Amtsgericht Dachau:Vollmacht erschwindelt

34-Jähriger wegen Betrugs und Urkundenfälschung verurteilt

Von Daniela Gorgs, Dachau

Weil er im Namen seiner ahnungslosen Verlobten Autos kaufte und Darlehensverträge abschloss, musste sich ein 34-jähriger Mann vor dem Dachauer Amtsgericht wegen Betrugs und Urkundenfälschung verantworten. Auf den Namen seiner Verlobten kaufte der Mann im Internet einen Audi A3 Sportback für gut 26 000 Euro. Er holte den Wagen in einem Autohaus in Ostdeutschland ab und meldete ihn daheim in der Zulassungsstelle an. Alles mit der Vollmacht der Verlobten. Auf diese Weise erhielt er auch den Kredit der Audi-Bank. Vier Monate später kaufte er im gleichen Autohaus einen VW Golf 7 GTI zum Preis von knapp 36 000 Euro. Er unterzeichnete den Kaufvertrag sowie den Darlehensvertrag bei der VW-Bank mit dem Namen seiner Verlobten. Holte den Wagen mit ihrer Vollmacht ab und meldete ihn an. Das Problem: Der 34-Jährige konnte nicht mal ansatzweise den Ratenforderungen nachkommen und auch nicht die Versicherung bezahlen, die er für einen VW Touran abgeschlossen hatte. Die Verlobte fiel aus allen Wolken, als die Banken von ihr Geld einforderten. Sie hatte von den Geschäften ihres mittlerweile Ex-Verlobten nichts gewusst. Die Vorfälle liegen mehr als drei Jahre zurück.

Sichtlich aufgebracht sitzt die 33-jährige Frau im Zeugenstuhl und schaut zum Angeklagten. "Dass du dich nicht schämst!" Mit einem neugeborenen Kind und einem Haufen Schulden habe er sie sitzen gelassen. Der Ex-Verlobte, der damals selbständiger Transportunternehmer war, habe auf ihren Namen diverse Arbeitsmittel bestellt. Sie sei wegen Steuerhinterziehung zur Rechenschaft gezogen worden, für die sie gar nichts konnte. Finanziell zerstört habe sie Privatinsolvenz anmelden müssen.

Die 33-jährige Frau fängt im Gerichtssaal an zu weinen. Als der Richter sie fragt, ob sie auch den Kaufvertrag für den GTI nicht unterschrieben habe, empört sie sich: "Ich war zu der Zeit hochschwanger. Was will ich da mit einem GTI?" Der Angeklagte blickt reumütig zu Boden. Und schlägt über seinen Verteidiger vor, mehr Unterhalt für das gemeinsame Kind zu zahlen und den Vorschuss vom Jugendamt zu erhöhen. Doch das lehnt die Frau ab. Die leeren Versprechungen könne sie nicht mehr hören. "Ich habe mit der Sache abgeschlossen."

Fünf Kinder hat der Mann, mit fünf verschiedenen Frauen. Unterhalt zahlt er recht und schlecht, weswegen er bereits zweimal verurteilt wurde. Mittlerweile sei er fest angestellt und zugleich mit seiner neuen Chefin liiert. Die Ex-Partnerinnen hätten ihn immer bei seinen jeweiligen Arbeitgebern angeschwärzt. Mit Ausnahme der Zeugin, sagt er und blickt schuldbewusst in ihre Richtung.

Der Beschuldigte räumt vor Gericht alle Vorwürfe ein und bittet um Entschuldigung. Richter Christian Calame verurteilt den einschlägig Vorbestraften wegen Betrugs in drei Fällen und Urkundenfälschung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. Zudem muss er 120 Sozialstunden ableisten. Der Richter spricht von einer "erheblich kriminellen Energie", mit welcher der Angeklagte über einen längeren Zeitraum Unterschriften gefälscht habe, um Autos zu kaufen, die weit über seinem Budget lagen. Calame warnt den 34-Jährigen: Das nächste Mal könne es sehr eng werden für ihn. Dann wendet er sich an die Ex-Verlobte. Warum diese durch die Vorfälle so geschädigt worden sei, erschließe sich ihm nicht. Laut Rechtsordnung hätte sie nicht für die Autokäufe haften müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: