Asylpolitik:Kaum Chancen auf Bleiberecht

23-jähriger Nigerianer muss wohl nach Bulgarien ausreisen

Nur ein Kirchenasyl könnte Promise Ali jetzt noch vor der Abschiebung bewahren. Sein bisheriger Arbeitgeber, Bäcker Thomas Polz aus Ampermoching, hatte vieles versucht, um zu verhindern, dass der 23-Jährige nach Bulgarien ausreisen muss. Dort soll der Asylantrag des Nigerianers nach den Regeln des Dublin-Abkommens bearbeitet werden. Bereits seit einem Jahr hatte Ali in Vollzeit für den Bäcker gearbeitet, der händeringend Arbeitskräfte sucht. Erhält ein Mensch einen Abschiebebescheid, dann müssen die Behörden die Ausreise innerhalb von sechs Monaten organisieren. Gelingt das nicht, etwa wegen Personalmangel oder weil die Zusammenarbeit mit den ausländischen Stellen nicht klappt, muss der Asylantrag am Ort bearbeitet werden. Manche warten die Zeit im Kirchenasyl ab. Allzu gute Chancen, für immer in Deutschland zu bleiben, hätte Ali wohl trotzdem nicht. Zur Zeit werden auch Flüchtlinge aus Nigeria wieder zur Heimkehr aufgefordert. Als Bäcker Polz den jungen Mann, der für Odelzhausen Fußball spielt, einstellte, hatte der angesichts der Terrorakte in seinem Heimatland noch gute Chancen auf Asyl. Doch auch Bulgarien ist für Flüchtlinge kein gutes Pflaster. Ali selbst berichtete von Misshandlungen, er wurde zunächst ein Jahr in einem Gefängnis festgehalten und dann in ein Flüchtlingscamp gebracht. Das Verwaltungsgericht Hannover stellte in diesem Jahr fest, dass die Überstellung von Flüchtlingen nach Bulgarien nicht zumutbar sei. Diese Linie vertritt auch die Organisation Pro Asyl. Das Verwaltungsgericht München sieht das allerdings anders. Auf Bitten des Bäckers hatte die CSU-Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt Alis Fall erneut von der Zentralen Ausländerbehörde bei der Bezirksregierung prüfen lassen. Diese erklärt Polz nun, das Verwaltungsgericht München habe sich "mit der Situation von Asylbewerbern in Bulgarien auseinandergesetzt", aber festgestellt, dass "keine erheblichen Bedenken" bestehen. Ratlos ist nun nicht nur der Bäcker, sondern auch Peter Barth vom Helferkreis. Er setzt wenig Hoffnung in Kirchenasyl: das Angebot ist gering, die Nachfrage aber sehr groß. Zumal zur Zeit sehr viele Asylsuchende besonders aus Afghanistan Ablehnungsbescheide erhalten. Auch weitere Angestellte des Bäckers sind betroffen.

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