Aufstrebende Musiker:Im Sonnenschein

Die Dachauer Newcomer-Band "Owing to the Rain" hat im vergangenen Jahr 18 Konzerte gegeben. Am Samstag spielen sie im Ludwig-Thoma-Haus.

Von Gregor Schiegl, Dachau

Man könnte anfangen mit einer Zeile des Liedermachers Funny van Dannen: "Und du weißt nicht was du werden willst", trällert er. "Popstar oder lieber Friseur, du weißt wie es mit Lehrstellen aussieht, vielleicht ist Popstar nicht so schwer." Das ist natürlich gemein, denn jeder, der mit einem Intelligenzquotienten über 70 gesegnet ist, weiß, dass eine Karriere als Popstar so unrealistisch ist wie eine als Profi-Fußballer. Trotzdem träumen Millionen von Jungs davon, und bei manchen denkt man sich: Okay, die könnten es vielleicht tatsächlich schaffen.

Owing to the Rain ist so ein Kandidat. Erst 2015 gegründet, erreicht die Dachauer Pop-Rock-Band 2016 als Vertreter Süddeutschlands das Weltfinale des weltweiten Emergenza-Bandcontests. Auf dem Taubertalfestival spielt sie vor Tausenden von Zuschauern parallel zu Limp Bizkit und den Fantastischen Vier. "Das war schon eine krasse Erfahrung", sagt Sänger Philip Donath. Es folgt eine Einladung zum "Life Festival" im polnischen Oświęcim. Die Musiker stehen auf der Bühne, immer noch ziemlich mitgenommen von den Eindrücken ihres Besuchs im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz, aber das Publikum jubelt ihnen zu. Vielleicht hat es auch etwas damit zu tun, dass man den Bandnamen der Newcomer aus Oberbayern auf ein Plakat mit den Namen der großen Legenden des Pop geschrieben hat: Elton John und Queen. Danach kommen die Fans in den Backstage-Bereich, wollen Autogramme. "Sie haben uns das Gefühl gegeben, als wären wir Megastars", sagt Sänger Philip Donath, immer noch staunend.

Plug and Play

Leadsänger Philip Donath mit seiner leicht raspeligen Stimme begeistert zusammen mit Chrisso, Andi und Kili.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Die vergangenen zwei Jahre: "Das war ein Durchmarsch." Alleine im vergangenen Jahr ist die Band 18 Mal aufgetreten. Umso bemerkenswerter ist, dass Owing to the Rain an diesem Samstag als Headliner eines Konzerts in Dachau auftritt - zum ersten Mal in seiner ereignisreichen Geschichte. "Das ist für uns schon ein ganz besonderes Konzert", sagt Donath. Es ist ein Heimspiel, einerseits, aber ist auch ein Konzert, das zeigen wird, wie viel die Propheten im eigenen Land gelten. "Wir hoffen natürlich, dass viele Leute kommen und mit uns feiern. Denn ohne das Publikum, das uns unterstützt, geht gar nichts."

Talent und harte Arbeit

Das galt schon beim Emergenza-Band-Contest: In den Vorrunden bewertet das Publikum die Bands. Das ist neben dem kommerziellen Charakter von Emergenza schon immer einer der Hauptkritikpunkte gewesen: Es kommt nicht unbedingt der beste weiter, sondern der, der am meisten Fans anschleppt. Owing to the Rain hatte etwa 150 treue Fans dabei, das hilft, aber damit alleine hätten sie es bestimmt nicht auf Platz acht geschafft. Es liegt schon auch an der Musik. Die Band pflegt einen eingängigen, partytauglichen Stilmix aus melodiösem Pop mit kerniger Rock-Note - dafür sorgen Donaths leicht raspelige Stimme und der vom Metal in Sachen Power und Präzision bestens geschulte Beat von Kilian Kellner. Die Musik ist alles andere als sperrig, sie groovt und schlüpft gefällig in die Gehörgänge jüngerer wie älterer Semester, nur in eine Schublade kriegt man diesen Sound nicht hinein. Genregrenzen interessieren die Musiker auch nicht. Wahrscheinlich ist es gerade die Offenheit und Spielfreude, die Owing to the Rain zu so einer erstklassigen Live-Band macht.

Die Lieder entstehen im gemeinsamen Zusammenspiel, die Texte handeln von verschmähter Liebe, von Mobbing, von all den Irrungen und Wirrungen die die vier selbst auf dem Weg zum Erwachsenwerden durchgemacht haben. In dem Projekt steckt auch jede Menge beinharter Arbeit. Mindestens zweimal die Woche wird geprobt, wenn es die Zeit zulässt, auch öfter. Und sollte sich tatsächlich ein Schlendrian einschleichen: Seit Emergenza hat die Band eine Managerin. "Wenn nötig, tritt die uns auch mal in den Arsch." Auf seinen Lorbeeren darf man sich nicht ausruhen.

Durch den Contest wurden die Dachauer Musiker zwar keine Stars. "Aber Emergenza hat uns erst zu der Band gemacht, die wir heute sind", sagt Philip Donath. Die Musiker haben viele Kontakte geknüpft zu Veranstaltern, zu Clubbetreibern, zu anderen Musikern. Als Vorband spielen an diesem Samstag, 10. Juni, auch zwei ehemaligen Emergenza-Teilnehmer: AberHallo und Neon Black. Einlass im Thoma-Haus in der Dachauer Altstadt ist um 19.30 Uhr, das Konzert startet um 20.30 Uhr mit Neon Black. Nach einer kurzen Umbaupause geht es um 21.15 Uhr weiter mit AberHallo, Owing to the Rain legen gegen 22.15 Uhr los. Tickets gibt es im Vorverkauf für sieben Euro bei der Dachauer Rundschau, bei der Band und an der Abendkasse für neun Euro. "Wir freuen uns über jeden, der kommt", sagt Philip Donath.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: