Ausgezeichneter Verein:Wirtshaus am Erdweg zieht namhafte Künstler an

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Der Tassilopreis der "Süddeutschen Zeitung" hat dem Erdweger Kulturverein Anerkennung gebracht, aber auch viele Türen geöffnet.

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Die Übergabe des Tassilo-Kulturpreises am Abend des 11. Juli war ein Moment der Glückseligkeit für die Mitglieder des noch jungen Erdweger Kulturvereins. Kabarettistin Monika Gruber überreichte den Erdwegern eine Urkunde und verkündete sogleich, im Wirtshaus am Erdweg auftreten zu wollen. Keine Stunde später - die Wangen der Erdweger waren noch rot vor Aufregung - setzte sich Jenny Evans, eine der bedeutendsten Jazz-Sängerinnen Europas, an den Tisch der strahlenden Erdweger. Sie werde irgendwann kommen, versprach Evans. Die Tassilo-Preisverleihung der Süddeutschen Zeitung brachte dem Erdweger Kulturverein viel Anerkennung.

Nun zeigt sich, dass die Künstler keine leeren Versprechungen gemacht haben. Die Vorsitzende des Kulturvereins, Gesa Blass, gab nun bekannt, dass das Kulturprogramm 2017 unter dem Motto "Kulturverein Erdweg im Tassilojahr" über die Bühne gehen soll. Die zahlreichen Kontakte, die der Verein noch am Abend der Preisverleihung geknüpft hat, haben die Vereinsführung veranlasst, das Programm komplett neu zu gestalten. Demnach sollen die Beiträge im kommenden Jahr zu einem Großteil von ehemaligen und amtierenden Tassilo-Preisträgern bestritten werden. Blaas sagt: "Es wird ein arbeitsreiches Jahr, in dem wir wohl mehr Veranstaltungen anbieten, als zunächst geplant waren. Die vielen Kontakte, die wir bekommen haben, müssen wir einfach nutzen."

Noch während der Tassilopreis-Verleihung kündigte Kabarettistin Monika Gruber an, im Erdweger Wirtshaus auftreten zu wollen. (Foto: Johannes Simon)

Christian Benning, ein begnadeter Schlagzeuger aus Dachau und Preisträger 2014, hat seinen Auftritt bereits zugesagt. Gleiches gilt für das Schwabhausener Klapp-Theater, das im Jahr 2002 den Tassilo-Preis bekam. Die Chancen stehen gut, dass auch die Poetry-Slammerin Felicia "Fee" Brembeck nach Erdweg kommt. Nachdem sie bei der Preisverleihung mit einem selbst geschriebenen Gedicht beeindruckt hatte, stand auch sie wenig später am Tisch der Erdweger. Die 22-Jährige gehört zu den besten Poetry-Slammerinnen Deutschlands, sie hat zwischen 150 und 200 Auftritte pro Jahr. Dem Erdweger Kulturverein hat sie für das kommende Jahr in Aussicht gestellt, einen dreitägigen Work-Shop mit Jugendlichen abzuhalten. Sie will ihnen zeigen, wie man eigene Gedichte verfasst und lebendig vorträgt. Zum Abschluss soll im Wirtshaus am Erdweg dann der erste Poetry Slam in der Geschichte des Kulturvereins stattfinden, so schwebt es Gesa Blaas vor.

Der Verein steht außerdem in Verhandlungen mit den in diesem Jahr prämierten Bluestrings, einer Streicher-Big-Band der Kreismusikschule Fürstenfeldbruck, die durch ganz Deutschland tourt und das Publikum mit einem jugendlich frischen Auftritt begeisterte. Erste Gespräche haben außerdem mit der Erdinger Indie-Pop-Band "The Living" und den Initiatoren der Interessengemeinschaft Jazz Ebersberg stattgefunden. Sie hat im vergangenen Jahr ein erfolgreiches Festival mit Jazz-Größe Ron Carter veranstaltet und dafür den Tassilo-Kulturpreis erhalten.

Gesa Blaas (l.) nahm den Tassilopreis entgegen, mit dabei Rudolf Mayer von der IG Wirtshaus am Erdweg. (Foto: Johannes Simon)

"Der Tassilo-Preis hat unser Vereinsleben durchweg verändert", sagt Gesa Blaas schließlich. Der Verein verfolgt die Philosophie, hochkarätige Künstler aus der Region nach Erdweg zu holen anstatt großer Namen, die viel Geld kosten. Vor diesem Hintergrund habe die Tassilo-Preisverleihung viele neue Türen geöffnet und den Verein seiner Grundidee ein großes Stück näher gebracht. Der Kulturverein bekomme nun zahlreiche Anfragen von Künstlern und deren Agenten, denen das Wirtshaus am Erdweg zuvor kein Begriff gewesen sei. Monika Gruber ist es nun einer. "Ihr Agent hat bereits angerufen", freut sich Blaas. "Gruber kommt voraussichtlich im September 2017."

Zuvor aber wird sich der Kulturverein im kommenden September selbst feiern und die Urkunde im Wirtshaus am Erdweg zeremoniell aufhängen. Die Mitglieder der inzwischen aufgelösten Interessengemeinschaft Wirtshaus am Erdweg, die das historische Gebäude aus dem 15. Jahrhundert in unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden renoviert haben, sind selbstverständlich eingeladen. Schließlich waren sie es, die dem Kulturverein den großen Erfolg erst ermöglicht haben, indem sie der Ortschaft neues Leben einhauchten.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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