Süddeutsche Zeitung

Angebot schrumpft, Teilnehmerzahlen sinken:Das Defizit wächst

Karlsfelder Gemeinderäte sorgen sich um die Volkshochschule

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Positive Zahlen sind es nicht, die Daniela Niedermeier, die Leiterin der Karlsfelder Volkshochschule (VHS), in ihrer Jahresbilanz für 2017 dem Hauptausschuss des Gemeinderats kürzlich vorgelegt hat. So ist die Zahl der angebotenen Kurse und Veranstaltungen im Vergleich zum Jahr 2016 von 429 auf 402 zurückgegangen. Das größte Angebot im Vorjahr gab es im Gesundheitsbereich mit 190 Kursen und Veranstaltungen. 103 Sprachkurse und 50 berufliche Fortbildungen folgten auf den Plätzen zwei und drei, dazu 30 und 29 Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur und Gesellschaft. Mit dem Schrumpfen des Angebots einhergehend sank auch die Teilnehmerzahl von 3445 auf 2902. Gestiegen ist aufgrund dieser Entwicklung natürlich das Defizit der VHS und zwar um etwa 20 000 Euro auf 128 000 Euro.

Weil für 2018 im Haushalt ein Betrag von 132 000 Euro ausgewiesen ist, gab es über das wachsende Minus erhebliche Besorgnisse unter den Gemeinderäten. Erstaunlich genug, wenn man bedenkt, dass angesichts der sich wandelnden Arbeitswelt von Vertretern aus Politik und Wirtschaft stets lebenslanges Lernen gefordert wird und Erwachsenenbildung ebenso zur Grundversorgung einer Kommune gehört wie die Kinderbetreuung und Wder interdienst.

"Natürlich ist man besorgt", sagt Daniela Niedermeier im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung angesichts der Zahlen. Allerdings kann sie mehrere gute Gründe nennen, warum die Teilnehmerzahlen nicht mehr bei fast 5000 im Jahr liegen wie in den besten Zeiten der VHS. So hätten 2017 einige Dozenten aufgehört, beispielsweise ein sehr beliebter Yoga-Lehrer, der gleich sechs Kurse gegeben hatte und eine Leiterin von vier Kursen, die schwanger geworden sei. "Es ist nicht leicht, auf die Schnelle Ersatz zu finden", erklärt Niedermeier.

Als eine weitere Ursache sieht sie die stetige Flexibilisierung von Arbeitszeiten, die vielen Menschen nicht mehr erlaube, regelmäßige Kurstermine wahrzunehmen. Außerdem werde die Konkurrenz immer größer, etwa durch Lernangebote im Internet oder durch Fitnessstudios. Im Übrigen, so betont die VHS-Leiterin, habe es Schwankungen bei den Teilnehmerzahlen immer schon gegeben.

Ein Mittel, wie umgehend gegengesteuert werden kann, weiß auch sie nicht: "Ich kann nicht neue Konzepte aus dem Hut zaubern." Eine Erhöhung der Kursgebühren zur Verringerung des Defizits sei aktuell nicht geplant. "Wir beobachten das erst einmal und werden die Gebühren allenfalls zum Herbstsemester angehen", sagt Niedermeier.

Eine Möglichkeit, die Teilnehmerzahlen gleich auf einen Schlag zu erhöhen, gäbe es aber schon: Wenn die Volkshochschule - wie das beispielsweise in Markt Indersdorf der Fall ist - für das Kulturprogramm der Gemeinde zuständig wäre. Eine Funktion, die in Karlsfeld der Besetzung harrt.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2018
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