Antrag im Kreistag:Die Antwort auf das Volksbegehren zum Artenschutz

Bauern wollen öffentliche Einrichtungen verpflichten, mehr Lebensmittel aus der Region sowie Bioprodukte verwenden

Von Anna-Elisa Jakob, Dachau

Die Bauern im Landkreis Dachau reagieren mit einer Initiative auf das Ergebnis des Volksbegehrens zum Artenschutz: Künftig sollen öffentliche Einrichtungen wie Behörden oder Heime die benötigten Lebensmittel zu mindestens 50 Prozent aus regionaler und zu weiteren 25 Prozent aus ökologischer Landwirtschaft beziehen. Das erklärten die Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) auf einer Pressekonferenz. In den kommenden Wochen werden entsprechende Anträge an die einzelnen Gemeinden und Pfarrverbände im Landkreis gestellt.

Die restlichen 25 Prozent der Lebensmittelversorgung will man offen lassen für andere Produkte, die außerhalb der Region und in herkömmlicher Bodenbewirtschaftung hergestellt werden. Kreisbäuerin Emmi Westermeier und Anton Kreitmair, Bezirkspräsident des Bauernverbandes, werden den Antrag im Kreistag stellen - bei sind CSU-Kreisräte. Das werde besonders spannend, so Kreisbäuerin Westermeier: "Hier geht es schließlich auch um die Versorgung in den Krankenhäusern, Schulen und weiteren öffentlichen Einrichtungen."

Das Volksbegehren zum Artenschutz forderte unter anderem, den Anteil ökologischer Landwirtschaft in Bayern von zehn auf 30 Prozent bis 2030 zu erhöhen. Bayernweit unterschrieben 18,4 Prozent der Wähler das Volksbegehren, im Landkreis Dachau waren es 22,9 Prozent. Ein deutliches Signal, wie Kreitmair findet. In der öffentlichen Diskussion um das Volksbegehren seien aber einzig die Bauern als Schuldige dargestellt worden. Die Vertreter des Bauernverbandes halten das für ungerechtfertigt - und sehen die Bevölkerung in der Pflicht. Dazu brauche es Kompromissbereitschaft von beiden Seiten: "Nur Schuldzuweisungen vonseiten der Gesellschaft gehen nicht", erklärte Kreitmair.

Der BBV-Kreisverband Dachau sei bayernweit der erste, der diese Idee umsetzen möchte. Als Bezirkspräsident erwartet Kreitmair, wie er sagte, aber von vielen weiteren Kreisverbänden in Oberbayern, dass sie diesem Vorbild folgen. Die Umsetzung des Projekts müsse sehr schnell gehen, fordert Kreitmair. Bereits zum 1. September dieses Jahres soll die neue Regelung greifen. Ein Problem könnten Verträge darstellen, die der Landkreis oder die einzelnen Gemeinden langfristig für die Versorgung von Schulen, Kindergärten oder weiteren öffentlichen Einrichtungen abgeschlossen haben. "Doch auch diese Verträge lassen sich ja in gemeinsamem Einvernehmen abändern", meint Kreitmair.

Was die Initiative konkret bewirken wird, ist laut Bauernsprecher nicht in Zahlen zu fassen. Eine Auswertung, wie viel regionale oder ökologisch produzierte Lebensmittel aktuell für Gemeinde- und Kirchenveranstaltungen genutzt werden, gibt es nicht. Von der angestrebten Quote sei man aber "meilenweit entfernt", schätzt Kreitmair. Die meisten entschieden sich nach einer Ausschreibung für den billigsten Anbieter. "Und das ist dann meist bestimmt nicht bio oder regional", sagt Westermeier. Den Verbrauchern entstehen "minimale Mehrkosten", wie Kreisbäuerin Emmi Westermeier sagte.

Es geht den Landwirten aber vor allem um die Signalwirkung: dass die ganze Gesellschaft sich auch aktiv daran beteilige, ökologische und regionale Lebensmittel zu fördern. Die Schuldzuweisungen an die Landwirtschaft seien im Zuge des Volksbegehrens enorm gewesen, klagte Kreitmair. Und weiter: "Für manche Landwirte war das Ergebnis persönlich verletzend." Die Landwirtschaft nehme den Arten- und Umweltschutz schließlich seit Jahren ernst. Aber man dürfe sie damit nicht allein lassen. Biobauer Josef Wallner brachte es auf den Punkt: "Für uns Bauern wäre es eine riesige Wertschätzung, wenn diese Anträge durchgehen."

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