Süddeutsche Zeitung

Architekturwettbewerb:Yogafläche statt Kunsteisbahn

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Für die Georg-Scherer-Halle auf dem ASV-Gelände gibt es seit über zehn Jahren keine Hoffnung mehr. Ein Neubau muss her. Jetzt gibt es erste Entwürfe, wie dieser eines Tages aussehen könnte - die Kosten sind noch unklar.

Von Morris Zalesjak, Dachau

Die Georg-Scherer-Halle am Dachauer ASV-Gelände ist marode. Der 70er-Jahre-Bau ist nicht mehr zu retten. Die Stadt hat sich für einen Neubau entschieden. Dafür lobte sie einen Realisierungswettbewerb für Architekten aus. Im ASV-Theatersaal können sich Interessierte noch bis Freitag, 15. Dezember, die eingereichten Entwürfe der teilnehmenden Architekturbüros ansehen. Eine Jury hat bereits am vergangenen Freitag die Sieger gekürt. Neben den Plätzen eins und zwei gibt es auch zwei Drittplatzierte.

Der erste Preis geht an den Entwurf mit der Nummer 1030, ein Stahl-Beton-Bau mit viel Glas und Holzverkleidung. So zumindest der Plan vom Architektenbüro "PSA Pfletscher + Steffan" aus München. Es soll ein moderner Flachbau werden mit Fußgängerbrücke, Parkhaus, VIP-Bereich, viel Glas und Holz und mit "Blick in den Auenwald" hinter dem Fußballplatz. "Und für die Sportler ein kurzer Weg in die Gaststätte", witzelt Alexander Pfletscher beim Pressetermin am Montagabend. Er meint damit die angrenzende ASV-Gaststätte, die erhalten bleiben soll.

Das Vorhaben beinhaltet zwei getrennte Bauabschnitte: einerseits die Georg-Scherer-Halle mit Umkleidekabinen und den Spielfeldern, andererseits den Anbau mit Indoor-Trainingsmöglichkeiten und Fitnessstudio. Zwischen den Hallen soll ein 500 Quadratmeter großer Yoga-Bereich im Freien entstehen. Das Sportgelände des ASV soll mit dem Neubau "eine neue Mitte bekommen", so die Architekten. Für die Umsetzung der Pläne soll neben der maroden Georg-Scherer Halle auch die Kunsteisbahn des ASV abgerissen werden. Ersatz ist vorerst nicht geplant.

Ursprünglich verfolgte die Stadt den Plan, erst eine neue Eishalle zu bauen und sich dann um den Neubau der Georg-Scherer-Halle zu kümmern. Von dem Plan haben sich die Stadträte aber aus finanziellen Gründen wieder abgewendet. Die Mehrzweckhalle, in der auch Schulsport stattfindet, hat Priorität. Das bedeutet aber auch, dass es erst einmal keine Eislaufbahn in Dachau gibt. Mindestens bis 2026, heißt es vonseiten der Stadt.

Neue Heimstätte für die ASV-Volleyballer

45 mal 27 Meter misst die Spielfläche der geplanten Mehrzweckhalle im Siegerentwurf, insgesamt drei Hallenfußballfelder. An den Seiten gibt es drei Tribünen, zwei davon lassen sich bei Bedarf zu einer Wand umwandeln, sowie einen getrennten Event- oder VIP-Bereich. Die neue Mehrzweckhalle bietet Platz für 1500 Zuschauer, die wahrscheinlich hauptsächlich bei den Bundesliga-Heimspielen der ASV-Volleyball-Herren erreicht werden dürften. Die Halle soll auf der Fläche der Kunsteisbahn entstehen. Dort wo aktuell die Georg-Scherer-Halle steht, soll ein Parkhaus gebaut werden, welches weiterhin über die Zufahrt beim Kreisverkehr an der Eduard-Ziegler-Straße sowie von der Gröbenriederstraße erreichbar sein soll.

Auf dem Dach sollen Photovoltaikanlagen angebracht werden. Die Architekten planen, mit einer elektrischen Wärmepumpe zu heizen, Umweltenergie zu nutzen oder Regenwasser in Zisternen aufzufangen und weiterzuverwenden. Bei den Materialien setzen die Architekten für den Bau auf Recyclingbeton und Holz als nachwachsenden Rohstoff. Das Büro gibt an, bereits mehrere Hallen in ähnlicher Weise gebaut zu haben, die ASV-Halle wäre aber ihr größtes Projekt.

"Wir wissen nicht, was das kostet"

Die Jury, am Montagabend vertreten durch Stadtbaumeister Moritz Reinhold und Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), lobt die klare Struktur und das "aufgeräumte Design". Andere Aspiranten hätten Teilaspekte, wie die Fahrradstellplätze, nur "stiefmütterlich" behandelt, sagt Reinhold. Der Vorschlag mit der Nummer 1030 habe die Fach- und Sachpreisrichter "vollumfänglich überzeugt".

Wann es mit der Planung weitergeht, bleibt aber erst einmal abzuwarten. Während hier schon über die Pläne des Neubaus diskutiert wird, geht es anderswo noch ums Geld. Die Autoren einer Machbarkeitsstudie rechnen mit Baukosten in Höhe von 36 Millionen Euro - mindestens. "Wir wissen noch nicht, was das kostet", sagt Hartmann. Der nächste Schritt ist laut OB ein Verfahren, das den Auftrag zum Bau europaweit ausschreibt, erst dann könne man über die Kosten für Bau und Betrieb beraten. Für das Verfahren rechnet Stadtbaumeister Reinhold mit "drei bis vier Monaten". Dann muss der Stadtrat noch zustimmen. Reinhold geht von anderthalb Jahren bis zum Baubeginn aus. Bis das Projekt final umgesetzt ist, würden "mehrere Jahre" vergehen.

Wie lange es dann wirklich dauert, bleibt abzuwarten, Stichwort: Neubau des Hallenbades. Dessen Bau steht still, die Kosten sind mit rund 23 Millionen fast drei Mal so teuer wie geplant. Wenn dann wirklich gebaut wird, erklären Hartmann und Reinhold, soll zuerst die neue Halle auf der Fläche der Eiskunstbahn errichtet werden und nach deren Fertigstellung das Parkhaus. Man wolle schließlich sicherstellen, dass es in der Zwischenzeit noch eine zugängliche Halle gibt.

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