Auf die nächste Spielzeit hoffen:"Mir fehlt die sinnliche Erfahrbarkeit"

Karen Breece, Theaterregisseurin und -autorin, über fehlende Aufträge

Protokoll: Lisa Brendel

Für die erste Jahreshälfte hätte ich ein Sabbatical geplant, da ich in den vergangenen Jahren sehr viel inszeniert habe. Insofern hat mich Corona beruflich nicht sofort so hart getroffen wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen, aber natürlich sind auch mir über das Jahr hinweg beträchtliche Einnahmen weggebrochen. Als Theaterregisseurin lebe ich von der Zusammenarbeit mit Menschen auf einer Bühne und vor Publikum. Es gab während des ersten Lockdowns Streaming-Angebote von Inszenierungsmitschnitten an zahlreichen Theatern, unter anderem den Münchner Kammerspielen oder dem Berliner Ensemble. Diese waren meines Wissens in der Regel kostenlos.

Von rein digitalen Inszenierungen halte ich persönlich wenig, ich will Theater nicht am Laptop anschauen. Da fehlt mir die sinnliche Erfahrbarkeit, egal wie gut es gemacht ist. Trotzdem werden wir Theaterschaffenden herausgefordert, neue Formate zu entwickeln, die eine Verbindung zwischen analogem und digitalem Theater ermöglichen können.

Natürlich gibt es auch finanzielle Einbußen. Zum Beispiel fielen mir dieses Jahr meine Tantiemen als Theaterautorin für meine am Berliner Ensemble laufenden Repertoireinszenierungen "Auf der Straße" und "Mütter und Söhne" fast komplett weg. An neue Aufträge war dieses Jahr bislang nicht zu denken. Die staatlichen Unterstützungen für die Solo-Selbständigen und Künstler kamen sehr spät, aber immerhin kamen sie und sollen ja auch verbessert fortgeführt werden.

Ich arbeite derzeit an Anträgen für Stipendien und Projektförderungen. Außerdem bin ich mit einigen Theatern im Gespräch für Inszenierungen für die nächste Spielzeit. Im April war meine Inszenierung "don't forget to die" als Stream über die Webseite der Münchner Kammerspiele zu sehen. Während des ersten Lockdowns waren Theaterstreams eine legitime Sache. Insgesamt sehe ich das exzessive Streaming im Kulturbereich aber kritisch.

Künstlerinnen und Künstler sollten ihre Arbeit nicht umsonst anbieten und das Publikum auch nicht an solche Gratisangebote gewöhnen. Im Theaterbereich gab es natürlich auch rein digital produzierte Projekte. Aber wie gesagt, diese entsprechen nicht meiner Theaterarbeit. Ich hoffe natürlich, dass nächstes Jahr wieder reguläre Theaterarbeit möglich sein kann.

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