Süddeutsche Zeitung

Ausstellung des KJR:Demokratie hat viele Gesichter

Auf zahlreichen Plakaten zeigen Wolfgang Henneberger und Stephan Batteiger vom Kreisjugendring auf, was Menschen mit der Staatsform verbinden

Von Viktoria Hausmann, Dachau

Die Ausstellung Democratic World vom Kreisjugendring Dachau zeigt wie vielfältige Menschen aus Politik und Gesellschaft zur Demokratie stehen. An den Wänden der KVD-Galerie hängen rundum große Plakate. Einzelporträts von Menschen in schwarz-weiß, die offen und dennoch stolz in die Kamera blicken. Ein wenig Farbe ist nur an den Porträtecken. Sie lässt den Betrachter nach einem Parteilogo suchen, denn die Plakate wirken ein wenig wie Wahlplakate. Doch die Farbe stimmt nicht immer mit der politischen Gesinnung überein. Stattdessen findet man neben dem Namen und der Funktion der Person ein Zitat und einen QR-Code. Auf dem Plakat von Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) steht zum Beispiel: "Demokratie ist die einzige Staatsform, die unsere Grundrechte und Freiheiten und den Frieden ermöglicht und sichert. Deswegen ist es Verpflichtung und Ehre zugleich, sich vehement für sie einzusetzen." Auf dem der Kindergärtnerin Annina Stögbauer steht: "Demokratie ist nicht der kleinste gemeinsame Nenner, sondern die größte Anerkennung von Vielfalt und Diversität."

Zwei Mensch, zwei Aussagen. Die beide unterstreichen, wie wichtig Demokratie ist. In der Ausstellung sind all diese Aussagen gleichwertig. Egal ob Richterin oder Schüler. Flüchtlingshelfer oder Gemeinderat. "Wir wollten gezielt keine politischen Parteien abbilden, weil das zu sehr nach Wahlwerbung aussieht. Stattdessen ging es darum Leute in ihrer Funktion zu zeigen," erklärt Wolfgang Henneberger vom Kreisjugendring Dachau. Er hat die Idee für das Projekt zusammen mit dem Kreisjungendringvorsitzenden Stephan Batteiger entwickelt.

Wegen Corona dürfen immer nur maximal zwölf Menschen in den Ausstellungsraum - Geimpfte und Genesene nicht mitgezählt. Deshalb findet der Empfang teilweise draußen statt. Es passt zum Konzept, denn die Plakate, die der Kreisjugendring gestaltet hat, werden auch auf Litfaßsäulen und als Postkarten an Ständen im ganzen Landkreis zu sehen sein.

"In unserer Arbeit ging es darum ein klares Bild von Demokratie zu zeichnen - mit allen Meinungen, die die Gesellschaft hat. Dabei kamen folgende Punkte heraus: politische Teilhabe, Gleichberechtigung, Schutz von Minderheiten, Meinungsfreiheit," zählt Batteiger auf. Für das Duo ist das aber nur der erste Schritt, den es ohne die Pandemie so wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Sie wollten eigentlich ein demokratisches Manifest schreiben, daraus wurde das Kunstprojekt "Democratic World", dass von der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie Leben" gefördert wird.

Gemeinsam haben sie ein halbes Jahr an der Umsetzung gearbeitet. Batteiger entwickelte die Webseite. Henneberger fragte über 300 Menschen aus ganz Deutschland für die Porträts an. Politiker ebenso wie Kindergärtner, Lehrer, Studenten, Ehrenamtliche und viele weitere. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel bekam eine Anfrage. Leider musste sie aus Termingründen absagen.

Während Batteiger die Eröffnungsrede hält, tobt ein heftiges Gewitter über Dachau. Das passt zum Thema, denn die Demokratie ist ständig und überall bedroht. Vor allem dort, wo Menschen ihren Wert vergessen. In einer kurzen Rede ermahnt Landrat Stefan Löwl (CSU) die Zuhörer, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist. Amerika habe gerade noch mal die Kurve gekriegt, aber wie sich Länder zurück zur Diktatur entwickeln, könne man an Polen und Ungarn sehen: "Demokratie darf nicht kompromisslos sein," mahnt er eindringlich. "Sie braucht Konsens und Dissens und keine Alleinherrschaft."

Auch Löwl ist übrigens ausgestellt. Wenn man den QR-Code an seinem Plakat einscannt, verrät der Politiker, wie er bei einem Besuch in der DDR als Jugendlicher, die Abwesenheit von Demokratie erlebte. Er habe damals die "sorgenlose Freiheit" der Demokratie ohne Denkverbote und Einschüchterung zu schätzen gelernt, erklärt er. "Keine Autokratie oder Diktatur hat jemals so viel Frieden geschaffen, wie die Demokratie", erklärt auch OB Florian Hartmann. "Aristoteles sagte einst, er hielte die Demokratie für eine schlechte Staatsform, aber sie sei die Beste unter den schlechten. Seitdem sind 2300 Jahre vergangen, die Demokratie hat sich durchgesetzt. Das zeigt Aristoteles hatte Unrecht."

Die Ausstellung läuft noch bis Samstag, 31. Juli.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2021
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