Süddeutsche Zeitung

Anschlag auf Dachauer Gymnasium:Pure Zerstörungswut

Lesezeit: 2 min

Im Erweiterungsbau des Ignaz-Taschner-Gymnasiums durchtrennen Unbekannte bereits installierte Elektroleitungen. Der Schaden beträgt mehrere hunderttausend Euro. Landrat Löwl will Baustellen künftig überwachen lassen

Von Robert Stocker, Dachau

Unbekannte haben in der vergangenen Woche einen Anschlag auf den Erweiterungsbau des Ignaz-Taschner-Gymnasiums in Dachau verübt. Die Täter drangen in die Baustelle an der Jahnstraße ein und durchtrennten viele der bereits installierten Elektroleitungen. Der angerichtete Schaden, so das Landratsamt, dürfte mehrere hunderttausend Euro betragen. Landrat Stefan Löwl und sein Stellvertreter Helmut Zech reagierten auf den dreisten Anschlag bestürzt. "Ich bin schockiert und kann einfach nicht glauben, dass so etwas passiert", so Löwl in einer ersten Stellungnahme. Das Landratsamt will aus dem Vorfall Konsequenzen ziehen.

Der Schock über die schweren und vorsätzlichen Zerstörungen im Erweiterungsbau des Ignaz-Taschner-Gymnasiums sitzt bei den Mitarbeitern des Landratsamts tief. Wie der Medienbeauftragte des Landratsamts, Wolfgang Reichelt, mitteilt, geht die ausführende Elektrofirma in einer ersten Einschätzung davon aus, dass die Täter fünf bis zehn Prozent der verlegten Leitungen beschädigt haben. Die Summe, die für die Reparatur der Schäden benötigt wird, dürfte sich auf mehrere hunderttausend Euro belaufen. So müssen für die Demontage und Neuinstallation der betroffenen Leitungen nicht nur schon fertig montierte Decken- und Wandverkleidungen wieder abgenommen werden. Auch anstehende Arbeiten wie zum Beispiel die Montage der Fachraummöbel können nicht plangerecht ausgeführt werden.

Das Landratsamt rechnet weiter damit, dass die Schäden und ihre Reparatur eine Bauverzögerung von mehreren Monaten verursachen werden. Ein genauer Zeitraum, so Reichelt, stehe noch nicht fest, da die Schäden erst noch abschließend erfasst und für die polizeilichen Ermittlungen dokumentiert werden müssen. Da die Leistungen noch nicht abgenommen waren, trifft der direkte finanzielle Schaden wohl die beauftragten Bauunternehmen oder deren Versicherungen.

Aber auch auf den Landkreis kommen zusätzliche Aufwendungen zu. Sie können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden. Zum Erweiterungsbau gehören eine neue Sporthalle und ein Gebäude mit Fachräumen für den naturwissenschaftlichen Unterricht. Beide Einrichtungen werden wohl nicht wie geplant zum Jahreswechsel für den Unterricht und den Vereinssport zur Verfügung stehen. Sportvereine wie der ASV Dachau und der TSV Dachau 1865 hatten sich darauf eingestellt, dass sie die Halle von Januar 2020 an nutzen können. Daraus wird nach dem jetzigen Stand der Dinge nichts. "Mir fehlen einfach die Worte", so Landrat Löwl in einer Stellungnahme, die er der Dachauer SZ auf der Heimreise von seinem Urlaub gab. "Das ist nur noch asozial." Der Landrat will die Bürger auch im sozialen Netzwerk Facebook über den Vorfall informieren und dort seine Bestürzung äußern. Es sei rätselhaft, was die Täter mit dem Anschlag erreichen wollten. Eine Konsequenz will er daraus ziehen: "Ich werde dem Kreistag vorschlagen, dass künftig alle Baustellen des Landkreises von einem Sicherheitsdienst überwacht werden." Die Überwachung der Baustellen soll zum Standard werden. Am Montag ist der Landrat wieder im Dienst. Dann will er die Schäden im Erweiterungsbau des Gymnasiums inspizieren.

Auch der stellvertretende Landrat Helmut Zech zeigt sich schockiert. "Eine solche Art von böswilliger Sabotage habe ich noch nicht erlebt und konnte ich mir bisher auch nicht vorstellen," so Pfaffenhofens Bürgermeister in einer ersten Reaktion. "Die Dimension geht weit über das leider bekannte Maß an Vandalismus hinaus. Hier wurde nicht nur die schulische und sportliche Infrastruktur getroffen, sondern dieser Vorfall wird auch Auswirkungen auf die Abwicklung zukünftiger Baumaßnahmen des Landkreises haben."

Das Landratsamt hat bei der Polizei unverzüglich Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Bislang liegen keinerlei Hinweise zu dem oder den Tätern vor. Bürger, die etwas Verdächtiges beobachtet haben, sollen sich bei der Polizei oder direkt beim Landratsamt melden. Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen, stellt der Landkreis eine Belohnung in Höhe von 1500 Euro in Aussicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4589740
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 06.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.