Auf lange Sicht:Verzwickte Lage

Ladengeschäfte

Die Marbacher Straße in Petershausen gehört dringend saniert. Aber die Anwohner müssen mitspielen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Die Ortskernsanierung in Petershausen stockt. Jetzt wäre die marode Marbacher Straße dran, aber dafür benötigt die Gemeinde privaten Grund. Mit einem Deal wollen die Räte nun die widerwilligen Eigentümer gewinnen

Von Petra Schafflik, Petershausen

Gut 200 Quadratmeter wertvollen Baugrund reservieren für eine Option, die sich vielleicht nie ergibt? Vor dieser verzwickten Frage standen die Gemeinderäte in Petershausen. Dort läuft seit 2012 die Ortskernsanierung mit dem Ziel, die so zentrale wie marode Marbacher Straße verkehrssicher auszubauen. Und gleichzeitig mit der Pflanzung von Bäumen und Büschen den Dorfkern einladender gestalten. Ein erster Bauabschnitt hinauf zum Bahnhofsvorplatz wurde 2014 fertig, jetzt aber stockt das Projekt, das für die Ortsentwicklung von großer Bedeutung ist. Und wie so oft bei solchen Vorhaben, geht es auch um Fragen des Gemeinwohls und den Sinn dafür.

Das Projekt stockt auch deshalb, weil der öffentliche Straßengrund an vielen Stellen zu schmal ist, die Gemeinde also Grundstücke der Bürger braucht, um ordentliche Gehwege anzulegen. Doch wer möchte schon ein Stück Garten abgeben? Doch in einem Teilbereich liegt gleich hinter den Anwohnergrundstücken das neue Baugebiet Rosenstraße. Dort ergibt sich die Chance, mit der Planung des neuen Wohnviertels an der neuralgischen Stelle nun Tauschflächen vorzuhalten. Dann könnte, wer einen Meter Grund an der Straße abtritt, dieselbe Fläche am andern Ende seines Grundstücks wieder dazu bekommen.

Nur ist noch völlig offen, ob sich alle Eigentümer auf so ein Geschäft jemals einlassen werden. Dennoch beschloss der Gemeinderat mit der Mehrheit von CSU und SPD jetzt, diesen Grundstreifen zu reservieren. Bürgermeister Marcel Fath (FW) und die Freien Wähler sind gegen diese Vorratspolitik, konnten sich aber im Rat nicht durchsetzen.

Die Idee hört sich bestechend an, doch in der Praxis birgt sie viele Unwägbarkeiten. Denn allein schon die rechtliche Situation ist komplex. Die fraglichen Grundstücke haben die Anlieger nicht gekauft, sondern in Erbpacht von der Kirche quasi gemietet. Die alten Verträge garantieren "außergewöhnlich günstige Konditionen", erklärte der Rathauschef. Diese würden natürlich für ein Tauschgelände nicht mehr gelten. Daher hätten sich bei einer ersten Umfrage einige Anlieger aufgeschlossen gezeigt, andere können sich einen Tausch gar nicht vorstellen. Dennoch gab es im Rat viele Befürworter, die "einmalige Chance" zu ergreifen. "Wenn wir es nicht probieren, wissen wir nicht, ob es funktioniert", erklärte Josef Gerer (CSU).

Allerdings hätte seine Fraktionskollegin Hilde Weßner vorher gerne das Verkehrsgutachten fürs Neubaugebiet Rosenstraße gesehen. Und gewusst, "ob und wann die lange geplante Umgehungsstraße kommt". Für die Reservierung der Tauschgrundstücke sprach sich auch Wolfgang Stadler (SPD) aus, der selber lange an der Marbacher Straße gewohnt hat. "So könnten wir schaffen, was ohne Grundstückskompensation wohl kaum möglich sein wird." Und Handlungsbedarf besteht: Stadler erinnerte an die schmale, schiefe Gehbahn, die an einigen Stellen kaum einen Meter breit ist.

Allerdings: Wird der ein Meter breite Streifen den privaten Gärten an der Marbacher Straße zugeschlagen, fehlt diese Fläche genau dort im Neubaugebiet, in dem wichtige Retentionsflächen zur Wasserversicherung entstehen sollen, wie Bürgermeister Fath mahnte. Auch könnte ein zu breiter Straßenausbau dazu führen, dass nicht mehr wie bisher Tempo 30 an der Marbacher Straße gelten kann. Darauf wies Fath nachdrücklich hin.

Dennoch sprachen sich CSU und SPD dafür aus, die Grundfläche in einer Breite von einem Meter auf die gesamte Länge von der Marbacher Straße 5 bis zur Einmündung Edelweißstraße zu blockieren. "Das halte ich für zu viel", betonte Rathauschef Fath. Doch unterlagen Bürgermeister und seine Freien Wähler mit acht Stimmen bei der knappen Abstimmung, bei der SPD und CSU gemeinsam auf neun Ja-Stimmen kamen.

So rasch wird die Gemeinde aber nicht wissen, ob der Plan überhaupt aufgeht. Die Sanierung der quer durchs Dorf führenden Marbacher Straße wird an dieser Stelle noch viele Jahre auf sich warten lassen. Denn als nächster Bauabschnitt ist der Bereich zwischen Kreisverkehr und Varenner Straße dran. Auch dort müssen Anlieger Grund abtreten, damit ein Gehweg gebaut werden kann. Lange ging nichts voran, doch mit der Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung müssen die Anwohner nicht mehr mitzahlen für den Straßenausbau, daher kommt nun offenbar Bewegung in die Verhandlungen.

Eine fertige Planung steht noch nicht, wann es losgeht ist offen. Danach soll das kleine Stück bis zur Einmündung am Pertrichplatz saniert werden. Erst zu allerletzt wird dann der Bereich Richtung Ortsausgang angepackt, wo ein Grundstückstausch relevant werden könnte. Dennoch musste eine Entscheidung jetzt fallen, um Grundlage zu schaffen für die anlaufende Planung zum Baugebiet Rosenstraße.

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