Antrag im Stadtrat:Ein Automat, der Bücher annimmt

Bücherautomat im Gasteig in München, 2010

Schon seit mehr als zehn Jahren setzen die Münchner Stadtbibliotheken auf Automaten. Das Foto von 2010 zeigt die Technik im Gasteig.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die SPD möchte den Service der Stadtbücherei Dachau verbessern. Statt mehr Personal soll Technik bei der Rückgabe helfen

Statt neues Personal zu beantragen, was im Dachauer Stadtrat oft nicht gut ankommt, fordert die SPD-Fraktion einen Roboter: Ein neuartiger Rückgabeautomat soll den Service der Stadtbücherei verbessern. Stadtrat Sören Schneider begründet den Antrag damit, dass viele Menschen werktags kaum Zeit fänden, ihre Bücher zurück zu bringen, weil die Bibliothek bereits um 17 Uhr schließt. Verlängerte Öffnungszeiten ließen sich nur mit erheblichem Personalaufwand umsetzen. Zudem, so glaubt die Fraktion zu wissen, würden viele Kunden frühmorgens und am fortgeschrittenen Abend nicht zur Ausleihe, sondern lediglich zur Rückgabe kommen. Statt einer oder mehrerer Personen wäre demnach ein Automat die richtige Lösung. Die SPD bezieht sich auf eine Umfrage unter Büchereinutzern vom vergangenen Jahr.

Allein 2016 seien 380 000 Medien aus den städtischen Büchereien entliehen wurden. Alle sind bereits mit sogenannten RFID-Chips ausgestattet, welche eine schnelle automatisierte Verbuchung ermöglichen. Denn der Automat, den die SPD fordert, ist nicht einfach nur eine Klappe oder ein Kasten, in die etwas eingeworfen wird, sondern funktioniert eher wie ein Pfandflaschenautomat. Das heißt, das Buch wird erkannt, seinem Nutzer zugeordnet und bei Einwurf sofort im System und im Nutzerkonto verbucht. Der Kunde hat den sofortigen Nachweis und muss sich nicht mehr um Mahngebühren sorgen. Zugleich gelange durch diese Automaten nichts Fremdes oder auch schlicht Müll ins System, laut SPD-Antrag sind sie "vandalismussicher". Mit den Büchern und Filmen gehen die Automaten sehr sorgsam um, sie werden weder beschmutzt noch beschädigt. Als Vorbild nennt die SPD das Rückgabesystem an der Hochschule München. Diese erklärt auf ihrer Homepage www.hm.edu, dass der Rückgabeautomat, der mit Touchscreen und Scanner funktioniert, schlau genug ist, zu erkennen, "ob ein RFID-Chip im Buch enthalten ist oder ob jemand eine vermoderte Wurstsemmel einwerfen möchte". Sobald der Nutzer alle Bücher, eins nach dem anderen, eingestellt hat, wird eine Rückgabe-Quittung ausgedruckt.

Rückgabeautomaten, erklärt Sören Schneider im Antrag, "hätten den weiteren Vorteil, dass sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch während der Öffnungszeiten entlasten können. Für die übrigen vielfältigen Aufgaben des florierenden Büchereibetriebs in Dachau bliebe daher sowohl den Hauptamtlichen als auch den Ehrenamtlichen mehr Zeit". Nicht angenommen würden am Automaten Bücher, auf die bereits eine Mahngebühr besteht. Dafür solle weiterhin die Rückgabe am Schalter erhalten werden. In den Münchner Stadtbibliotheken gibt es bereits seit mehr als zehn Jahren Automaten sowohl für die Rückgabe als auch die Ausleihe. In acht Stadtteilen können Medien außerhalb der Öffnungszeiten zurück gegeben werden.

Mit dem Thema Stadtbücherei beschäftigt sich auch das in diesem Jahr im Kulturausschuss beschlossene Strategiepapier "Perspektive 2022". Darin heißt es: "Ein wichtiges Ziel in Hinblick auf den Personaleinsatz wird sein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt mit Beratungs-, Vermittlungs- und Kundenbetreuungsaufgaben zu betrauen und einfache Ausleihe- und Rückgabeprozesse so zu automatisieren, wie dies bereits in vielen Bibliotheken der Fall ist." Zumindest an der Hauptstelle an der Münchner Straße solle zunächst ein Automat aufgestellt werden, fordert die SPD-Fraktion. Mit einer einfachen Rückgabebox will sie sich nicht zufrieden geben. Diese verbuche nichts. Die Mitarbeiter müssten die Eingänge nachbearbeiten, Medien würden darin beschädigt und diese Schäden könnten nicht eindeutig Nutzern zugeordnet werden. Damit sei der Nutzen für Mitarbeiter und Kunden gering.

Billig ist so ein Automat nicht, aber doch günstiger, als mehr Stellen zu schaffen. Die SPD schätzt, dass die Anschaffungskosten etwa 20 000 Euro betragen.

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