sorglos mit der Signatur um, aber es gibt immer mehrere Anhaltspunkte: Stempel, Wasserzeichen oder eine handschriftliche Notiz.

Druckgrafik im Wasserturm

Auch George Grosz ist vertreten.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Wilhelm-Bernstein ist aber gerade von den Druckgrafiken begeistert. "Es sind zwar keine Unikate, aber es nimmt der Kunst ja nichts", sagte sie. Außerdem mache es die Kunst "demokratischer". Mit 500 bis 5000 Euro seien die Werke erschwinglich für den Kunstliebhaber, haben aber einen hohen Wert, weil sie von großen Künstlern stammen. Besonders aufwendig sind mehrfarbige Druckgrafiken, da dafür mehrere Druckvorgänge nötig sind. Der Wert eines Werks hängt aber auch von der Größe, von der Auflage und dem verwendeten Papier ab. Beim Kauf der Kunstwerke haben wir auf eine gute Qualität der Drucke geachtet, erklärte Wilhelm-Bernstein. Strahlende Farben, klare Konturen und manchmal hätten sie sogar innere Prägungen. "Das sind Qualitätsmerkmale." Alle Bilder seien von renommierten Auktionshäusern.

Je höher der Besucher am Wochenende im Wasserturm aufstieg, um so deutlicher wurde ihm der Schwerpunkt der Ausstellung. Sie sollte eine Ahnung davon vermitteln, wie differenziert der Mensch über die Jahrhunderte oder von Künstler zu Künstler dargestellt wird. Da sah man einerseits den Gesichtsausdruck der heiligen Theresa und andererseits das von Falten zerfurchte Gesicht auf einer Radierung von Rembrandt, von dem Wilhelm-Bernstein ziemlich sicher ist, dass es das seiner Frau Saskia ist. Und die geheimnisvolle Tänzerin mit Maske von Charlotte Berend-Corinth stand im Kontrast mit der Darstellung des verletzbaren Rückens einer unbekannten Dame, den Paolo Veronese auf einer Bleistiftzeichnung verewigt hat.

Wenn auch Porträts heute meist als Fotografie zu sehen sind, ist die darstellende Kunst in diesem Bereich aber keineswegs obsolet geworden. Sie suchte sich im Laufe der Zeit neue Wege. Ihr Vorteil: Sie kann, anders als die Fotografie, bestimmte Eigenschaften hervorheben und so die Gefühle der Porträtierten besser darstellen. Das Menschliche hat die Künstler schon immer fasziniert, auch heute noch. Die Ausstellung im Wasserturm spiegelte dies auf eindrucksvolle Weise wider.

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