Aufführung auf dem MD-Gelände:Die Untoten

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Jürgen Rothaug inszeniert ein Vampirmusical

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Warum reizt so viele Menschen das so genannte Untote? Seien es Zombies wie in der Serie Walking Dead oder Vampire in allerlei Filmen. Warum reizt einen klassisch gebildeten Musiker wie Jürgen Rothaug das Genre scheinbar übernatürlicher Kräfte und teils absurder Fantasiegestalten? Die Antwort übergeht der Dirigent und Komponist mit einem Lächeln. Sie spart er sich für die Inszenierung des Musicals "Viorica und die Vampire" am Samstag, 24. Juni, und Sonntag, 25. Juni, auf. Die Kunst auf dem MD-Gelände in Dachau soll die Faszination erklären, indem sich die Zuschauer selbst faszinieren lassen.

Das Wort "Crossover" gefällt Rothaug nicht besonders. Er spricht lieber von einer Mischung oder einer Melange, die verschiedene Künste zu einem Gesamtwerk vereinen soll. Da sollen die Musik des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki, die Abschlusschöre "Es siegten die Starken" aus der Zauberflöte und "Glücklich preis ich" aus Così fan tutte mit der Filmmusik von Jim Steinman für "Tanz der Vampire" zusammenkommen. Obendrein ergänzt Rothaug diese Fragmente durch Zitate aus der "Vampyr"-Oper des ziemlich unbekannten Komponisten Heinrich Marschner von 1828. Und Wagner ist mit dem Rezitativ "Nehmt mich in Eure Mitte auf" aus dem Thannhäuser vertreten.

Fünf Jahre lang hat Rothaug an seiner Melange gerührt, bis der richtige Extrakt sich ergeben hat. Zusätzlich hat er das Libretto für folgende Geschichte geschrieben: Ein Vampir-Graf hat nur eine Chance, noch ein Jahr zu leben, wenn es ihm gelingt drei Jungfrauen zu beißen. Dann hätte der Herr der Finsternis ein Einsehen mit ihm. Vampire müssen sich jedes Jahr von den dunklen Mächten erkaufen. So viel darf verraten werden: Der Graf und auch sein Sohn entwickeln im Laufe des Musicals eine ziemliche Beißhemmung, die allerdings Rothaugs Idee in Ansätzen verrät. Es soll das Gute siegen. Und weil das so ist, schreit der Vampir hinaus: "Gott ist tot." Und muss sich von den drei jungen Frauen eines Besseren belehren lassen.

"Es fließt garantiert kein Blut", verspricht Jürgen Rothaug. Deshalb kann er seiner pädagogischen Idee des Zusammenwirkens folgend die Tanzgruppe der Grundschule Dachau-Ost und die achte Klasse der Greta-Fischer-Schule einbinden. Die hat mit dem Dachauer Künstler Heinz Eder dämonische Masken gebastelt, die eine zentrale Rolle einnehmen. Außerdem singt die Klasse noch gemeinsam ein Rap "Wir wollen nicht länger Untote sein".

Man darf also hoffen, dass der Applaus des Publikums höchst lebendig ausfällt und es sich darüber freut, "dass das Dunkle letztlich keine Macht hat" (Rothaug).

Man darf besonders gespannt sein, wie dazu die abstrakt gehaltenen Gemälde von Max Mannheimer als Projektionen passen, dem Künstler und ehemaligen KZ-Häftling, der kürzlich gestorben ist, und ein umfangreiches Oeuvre hinterlassen hat.

"Viorica und die Vampire", Samstag, 24. Juni, 19 Uhr, und Sonntag, 25. Juni, 17 Uhr, auf dem MD-Gelände in Dachau. Karten: Buchhandlung Wittmann, Flair Fashion und Bäckerei Denk.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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