Süddeutsche Zeitung

KVD-Mitgliederausstellung:Wo der Lila Lummerich seine Bahnen zieht

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Bei ihrer Mitgliederausstellung zeigen die Künstler der KVD ihre ganze Bandbreite an Techniken und Themen. Konzipiert ist die Schau als vorweihnachtliche Künstler-Dult. Man kann die Werke kaufen und mitnehmen. Deswegen sind die meisten auch sehr handlich.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Die Hippies sangen vom "Zeitalter des Wassermanns", vom Zeitalter der Liebe, des Lichts und der Menschlichkeit, das bald anbrechen werde. Für seinen kleinen maritimen Schaukasten hat der Dachauer Künstler Martin Off die Liedzeile "Is this the Dawning of the Age of Aquarius?" etwas abgewandelt. Statt von "Aquarius" ist nun vom "Aquarium" die Rede. Martin Off hat dafür handkolorierte Raritäten der Tiefsee aus Papier in einen blauen Kasten umgesiedelt: den Stillen Gunkler, den Gemeinen Pisser, den Tiefseezweifler und die Apfelsinenbarbe, nicht zu vergessen den Lila Lummerich und die Tasmanische Präserqualle. Letztere sieht auch so aus, wie sie heißt: ein kondomförmiges Gallertwesen mit Segelohren und übellaunigem Blick.

Florale Gemälde und abstrakte Keramikkunst - die Bandbreite ist groß

Man kann nicht behaupten, dass diese Arbeit repräsentativ für diese Ausstellung wäre, aber bei welcher könnte man das schon? Die Mitgliederausstellung der Künstlervereinigung Dachau (KVD) soll ja immer auch eine Leistungsschau der Diversität sein und den Besuchern einen Einblick geben in die ganze Bandbreite von Themen und künstlerischen Techniken, mit denen sich die Dachauer Künstler auseinandersetzen.

Und so entdeckt man Landschaftsgemälde von Maria Drotleff, Plakatkunst von Bruno Schachtner, zarte florale Gemälde von Paul Havermann, farbige Wandobjekte von Inge Jakobsen, Druckgrafiken von Andreas Kreutzkam, Linolschnitte von Margot Krottenthaler, Steinbildhauerei von Klaus Herbrich und Schmuckarbeiten von Ulrike Kleine-Behnke. Dazu Keramikkunst von Monika Siebmanns, die sich in ihrer reduzierten Formsprache nah an der Grenze zur Abstraktion bewegt, während Claudia Flach klar in der Gegenständlichkeit zu verorten ist.

Auch Bronzeplastiken sind zu sehen: Mal in traditionell-figürlicher Darstellung von Bildhauerin Gertrude Rudert, mal ironisch verspielt wie bei Wolfgang Sand, des Weiteren mit Feinstift verfertigte Grafiken von Florian Marschall, darunter auch ein Blatt seines "Sternenhimmels" - an den Abenden von Mittwoch bis Sonntag ist dieses Motiv als animierter Film-Loop nur wenige Meter weiter im Rahmen der Videokunstausstellung "Einblicke" im Sprossenfenster von "Hello Dachau" in der Pfarrstraße Nummer fünf zu sehen. Übrigens auch bei bewölktem Himmel.

Nicht fehlen dürfen bei so einer Schau die Zeichnungen von Heiko Klohn, in denen er gewitzt Bild und Text kombiniert. "Wir sind Affen mit Geld und Waffen" steht groß auf einem Blatt. Es ist die deutsche Übersetzung eines bekannten Zitats von Tom Waits: "We are all just monkeys with money and guns." Über die Lettern watscheln die prominentesten Bürger von Entenhausen, unter ihnen auch der stinkreiche Dagobert Duck. Enten sind, man weiß es ja, auch nur Menschen. Allerdings ging von Entenhausener Boden noch nie ein Angriffskrieg aus.

"Kunst to go", das ist die Idee der Ausstellung

Man könnte die Aufzählung der gesammelten Werke noch lange fortsetzen, man würde aber nicht so bald zu einem Ende kommen bei sage und schreibe 31 Künstlern und 72 Exponaten. Sucht man nach einer verbindenden Gemeinsamkeit, dann ist es am ehesten die Handlichkeit der Kunstwerke. Kleinere und mittlere Formate dominieren die Ausstellung. Das sei auch eine Vorgabe an die Künstler gewesen, sagt die Dachauer Grafikerin Susanne Grimm, die diese Schau mitorganisiert hat. Marian Wiesners Aquarelle von Müll-Stillleben in der Landschaft sind da mit 50 mal 70 Zentimetern "gerade noch im Rahmen". Der ist bei ihm aus Holz und ziemlich breit.

Das relativ kleine Format ermöglicht nicht nur, eine Fülle unterschiedlichster Arbeiten auf knappem Raum zu präsentieren, sie kommt auch dem Konzept einer "Künstler-Dult" entgegen, nach der diese Ausstellung konzipiert ist: Kunst schauen, kaufen und sofort mit nach Hause nehmen kann, "das ist die Idee der KVD: Kunst to go". Vielleicht suchen die Besucher ja noch nach einem hübschen Geschenk, das sie unter den Christbaum legen können. Der Stille Gunkler würde sich neben der Krippe sicherlich gut machen.

Dachauer Künstler-Dult 22. Zu sehen bis 18. Dezember in der KVD-Galerie. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag, 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag, 14 bis 18 Uhr.

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