Auf einer Litfaßsäule in der Altstadt:Blöde Aktion

Plakat des Toleranzbündnisses in Dachau wurde überklebt

Von Maurice Stiehl, Dachau

Vermutlich in der Nacht vom 2. auf den 3. März klebten Unbekannte an der städtischen Litfaßsäule auf Höhe der Konrad-Adenauer-Straße Nummer 50 einen 20 mal 20 Zentimeter großen gelben Aufkleber mit der schwarzen Aufschrift "Bunt aber Blöde" unter ein Plakat der Kampagne "Kein Platz für Rassismus - Dachauer zeigen Zivilcourage". Die Kampagne, getragen vom Verein "Runder Tisch gegen Rassismus Dachau", wirbt für eine soziale, weltoffene und tolerante Stadt und richtet sich gegen jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus und andere Ausgrenzungsmechanismen. Sie wendet sich damit besonders an die Dachauer Gastronomie, welche aufgefordert wird, "der Verbreitung von rassistischem Gedankengut den öffentlichen Raum zu entziehen".

Auf den Plakaten ist mit dem Slogan "Wir bleiben bunt!" eines der erklärten Ziele zu lesen, welches der gelb-schwarze Aufkleber wohl versucht zu kritisieren. Im Vergleich zu diversen Stickeraktionen in Dachau durch Neonazis oder Angriffen auf das selbstverwaltete Jugend- und Kulturzentrum Freiraum Dachau erscheint diese Aktion nicht sehr schwerwiegend, zumal der Sticker auch nur unter einem Plakat gefunden wurde. Dennoch zeigt auch das, dass nicht alle Menschen Dachaus hinter dem Projekt einer weltoffenen, sozialen und toleranten Stadt stehen.

Jürgen Reum, Streetworker der Stadt Dachau, findet, der Fall sei "ganz schwer einzuschätzen". Er gehe aber nicht davon aus, dass eine rechte Gruppe dahinter stehe, denn diese hätte sicherlich ihren Namen hinterlassen. Er mahnt aber auch: "Es gibt immer wieder Vorfälle in Dachau, die der rechten Szene zuzuordnen sind."

Sören Schneider, SPD-Stadtrat und einer der Sprecher des Runden Tisches gegen Rassismus, verurteilt die Aktion: "Es gehört eine gewisse Feigheit zu der Aktion. Wer sagt, dass bunt blöd sei, muss sich zeigen und erklären, warum er das denkt. Der Runde Tisch bietet genügend Gelegenheit dazu." Das Ordnungsamt wusste nichts von der Aktion. Ein beherzter Anwohner riss den Aufkleber schließlich ab und warf ihn dahin, wo er hingehört: in den Müll.

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