52 Aufführungen:Der Weltenzauberer

Impresario Frank Striegler hat für die diesjährigen Dachauer Theatertage wieder ein spannendes Programm mit Künstlern, Puppen- und Maskenspielern sowie viel Musik zusammengestellt

Von Jana Rick, Dachau

Wenn aus einem Stück Lehm eine Mondlandschaft geformt wird und ein Mann auf der Bühne in zwölf verschiedene Rollen schlüpft, dann ist es wieder so weit: Dachau wird vom Zauber des Theaters ergriffen. Nicht mehr lange, dann gehen die Dachauer Theatertage in die 19. Runde und zwar vom 4. bis zum 18. November. Dann sind dem Schauspiel, der Kunst und der Musik keine Grenzen mehr gesetzt. Vor allem aber können sich Theaterliebhaber auf ein erneut vielfältiges Programm freuen. Vergangenes Jahr schon war das Festival wieder ein großer Erfolg und zog rund 8500 Besucher an, auch aus München, Augsburg und Wien. Damals konnte man Rotkäppchen als rote Glühbirne und eine Aufführung aus der Mäuseperspektive auf der Bühne erleben.

52 Aufführungen hat Festival-Organisator Frank Striegler dieses Jahr gemeinsam mit etwa 20 ehrenamtlichen Helfern auf die Beine gestellt- ein Programm, bei dem mit Sicherheit für jeden etwas dabei ist: Zauberkünstler, Puppen- und Maskenspieler aus ganz Deutschland werden das Publikum in andere Welten führen und auch Musikfans können sich über Auftritte von Gitarristen und Cellisten freuen. Allein vier Aufführungen werden von Live-Musik begleitet.

Theatertage Dachau

Er klebt, matscht, bröselt und formt, so dass mal ein Monster, mal eine Fee aus dem Lehm entstehen. Bei den 19. Theatertagen Dachaus zeigt Joachim Torbahn dem Publikum, welche Welten man aus einfachem Lehm zaubern kann.

(Foto: OH)

Die kleinsten Theaterfans können gemeinsam mit dem "FAKS- Theater" lustige Verszeilen lernen und ihnen gleichzeitig dabei helfen, in der Rumpelkammer aufzuräumen. Oder im Stück "Freunde" eine Freundschaft erleben, die jede Hürde nimmt. Für die Erwachsenen empfiehlt Striegler hingegen "Er ist wieder da", ein Figurentheater nach dem Erfolgsroman von Timur Vermes, in dem Hitler 66 Jahre nach seinem Tod aufwacht und sich über die veränderte Welt wundert. Und Puppenspielerin Anna Rampe verpackt in ihrem Stück "Einmal Schneewittchen, bitte!" viel Humor für Erwachsene, das verspricht Striegler. Zu einer Besonderheit im diesjährigen Programm zählt für ihn das Märchen vom "Tapferen Schneiderlein", das von den beiden bekannten bayerischen Autoren und Schauspielern Stefan Murr und Heinz-Josef Braun erzählt wird. "Eine Riesengaudi in urbayerischer Fassung", so beschreibt es Striegler. Dabei sind auch Figuren, die die Gebrüder Grimm noch nicht kannten: Prinz Jean-Jaques von Papperlapapp zum Beispiel. Bei der Auswahl der Stücke lag Striegler dieses Jahr neben der bayerischen Mundart noch ein zweites Thema am Herzen, das er seinen großen und kleinen Zuschauern näher bringen möchte: "Die Flucht. Dieses Thema begleitet uns heute schließlich fast täglich.", erklärt er.

Das Stück "Als mein Vater ein Busch wurde" nach dem gleichnamigen Buch des holländischen Autors Joke van Leeuwen erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das in einem fiktiven Land vor dem Krieg auf der Flucht ist. Es werden darin Fragen beantwortet wie "Was ist eine Grenze?" und "Wer ist Feind, wer ist Freund?" Ein Stück, das die Zuschauer berühren wird.

Schulklassen und Kindergärten bekommen auch bei den diesjährigen Theatertagen ein buntes Vormittagsprogramm aus 32 verschiedenen Aufführungen angeboten, zum Beispiel Tom Sawyer, Peter und der Wolf und Otto Mops. Klassiker können aber auch abends besucht werden: Das "Theater Zitadelle" präsentiert den dritten Teil der Berliner Stadtmusikanten "Vier Millionäre", die Geschichte von Frau Kuh, Herr Wolf, Frau Katze und Herr Spatz. Wer also die ersten beiden Teile des Märchens gesehen hat, sollte die Fortsetzung nicht verpassen.

Theatertage Dachau

Auch die Kunst des Figurentheaters wird nicht zu kurz kommen. Das "Theater Zitadelle" zeigt "Die Berliner Stadtmusikanten-Vier Millionäre".

(Foto: OH)

Gleichzeitig macht der Titel "Wie die Welt auf die Welt kam" neugierig. Fünf Weltentstehungsgeschichten werden in diesem Stück erzählt und das Ganze nur mit einfachen Utensilien wie Papier und Steine. Liebevoll und mit viel Kreativität präsentieren Hedwig Rost und Jörg Baesecke die unterschiedlichsten Schöpfungsgeschichten, von der biblischen Genesis bis zur "Big Bang Theory". Auch eine Lesung wird es geben, wenn der bekannte Schauspieler und Synchronsprecher Udo Wachtveitl in neun Episoden die Geschichte der Gitarrenmusik erzählt.

Impresario Striegler freut sich auf das Festival, denn dann erlebt er wie schon seit Jahren, dass sich die monatelange Arbeit lohnt: Strahlende Kinderaugen, lautes Gelächter, großer Applaus aus dem Publikum. "Ich mache das in erster Linie für die Kinder", sagt der Erzieher. Er möchte ihnen mit seinem Programm die Faszination der Theaterwelt zeigen, denn die ist "was ganz anderes als Fernsehen". Die vielen positiven Rückmeldungen der Zuschauer spornen ihn an, genauso wie die hohe Nachfrage nach Eintrittskarten. Der Rekord sei erst diese Woche gewesen, als ein Mitglied für eine Gesamtsumme von 440 Euro Karten gekauft habe. "Totale Fans", sagt Striegler stolz. Aber genauso freut er sich über kleine Gesten wie ein Päckchen Beruhigungstee, das er einmal bei einer Kartenanfrage per Post mit im Briefumschlag gefunden hat.

Ideen für weitere Aufführungen hat der Organisator noch genug, im jetzigen Programm konnte er längst nicht alle unterbringen. Gut, dass nächstes Jahr Jubiläum ist, dann kann er sich vielleicht auch endlich seinen Wunsch erfüllen, eine französische Theatergruppe nach Dachau zu holen. Aber für diesen Herbst heißt es erst mal: Vorhang auf! Und schnell sein. Der Vorverkauf beginnt bereits diesen Samstag, 22. September. Von acht Uhr an kann man in der Naturkostinsel in der Münchnerstraße Karten kaufen. Am ersten Verkaufstag werden auch Striegler und sein Team selbst zur persönlichen Beratung vor Ort sein und Empfehlungen abgeben. Denn bei einem solch vielversprechenden Programm fällt einem die Entscheidung schwer. Ein kleiner Tipp im Voraus: Wer sich fragt, was Lehm im Theatersaal zu suchen hat, der sollte die Vorstellung "Aus dem Lehm gegriffen" von den Thalias Kompagnons nicht verpassen. Joachim Torbahn zeigt in einem Kunst-Abenteuer, wie viel Leben in einem Klumpen Lehm stecken kann.

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