Süddeutsche Zeitung

Ausblick aufs neue Jahr:Nächster Halt Breitenau

Für das neue Jahr nimmt sich Landrat Stefan Löwl vor, eine Bahnstation nordwestlich von Dachau einzurichten. Auf seiner To-do-Liste stehen zudem Wohnungsbau, Investition in Schulen und die Erweiterung des Landratsamtes

Von Robert Stocker, Dachau

MVV-Tarifreform, Sparkassenfusion, viertes Gymnasium und neues Landratsamt: Dies sind einige der wichtigen Themen, die den Landkreis Dachau im Jahr 2018 bewegen. Für den Schulbau sind erneut hohe Investitionen geplant, das Angebot des Nahverkehrs soll noch besser werden. Im sozialen Wohnungsbau wird sich in den nächsten Jahren einiges tun. Ein Projekt dürfte besonders spannend werden: Es gibt Überlegungen, an der S-Bahn-Linie Dachau-Altomünster wieder den Haltepunkt Breitenau einzurichten - mit einem P+R-Platz für Pendler. Für die Anbindung des Autoverkehrs sei eine neue Variante für die Dachauer Nord-Ost-Umfahrung im Gespräch, so Landrat Stefan Löwl (CSU) bei einem Ausblick auf das nächste Jahr.

Nahverkehr

"Der S-Bahn-Halt Breitenau ist massiv im Gespräch", betont der Landrat. Wenn er kommt, wird dort ein großer P+R-Platz für Pendler gebaut. Er soll Dachau vom Verkehr entlasten. Damit Autofahrer schneller dorthin gelangen, würde ein Teilstück der geplanten Nord-Ost-Umfahrung nach Süden verlegt. Die Trasse könnte vom Windrad der Ziegelei Hörl und Hartmann zur Staatsstraße 2047 führen. "Wir müssen auch die Straßenanbindung der möglichen Bahnstation Breitenau untersuchen", so Löwl. Es sei ein Pilotprojekt auf der grünen Wiese, das auch die großen Unternehmen im Münchner Norden betrifft. Ein wichtiges Thema des Nahverkehrs sind Bustangentialen nach Starnberg und Fürstenfeldbruck. Letztere würde über das Bergkirchener Gewerbegebiet Gada führen. Eine Entscheidung soll im nächsten Sommer fallen. Eine andere Verbindung soll von Markt Indersdorf über Haimhausen nach Lohhof führen. Geplant ist auch eine Linie von Dachau zum BMW-Forschungszentrum im Münchner Norden. Ein durchgehender Halbstundentakt auf der S 2 Altomünster ist noch Zukunftsmusik. "Voraussetzungen dafür sind die zweite Stammstrecke und mehr Züge", sagt Löwl.

MVV-Tarifreform

Die MVV-Gesellschafter (Freistaat, Landeshauptstadt München und acht Landkreise im Umland) wollen im April 2018 die Reform beschließen. Die bestehenden 16 Ringe werden durch sieben Kreise ersetzt. Im Münchner Innenraum soll es eine Flatrate geben, über die aber noch gestritten wird. "Die Hinterlandgemeinden dürfen nicht die Zeche für die Münchner Flatrate zahlen", bringt Landrat Löwl den Streit auf den Punkt. Insgesamt sei es eine gute Reform, weil die Tarife einfacher und Ungerechtigkeiten wegfallen würden. "Aber es wird auch Verlierer geben", kündigt Löwl an. Ein Problem sei, dass manche S-Bahn-Nutzer zehn Prozent mehr zahlen müssen. Alle Hauptorte im Landkreis werden aber von der Reform profitieren. Der Grund: Durch diese Gemeinden führen keine Tarifgrenzen mehr. Karlsfeld gehört künftig zum Innenraum; Wer von dort nach München fährt, kann Tickets zur Flatrate kaufen. Künftig soll es ein verbundweites Sozialticket geben. Noch gibt es eine intensive Diskussion, wie es finanziert werden soll. Stadt und Landkreise sehen den Freistaat finanziell in der Pflicht. Wenn die Tarifreform im April beschlossen wird, kann sie zum Fahrplanwechsel 2018/19 umgesetzt werden.

Sparkassenfusion

Die Niedrigzinspolitik bringt regionale Geldinstitute in Bedrängnis. Seit einem Jahr wird deshalb darüber debattiert, ob die Sparkassen Dachau, Fürstenfeldbruck und Landsberg am Lech fusionieren sollen. Experten empfehlen einen Zusammenschluss, weil er einen deutlichen Mehrwert für Mitarbeiter, Kunden, Geldinstitute und deren Träger bringe. Durch Synergien würden Spareffekte erzielt. Die Schließung von Geschäftsstellen könnte verzögert werden. Auch im Verbund wird jede Sparkasse einen eigenen Vorstand haben. Knackpunkt sind für Löwl steuerrechtliche Fragen. Durch die Fusion würde Dachau weniger Gewerbesteuer erhalten. Profitieren würde dagegen die Stadt Landsberg am Lech. "Wenn sich Dachau und Landsberg nicht einigen, dürfte die Fusion am Ende sein", ist sich Löwl sicher. Das Thema werde definitiv in diesem Jahr entschieden.

Neues Landratsamt

Erweitern oder an anderer Stelle einen Neubau planen? Diese Fragen drehen sich seit Jahren um das Landratsamt, das in den 1970er Jahren errichtet wurde. Das marode Gebäude ist inzwischen zu klein und entspricht nicht modernen Standards. "Der Landkreis hat es vor zehn Jahren verpasst, mit Hilfe des Konjunkturprogramms einen Neubau zu machen", sagt Löwl. Aus Platzgründen sind schon 60 Mitarbeiter des Landratsamts im benachbarten Sparkassen-Neubau untergebracht. Auch das Job-Center hat hier sein Domizil. Das spricht aus Löwls Sicht für den bisherigen Sitz am Weiherweg. Es sind aber auch andere Standorte in der Stadt im Gespräch. Sie sollen aber noch nicht veröffentlicht werden. Löwl: "Wir wollen nicht, dass die Grundstückspreise in die Höhe schnellen." Für einen Neubau sind mehrere Versionen im Gespräch. Die alternativen Standorte haben den Vorteil, dass sie Platz für einen weiteren Ausbau bieten. Ein Neubau könnte schneller fertig gestellt werden als ein Erweiterungsbau. Dieser erfordert ein Konzept, weil dafür mehrere Bauabschnitte nötig sind. Die Verkehrssituation sei bei allen Standorten kein Problem, so Löwl.

Viertes Gymnasium

In Karlsfeld wird das vierte Gymnasium im Landkreis gebaut. Es entsteht in Kooperation mit München. Die Landeshauptstadt beteiligt sich an den Kosten des Baus, da auch Kinder und Jugendliche aus München die Schule besuchen werden. Die Verträge sind inzwischen unter Dach und Fach. Jetzt geht es an die konkreten Planungen. Dazu wird ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. Der Landkreis hat für den fünf- oder sechszügigen Bau ein 25 000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft. Es liegt 400 Meter entfernt vom S-Bahnhof Karlsfeld. Löwl: "Wir brauchen jetzt das Baurecht von der Gemeinde, damit am Jahresende der Wettbewerb starten kann."

Wohnungsbau

Im Prinzip hat der Landkreis mit dem Wohnungsbau nichts zu tun. Er ist aber an einer Gesellschaft beteiligt, die auch Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen baut. Bisher hat die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Dachau 300 Wohnungen errichtet. Bis 2032 sollen es 657 Wohnungen sein. Derzeit gibt es Projekte in Karlsfeld, Markt Indersdorf, Vierkirchen und Röhrmoos. "Der Landkreis kann die Wohnungsprobleme aber nicht lösen", sagt Löwl. Das gelte auch für viele Verkehrsprobleme, für die Ärzteversorgung, den Tierschutz, Gesundheit und Bildung. Immer wieder werde der Landkreis damit konfrontiert, habe dafür aber keine Zuständigkeit und Kompetenz. Landrat Löwl erklärt: "Wir können nur koordinieren, aber keine Gesamtlösung bieten."

Finanzen

Weil die Aufgaben gewachsen sind, braucht das Landratsamt mehr Personal. "Wir arbeiten aber dennoch sparsam", stellt der Landrat fest. Der Hebesatz für die Kreisumlage bleibt bei 46,5 Prozentpunkten stabil. Andere Landkreise in Oberbayern liegen zum Teil deutlich darüber. Die Kreisumlage - also der Steueranteil, den der Landkreis von den Gemeinden erhält - macht nur noch 50 Prozent des Haushalts 2018 aus. Früher seien es zwei Drittel gewesen, erklärt Löwl. Dazu tragen auch die höheren Schlüsselzuweisungen bei.

Straßenausbau

Sie sind seit langem ein Aufreger: Die Beiträge der Bürger für den Straßenausbau. Die aktuellen Satzungen, die viele Gemeinden erlassen müssen, sind für Löwl "ein Bürokratiemonster" und "massiv ungerecht". Die Beiträge komplett abzuschaffen, wie es die Freien Wähler im Landtag fordern, hält der Landrat aber für falsch. Besser wäre es, wenn jeder Bürger regelmäßig Beiträge zahlt. Die CSU im Landtag hält an der Kostenbeteiligung der Bürger fest. Die Gemeinden sollen aber frei darüber entscheiden können.

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Quelle:
SZ vom 03.01.2018/lela
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